2019 Januar

FOCUS-Leser diskutieren über "Hat der Glaube eine Zukunft?" (Focus 2019/2)

Es geht nur um Gott Glaube? Sprechen wir von Glaube, Religion oder Kirchen? Ich als Christ spreche von Gott. Dazwischen ist ein himmelweiter Unterschied. Die Welt ist voller Mitläufer – wie schon immer.
>> Jochen Vogel, per Mail

Kirchen verschwinden. Der christliche Glaube hat sehr wohl eine Zukunft. Diesen Kirchen, die diesen Glauben für sich beanspruchen, wird es aber ebenso ergehen wie den C-Parteien, die sich das Attribut des Christentums heuchlerisch an ihre Fahnen geheftet haben. Sie werden verschwinden. Man wird sich wieder auf wahre, wichtige christliche Werte besinnen. Und diese erkennt man weder bei diesen Kirchen noch bei den C-Parteien.
>> Herbert Bretzlinger. per Mail

Schlechtes Beispiel. Natürlich glauben die meisten Menschen. Teilweise an Fake News, teilweise an Verschwörungstheorien oder an Esoterik oder den Islam. Aber für Christen sehe ich schwarz. Ist auch kein Wunder, so wie sich die Kirchenführer an den Islam anbiedern oder Typen wie Tebartz-van Elst sich bereichern, nicht zu schweigen von dem ganzen vertuschten Kindesmissbrauch. Wozu brauchen wir eine solche Kirche?
>> Sabine Foerster, per Mail

Zu viel Heuchelei. Natürlich hat der Glaube Zukunft. Ich finde es allerdings mehr als schäbig, dass Leute, die teilweise die Kirche, auch den Glauben vehement verteufeln und ablehnen, gerade zu Weihnachten die Kirchen füllen. Verlogener geht’s kaum. Wahrscheinlich nur, um die Zeit bis zur Bescherung mit einem schönen Märchen zu füllen. Ich habe ein richtig gutes Verhältnis zu Gott, muss dazu aber weder konfessionell gebunden sein noch in die Kirche rennen.
>> Ines Hannusch, per Mail

„Man kann mit Religion schon viel Unsinn machen“

Glaube, der sich nicht der Vernunft stelle, sei Fundamentalismus. Vernunft aber, die nur auf die Empirie setze sei ebenfalls zu begrenzt. „Die Bibel ist Aufklärung", führt er mit Verweis auf den Abschied vom Vielgötterglauben fort, und: „Jesus war ein Aufklärer."

>> Reinhard Kardinal Marx (Debatte mit Michel Friedman) 11.01.2019

JuMiKo Thema „Keine Kompromisse. Radikal L(i)eben!“

Kompromisslos wird das Leben von Christen, wenn sie lernen, Gott und Mitmenschen radikal zu lieben. Um zu lieben, muss man nicht in allem übereinstimmen. Liebe hat mit Annehmen und Respektieren zu tun. Liebe heißt nicht, gleichgeschaltet zu sein.“ Das gilt für Ehepartner ebenso wie unter Christen.

>> Andreas Boppart, Leiter des Missionswerks Campus für Christus Schweiz (Zürich). In Idea, 6.1.2019

Generation "E"

Wir Menschen haben psychologische Bedürfnisse. Wir wollen Freiheit, Wertschätzung, Sinnhaftigkeit und eine Bestimmung.

 

Die kommende Generation wird immer auf der Suche sein nach etwas, das diese Bedürfnisse befriedigt. Weil alle anderen Grundbedürfnisse in der westlichen Welt mit dem Bedingungslosen Grundeinkommen gedeckt sein werden. Eintönige Jobs, denen man bisher nur nachgegangen ist, um Geld zu verdienen, werden ohnehin von Robotern und Künstlichen Intelligenzen erledigt werden.

>> Valentina Resetarits: Es gibt einen Namen für die Generation, die nach der Generation Z kommt (businessinsider.de, 23.02.2018)

2019 Februar

Christen sollten Patrioten sein, die ihr Vaterland liebten.

Sie dürften aber keine Nationalisten sein, die andere Länder herabsetzten.

>> (General a. D. Hans-Peter von Kirchbach (Potsdam): Ehrenpräsident der Johanniter-Unfall-Hilfe und frühere Generalinspekteur der Bundeswehr. In: idea/03.02.2019)

Venezuela: Bizarre Sekte als Quelle des Unheils

Venezuela ist kein Entwicklungsland, sondern eine Kulturnation, eine internationale Hochburg klassischer Musik. Es ist voller Bodenschätze. Es war voller Lebenslust. Es ist Heimat eines gebildeten Volkes, von dem nicht einmal 5 Prozent Analphabeten sind. Die Esoterik war nicht der einzige Grund für den erschütternden Absturz ins Elend. Aber sie war seine Wegbereiterin. Im Dritten Reich war Esoterik die Ersatzreligion vieler Nationalsozialisten, was für das geistliche Leben in Deutschland fatale Folgen hatte, wie die deutschkanadische Anthropologin Karla Poewe von der Universität von Calgary nachgewiesen hat. In der postmodernen Bundesrepublik erlebt diese Religion zurzeit einen unerhörten Aufschwung; Esoterikbücher erzielen bei uns einen Jahresumsatz von 500 Millionen Euro.

 

In einem Interview mit einem Theologie-Professor an der katholischen Universität von Caracas sagte er reumütig: „Wir haben uns nicht hinreichend bemüht, unsere Menschen im Glauben zu unterweisen.“ Ich befürchte, dass dereinst womöglich der eine oder andere einsichtige Theologe in Deutschland das Gleiche sagen wird.

>> (Der Autor, Uwe Siemon-Netto, lebt in Kalifornien und ist Journalist, promovierter lutherischer Theologe und Religionssoziologe. In: Idea/07.02.2019)

Islam-Experte sieht „Generation Allah“ aufwachsen

Warum Integration bisweilen nicht geht, beschreibt Ahmad Mansour in aller Deutlichkeit am Beispiel eines Bekannten namens Nader. Wer Nader frage, was er sei, bekomme zur Antwort „Palästinenser und Moslem“, obgleich Nader schon seit Jahren die deutsche Staatsangehörigkeit besitze.

 

Nader gebe sich als Patriarch. Er sagt seiner Frau und seinen Kindern, was sie zu tun haben. Er arbeitet schwarz und nimmt die Unterstützung der Behörden mit. Was er für seine Kinder wünsche? „Sie sollen die Ehre der Familie hochhalten. Sie sollen wissen, woher sie kommen, wissen, dass sie Palästinenser sind und sonst nichts – und auf mich hören.“ Soweit der Bürger Nader, der „mittendrin“ in einer Parallelgesellschaft lebe. Man liest diese Beschreibung eines Menschen und fragt sich: Warum sollte er sich ändern, nachdem er von Gaza nach Berlin gezogen ist? In seiner Welt ist er der Chef. Die Frau gehorcht, die Kinder respektieren ihn. Die Männer um ihn herum sind wie er. Sein Patriarchat ist unangefochten und zweifelsfrei. Er lebt, wie er in Gaza gelebt hat – nur sicherer. Warum sollte er sich integrieren?

 

So krass und klar schreibt der arabische Israeli Mansour (Ahmad Mansour: Klartext zur Integration. Gegen falsche Toleranz und Panikmache. S. Fischer Verlag, Frankfurt/Main 2018) über Leute wie Nader, dass man versteht, warum sich gerade arabische Männer so schwertun mit der deutschen Mehrheitsgesellschaft: Sie haben mehr zu verlieren als andere. Nicht bloß den Respekt, der ihnen so wichtig ist – ihre ganze Macht wäre dahin, würden sie die Gleichberechtigung der Geschlechter akzeptieren

>> (Werner van Bebber. In: Tagesspiegel vom 5.2.2019)

Nicht in meinem Namen!

Zur Grußbotschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier an die iranische Führung anlässlich des 40. Jahrestages der Islamischen Revolution

 

Ich schäme mich

Dieser Iran will Juden ins Meer treiben, den Staat Israel von der Landkarte tilgen. Frau Merkel hat in der Knesset gesagt, dass die Sicherheit Israels zur deutschen Staatsräson gehört. Das gilt doch für alle, auch für den Bundespräsidenten! Zum ersten Mal schäme ich mich für den 1. Mann meines Staates. Der Evangelische Kirchentag sollte ihn deshalb ausladen! Und wenn er kommt, sollten wir ihm Plakate entgegenhalten: nicht in meinem Namen!

>> (Kommentar von Pfarrer Steffen Reiche (Berlin). In: Idea-Pressedienst vom 25. Februar 2019 Nr. 047)

Flüchtlingspolitik

„Wir können nicht – selbst wenn Jahrzehnte zwischen den beiden Ereignissen liegen – Millionen Juden töten und Millionen ihrer schlimmsten Feinde ins Land holen.“

>> der kürzlich verstorbene Modedesigner Karl Lagerfeld

 

Der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebundes und CSU-Politiker Uwe Brandl (CSU), Bürgermeister im niederbayerischen Abensberg, sagt: „Ich sehe in meiner kleinen Stadt, dass es nur einen verschwindend geringen Prozentsatz echter Integrationswilliger gibt. Der Großteil der Zugewanderten hat an unseren Angeboten kein Interesse.“

 

Ralph Brinkhaus, CDU/CSU-Bundestagsfraktion: Integrationspolitik gibt es nicht erst seit 2015. Sie ist ein langer Prozess, in dem immer wieder korrigiert wird. Das ist eine große Herausforderung, denn wir haben es dabei mit Menschen zu tun, die teilweise sehr anders sind.

 

idea: Kann ein Muslim im Jahr 2030 für die CDU Bundeskanzler werden?

Brinkhaus: Warum nicht, wenn er ein guter Politiker ist und er unsere Werte und politischen Ansichten vertritt.

idea: Das sieht die katholische CDU-Bundestagsabgeordnete Veronika Bellmann anders: „Eine Union der Vielfalt halte ich im Hinblick auf den Islam und seine vielfältigen Ausprägungen für eine Idee der Einfalt.“

>> (Idea-Pressedienst vom 27. Februar 2019)

2019 März

Pädophilie: Satanischer Angriff auf Christi Leib

Nur Toren ignorieren, wie explosiv die Weltlage ist. Sie schreit nach einer Instanz, die Gottes Wort und Liebe glaubwürdig verkündigt. Der schlaffe EKD-Protestantismus packt das nicht; zu sehr verzettelt er sich mit Papperlapapp. Bleibt also die katholische Kirche mit ihren 1,2 Milliarden Gliedern? Ach, sie ist offenbar dabei, wie ein Kartenhaus zu kollabieren, weil sie ihrer inneren Fäulnis nicht Herr wird: des tausendfachen Kindesmissbrauchs durch Geistliche in allen Erdteilen.

>> (Uwe Siemon-Netto, lebt in Kalifornien und ist Journalist, promovierter lutherischer Theologe und Religionssoziologe. In: idea / 1.3.2019)

Klimawandel

 

Die Heilige Schrift zeigt uns drei einschneidende Klimaveränderungen auf unserer Erde. Die ersten beiden liegen hinter uns (Sündenfall und Sintflut: als der Mensch gegen seinen Schöpfer rebellierte, kamen der Tod und die Vergänglichkeit in die gesamte Schöpfung. Alles veränderte sich. Trotzdem wurden die Menschen danach noch zehnmal älter als wir heute.), der dritte große Wandel liegt noch vor uns (Wiederkunft Jesu: Tausendjähriges Reich - dies ist verbunden mit gewaltigen kosmischen und topografischen Umwälzungen).

>> (Die Bibel: Sach 14,4-5; Mt 24,29; Lk 21,25-27; Offb 6; 7; 8; 16)

 

Im Zusammenhang mit der Sintflut erwähnt die Schrift das erste Mal Regen und nach der Sintflut das erste Mal Sommer und Winter, Frost und Hitze. Vor der Sintflut müssen völlig andere klimatische Bedingungen auf Erden geherrscht haben. Wir leben nach der Sintflut und vor der Wiederkunft Jesu. Über allem steht für diese Zeit das Wort aus 1.Mose 8,22, welches uns eine innere Gelassenheit in den ganzen Schreckensszenarien der heutigen Zeit gibt. Das heisst nicht, dass es durch die Zeiten hindurch keine klimatischen Schwankungen und Veränderungen geben kann. Aber alles bleibt unter der Kontrolle Gottes und innerhalb der Grenzen von «Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht»

 

>> (Die Bibel: 1.Mo 8,22)

 

Als Nachfolger Jesu werden wir deshalb im Licht der Bibel anders mit der gefallenen Schöpfung und dem uns Anvertrauten umgehen. Das heisst, die Schöpfung ist uns zum verantwortungsvollen Gebrauch gegeben, und wir wissen auch um ihre Vergänglichkeit.

>> (Johannes Pflaum. In: Mitternachtsruf – März 2019)

„EIN SELFIE IST ELEKTRONISCHE MASTURBATION“

 

Karl Lagerfeld

Interkulturelles Training

Frühjahr 1987: Ich sitze in einem Tagungszentrum im schleswig-holsteinischen Nienwohld und werde von der Organisation Youth for Understanding auf mein bevorstehendes Austauschjahr in den USA vorbereitet. Wir spielen nämlich das Albatros-Spiel: ein weiß gekleideter Mann kommt herein, gefolgt von einer weiß gekleideten Frau. Sie hält deutlich Abstand zu ihm, während die beiden einmal den Stuhlkreis abgehen, in dem ich und die anderen zukünftigen Austauschschüler sitzen. Wer die Beine übereinandergeschlagen hat, wird aufgefordert, beide Füße auf den Boden zu stellen – die Männer von dem Mann, die Frauen von der Frau. Danach nimmt er auf einem Stuhl Platz, während sie sich zu seinen Füßen hockt. Sie reicht ihm eine Schale mit Essen, er kaut einige Bissen, erst dann isst auch sie. Bevor die beiden wieder gehen, drückt er ihren Oberkörper mit der Hand drei Mal auf den Boden. 

 

Zwei ehemalige Austauschschüler, die die Vorbereitungstagung leiten, wollen von uns wissen, was wir gesehen haben. Eine Kultur, in der die Frau weniger wert ist als der Mann, logisch. Sie darf ja erst Nahrung zu sich nehmen, nachdem er gegessen hat, und dann dominiert er sie auch noch körperlich. Mit dieser Interpretation liegen wir so ziemlich daneben. Die fiktive Albatros-Kultur ist nämlich ein Matriarchat, in der Frau und Erde heilig sind. Deshalb darf der Mann nicht auf dem Boden sitzen und nur essen, wenn die Frau ihm Nahrung anreicht. Seine einzige Möglichkeit, teilzuhaben an der heiligen Kraft der Erde, ist, seine Hand auf ihren Rücken zu legen, wenn sie mit der Stirn den Boden berührt.

 

Damals begriff ich zum ersten Mal: Wir werten. Ständig. Und greifen dabei in Blitzesschnelle auf einen Wertekanon zurück, den wir für selbstverständlich halten. Und das gilt nicht nur für die Begegnung mit einer anderen Kultur – das Albatros-Spiel wird inzwischen häufig bei interkulturellen Trainings gespielt – es gilt letztlich für jede Begegnung mit einem anderen. 

>> (Dagrun Hintze. Auf zeit.de Schüleraustausch, Artikel vom 14. März 2019)

Menschen werden von Gott unendlich geliebt

Sünde sei, was die Beziehung des Menschen zu sich selbst und zu Gott störe, so Dietz. Als „moderne“ Beispiele nannte der Theologe die Flucht in eine Sucht, übersteigertes Sicherheitsbedürfnis oder übertriebene Selbstlosigkeit. Die Ursache für solche Verhaltensweisen liege darin, dass „der Mensch nicht mit sich selbst zurechtkommt“. Die erlösende Botschaft von Jesus Christus sei, dass die Menschen von Gott unendlich geliebt würden, auch wenn die Sünde in ihrem Leben allgegenwärtig sei. Dietz: „Wir sind abgründiger als wir wissen, aber auch wertvoller, als wir glauben.“

>> (Theologieprofessor Thorsten Dietz (Marburg) am 22. März in einem Vortrag auf dem Kongress „Upgrade 2019 – weiter.echter.tiefer“ im nordhessischen Willingen)

Die wahre Lehre kann mit der Irrlehre keinen Kompromiss eingehen

Warum verfallen Menschen solch irrsinnigen Kompromissvorstellungen? Weil sie das Konzept eines Kompromisses nicht verstehen. Kompromisse werden zwischen Interessen geschlossen, nicht zwischen richtig und falsch. Nehmen wir ein Beispiel aus der Politik: Wenn Arbeitgeber und Gewerkschaften über das Lohnniveau diskutieren, so haben beide Seiten berechtigte Forderungen, zwischen denen ein Mittelweg gefunden werden muss. Zwischen Wahrheit und Irrtum ist ein derartiger Mittelweg aber nicht möglich. Ebenso verhält es sich in der kirchlichen Lehre. Die wahre Lehre kann mit der Irrlehre keinen Kompromiss eingehen, sie würde dadurch (im wahrsten Sinne des Wortes) kompromittiert. Entweder stehen homosexuelle Bindungen unter Gottes Segen, oder sie tun es nicht.

>> (Sebastian Moll, Studienleiter an der THS-Akademie für pastorale Führungskräfte in Bingen am Rhein. In: Idea vom 22. März 2019)

Machen Beziehungsverträge die Liebe gerechter oder wird so selbst das Privatleben zur Ware? Tatsächlich können Paare davon profitieren – materiell, aber auch emotional.

 

Die typische Liebesbiografie besteht heute aus einer lockeren Aneinanderreihung zeitlich begrenzter Bindungen, die ohne Einvernehmen und ohne Konsequenzen jederzeit von einer der beteiligten Personen beendet werden können.

 

Aber auch in stabilen Beziehungen läuft es häufig so: Auf eine Phase magischer Verliebtheit folgt Ernüchterung. Irgendwann reicht es einfach nicht mehr aus, dem geliebten Wesen in die Augen zu schauen, um selig durch den Tag zu schweben. Spätestens dann muss geklärt werden, wer den Müll runterbringt, die Spülmaschine ausräumt oder den Hund Gassi führt. Weiterhin ob es fair ist, wenn jeder gleich viel für den Wocheneinkauf bezahlt, oder ob dieser anteilig nach Einkommen aufzuteilen sei und ob man dabei der Umwelt zuliebe nach dem Recyclingtoilettenpapier greift oder doch der hinternschmeichelnden Vierlagenvariante den Vorzug gibt.

 

Klingt unromantisch? Willkommen in der Realität. Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 sind die Top-Streitthemen deutscher Paare die Aufgabenverteilung im Haushalt, die Regelung der Finanzen, die Kindererziehung, die Freizeitgestaltung und das Sexleben. Also praktisch alles, was den gemeinsamen Alltag ausmacht.

 

Schadensbegrenzung verspricht ein neuer Trend aus den USA: Anstatt eine traditionelle Ehe einzugehen, entscheiden junge Paare sich immer häufiger dafür, sogenannte love contracts aufzusetzen.

 

Anders als klassische Eheverträge, die häufig finanzielle und sorgerechtliche Regelungen für den Fall der Trennung festsetzen, enthalten solche Liebesverträge vor allem Punkte, die das Verhalten der Partner während der Beziehung regulieren.

 

Eine andere Sichtweise vertritt die Soziologin und Bestsellerautorin Eva Illouz: Liebesverträge würden die Qualität romantischer Beziehungen nicht verbessern. Im Gegenteil: Letztendlich seien solche Verträge nur ein weiterer Vorstoß des unternehmerischen Denkens und des Gebots der Selbstoptimierung im intimsten Winkel der Privatsphäre.

 

Das Übertragen von Denk- und Handlungsschemata aus Recht und Wirtschaft auf das Zwischenmenschliche ist laut Illouz ein Beleg dafür, dass Liebesbeziehungen zunehmend als "Bündel von Nutzwerten" begriffen werden. Ist ein Partner mit diesem nicht mehr zufrieden oder erblickt anderswo größeres Potenzial, ist die Beziehung futsch, und man kann sich alle mühsam ausdiskutierten Verhaltensvorschriften in die Haare schmieren. 

 

Ganz egal ob postmodern-ironisch, neoliberal oder streng zweckmäßig verfasst – am Ende sind Liebesverträge schon allein deshalb ein sinnvolles Projekt, weil sie etwas voraussetzen, das für das Gelingen jeder Beziehung essenziell ist: einfach mal miteinander reden.

>>(Diana Weis, Freie Autorin und Dozentin für Modetheorie und Körperkultur. In: Die Zeit)

Homo-Segnungen: Ein Kompromiss zu Lasten der Glaubwürdigkeit

Gleichgeschlechtliche Partner können nach der Eheschließung künftig auch in der Evangelischen Landeskirche in Württemberg in einem öffentlichen Gottesdienst gesegnet werden.

 

Wer will, kann mit gleichgeschlechtlichen Partnern einen öffentlichen Gottesdienst feiern, und wer Bedenken hat, muss es nicht tun. Auf der Strecke bleibt allerdings die Glaubwürdigkeit der Kirche. Ihr Fundament, die Bibel, kann offensichtlich nach Belieben ausgelegt werden.

>>(Klaus-Peter Grasse, Redakteur bei idea. In: idea/24.03.2019)

--> siehe auch #96 Thesen zum Austritt aus der EKD (Auszüge)

2019 April

Segnungsgottesdienste – Homo-Segnung: „Zwei Kirchen“ in Württemberg

Die württembergische Landessynode hatte die Segnungsgottesdienste am 23. März 2019 mit der notwendigen Zweidrittelmehrheit ermöglicht.

 

Der Vorsitzende des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Württemberg „Die Apis“, Steffen Kern (Walddorfhäslach bei Reutlingen), spricht von einem „Sieg kirchlicher Pragmatik über die innere Überzeugung vieler Synodaler und weithin auch über die theologische Stringenz. Es wird gegen den Schriftbefund ein öffentlicher Segnungsgottesdienst gleichgeschlechtlicher Paare eingeführt.“ Für die Apis sagte Kern, dass sie weiterhin keine Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare durchführten. Christen, die aus der Landeskirche austräten, böten sie eine „geistliche Heimat“ an.

 

Der Liebenzeller Gemeinschaftsverband drückte sein „Bedauern“ über die Entscheidung aus. Positiv bemerkte der Verband, dass „nicht wie in den allermeisten Landeskirchen der EKD die Möglichkeit einer gottesdienstlichen Segnung oder Trauung flächendeckend eingeführt“ wurde und dass „nicht der Ehe-Bund, sondern die Personen gesegnet“ würden. Das „Hauptdilemma“ des Beschlusses sei, dass „sich unterschiedliche Schriftverständnisse unvereinbar gegenüberstehen“. Auch der Liebenzeller Verband sprach von „zwei Kirchen unter einem Dach“. Die Frage des Austritts aus der Kirche müsse jedem Einzelnen überlassen bleiben. Der Vorstand vertrete die Meinung: „Wir möchten die Schwestern und Brüder nicht verlassen, die in dieser Kirche sind und bleiben und sich einsetzen für dieselben Ziele wie wir. Und davon gibt es viele.“ Dass der Beschluss mit Stimmen der „Lebendigen Gemeinde“ zustande kam, schmerze viele ihrer Unterstützer. Der Liebenzeller Gemeinschaftsverband führe selbst keine Segnungen homosexueller Partnerschaften durch. 

 

Der Süddeutsche Gemeinschaftsverband äußerte sich ähnlich. Man bedaure „sehr, dass nun unter einem Kirchendach sich zwei diametral widersprechende Positionen zu dieser Frage gleichberechtigt ihren Platz finden sollen. Es macht uns Sorge, dass selbst die Vertreter des pietistisch geprägten Gesprächskreises ‚Lebendige Gemeinde’ kein einheitliches Votum abgeben konnten.“ Der Süddeutsche Gemeinschaftsverband biete „auch den Menschen eine geistliche Heimat, die sich dem Beschluss nicht anschließen können und darin einen Verstoß gegen Bekenntnis und Wort Gottes sehen und die deshalb nun eine Kirchenmitgliedschaft nicht weiter verantworten können“. Zugleich wolle man „homosexuell empfindenden Menschen mit derselben Offenheit, Achtung und demselben Respekt begegnen, wie allen anderen Menschen auch“. 

 

Der Vorsitzende des Netzwerks Bibel und Bekenntnis, Ulrich Parzany (Kassel), zeigte sich enttäuscht über das Abstimmungsverhalten der „Lebendigen Gemeinde“. Er habe gehofft, „dass es wenigstens eine große Landeskirche geben könnte, in der die bibeltreue Basis sich gegen falsche Lehre in der Kirche durchsetzen“ könnte. „Diese Hoffnung müssen wir nun leider endgültig aufgeben.“ Die Formulierung im Gesetz, im Gottesdienst anlässlich einer Eheschließung nicht das jeweilige Paar, sondern die einzelnen Partner zu segnen, sieht der Theologe kritisch: „Mir kommt dieser kirchenjuristische Trick wie eine Verhöhnung der Vernunft mündiger Christenmenschen vor.“ Parzany rief dazu auf, sich zu bibeltreuen Gemeinden zu halten. 

 

In einer Erklärung im Namen der Pfarrerarbeitsgemeinschaft Confessio bezeichnete ihr Vorsitzender Tobias Eißler das Gesetz als „falsch“ und „vermessen“. Der „Bruch mit dem Bekenntnis durch die Einführung eines schriftwidrigen Schriftverständnisses und der Installation eines gottwidrigen Gottesdienstes durch die Zweidrittelmehrheit einer Synode“ sei „bekenntniswidrig, verfassungswidrig und damit nichtig“. Es gehe „nicht um die Frage, wie lange Pfarrern und Gemeinden anderer Ansicht noch Gewissensschutz eingeräumt wird, sondern wie die Gemeinde Jesu vor einer kirchenleitenden Synode geschützt wird, die irrt“. Die innere Einheit der Kirche sei mit dem Beschluss zerbrochen. „Wenn das, was von Gottes Wort her als falsche Lehre, Unordnung und Ärgernis zu beurteilen ist, zur Kirchenordnung gemacht wird, ist der innerkirchliche Friede nicht etwa bewahrt, sondern nachhaltig zerstört.“ Dass eine Segnung nicht dem jeweiligen Paar, sondern Einzelpersonen gelte, klinge „wie Spott auf die Wahrnehmung jedes mündigen Christenmenschen und jedes säkularen Bürgers mit gesundem Menschenverstand“.

>> (IDEA vom 2. April 2019)

Gedanken zur Passion

## Doch Gott wirft all unsere Sünde auf ihn, damit wir Frieden haben und gerechtfertigt sind vor ihm ##

 

Das sind elementare Gedanken zur Passion und zum göttlichen Rettungsdienst durch Leiden und Sterben Christi. Dies ist in der Passionszeit das Zentrum der Verkündigung, daran hängt alles.

 

Wie flach und dämlich mutet in diesem Licht die Fastenaktion „7 Wochen ohne“ an: Sie führt von der Passionsbotschaft weg und in eine unevangelische neue Werkgerechtigkeit, die mit dem christlichen Glauben so viel zu tun hat wie der Igel mit dem Staubwischen. Statt dieser theologischen Selbstbefriedigung ist der Dank für das gewaltige Werk Christi unsere Aufgabe als wartende Gemeinde. Denn dass Gott sich in seinem Sohn in dieser Kondeszendenz (Selbsterniedrigung) uns Menschen wieder zugewandt hat (Matthäus 17,2), kann nur dahin führen aus vollem Herzen zu schmettern: „Mein erst Gefühl sei Preis und Dank“ (Evangelisches Gesangbuch 451). Der hausbackene Selbsterlösungsversuch „7 Wochen ohne“ verdunkelt den Sinn von Gottes großartigem Rettungsplan. Die Bitte von uns Christen kann nur lauten: „Herr, stärke mich, dein Leiden zu bedenken, mich in das Meer der Liebe zu versenken, die dich bewog, von aller Schuld des Bösen uns zu erlösen“ (EG 91).

>> (Pfarrer Ulrich Kronenberg, von 2008 bis 2015 Leiter des Evangelischen Militärpfarramts Speyer. In: idea/07.04.2019)

Kritik an Kirche und Glaubenspraxis in den Zeitungen

Kirchgang oder lieber zur Kakaozeremonie? In den Osterausgaben der Zeitungen geht es um das Erstarken der Esoterik und die Glaubenszweifel der Christen. Zugleich wird deutliche Kritik an der Verkündigung der Kirchen geübt.

 

Tagesspiegel: Evangelische Kirche ist auf dem Holzweg

Im Tagesspiegel (Berlin) kritisiert der evangelische Theologe und Historiker Benjamin Hasselhorn

(Wittenberg) seine Kirche. Als Kernproblem hat er eine „grassierende Unernsthaftigkeit“ ausgemacht und nennt dafür vier Beispiele: „1. Die Hauptplakatkampagne zum Reformationsjubiläum zeigte in hellen, bunten Farben Kinderzeichnungen von freundlichen Menschen und Tieren, dazu Sprüche wie: ‚Wenn die Zeit davonrennt, muss ich dann hinterher?’, ‚Ist das Boot zu voll oder das Herz zu leer?’ oder ‚Kann man sich statt auf mal in den Arm nehmen?’. Und der traurige Höhepunkt: ‚Wie kommt mehr Himmelblau ins Alltagsgrau?’ Wer soll da die Zielgruppe sein? Wer soll sich da ernstgenommen fühlen? 2. Die reformatorischen Bekenntnisschriften sind zwar formell weiter in Geltung, aber viele Pfarrer kennen sie nicht einmal. Kein Wunder, dass man vielerorts von Konfirmanden kein Auswendiglernen zentraler biblischer Texte mehr verlangt. 3. Nach wie vor wird in jedem Gottesdienst das Apostolische Glaubensbekenntnis gesprochen, doch hinterher erklärt einem der Pfarrer unter vier Augen, dass er selbstverständlich nicht an die Jungfrauengeburt glaube, und dass Auferstehung auch eher heiße, dass die Sache Jesu weitergehe, als dass tatsächlich ein Mensch tot war und wieder lebendig wurde. Ist dann das gemeinsame Bekennen bloßes Theater? 4. Bei einem Konfirmationsgottesdienst gipfelt das Bekenntnis der Konfirmanden in dem Satz: ‚Ich bin stolz darauf, evangelisch zu sein, denn evangelisch sein, heißt, man darf glauben, was man will.’ Glauben, was ich will, kann ich auch ohne Kirche ganz gut. Ein solcher Eindruck von Beliebigkeit und fehlender Ernsthaftigkeit geht nicht spurlos an einer Generation vorbei, die weit entfernt ist von einer noch irgendwie selbstverständlichen Einbindung in kirchliche Traditionszusammenhänge. Orientierung sucht man sich da, wo tatsächlich Orientierung geboten wird.“

 

Neue Zürcher Zeitung: Kein Platz für die letzten Fragen

Ebenfalls Kritik an der evangelischen Kirche übt die Theologin Béatrice Acklin Zimmermann in der Neuen Zürcher Zeitung: „Den Kirchen gelingt es immer weniger, ein intellektuell anspruchsvolles Publikum anzusprechen und zu überzeugen. Viele Intellektuelle haben den Eindruck, dass in den oftmals mit Anekdoten angereicherten, spirituell vernebelten und dem Zeitgeist angedienten Predigten elementare Spannungen und Widersprüche des Lebens kaum noch eine Rolle spielen und für die entscheidenden ‚letzten Fragen‘ kein Platz mehr bleibt. Manch einer stolpert auch darüber, dass in den Predigten auf den Skandal des Kreuzes Christi verwiesen und zugleich ein Kuschelgott offeriert wird, der niemanden infrage stellt und wenig erhellende Potenziale für den Umgang mit sperrigen Lebenssituationen anbietet. Wen wundert es da, wenn Menschen bei anderen Sinndeutern als den Kirchen Antworten auf ihre elementaren Fragen von Leben und Tod suchen und dem Besuch eines Gottesdienstes jenen eines Konzerts, einer Theater- oder Opernvorstellung vorziehen.“

>> (Ein Überblick von idea-Redakteur Karsten Huhn. In: idea/22.04.2019)

2019 Mai

Evangelikale: Die Richtungskämpfe werden sich fortsetzen

Es gibt innerhalb der Bibel keine positiven Aussagen zur Homosexualität. Die Argumente für die Segnung sind vor allem biologischer, soziologischer, juristischer oder psychologischer Natur. Sie sind auch nachvollziehbar. Für die Frage einer kirchlichen Segnung müssen aber biblisch-theologische Gründe ausschlaggebend sein.

>> (Jörg Breitschwerdt; hat die Entwicklung der Evangelikalen erforscht. In: Idea vom 3. Mai 2019)

Beschütze das Allerheiligste in dir!

 

Menschen können gegen dich sein. Deine eigenen Gefühle können sich gegen dich richten. Wir können negative Dinge nicht vermeiden, aber entscheiden, was wir an diesen Ort lassen und was nicht. Schiffe sinken nicht, aufgrund von Wasser, das sie umgibt. Kaltes, schmutziges, vergiftetes oder aufgepeitschtes Wasser schadet dem Schiff nicht, solange es außerhalb bleibt. Schiffe sinken, wenn das, was außen ist, nach innen vordringt. Es ist leichter, die Dinge draußen zu halten, als das, was drin ist, wieder loszuwerden. Deshalb schärft Jesus es seinen Jüngern regelrecht ein: „Euer Herz erschrecke nicht!“ Über alles beschützt euren Glauben, das Allerheiligste in euch! – Aus dem Evangelium nach Johannes 14,1

>> (Stefan Hänsch, Pastor der International Christian Fellowship Church (ICF) in Berlin. In: Idea vom 5. Mai 2019)

2019 Juni

Wie politisch muss die Kirche sein?

Von den fast acht Milliarden Einwohnern lebten nur noch 350 Millionen Menschen in intakten Demokratien. Henze: „Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit, und wir sind nicht gut darauf vorbereitet, den Angriffen auf die Demokratie durch Populisten von innen und außen – etwa China, Russland, Türkei und Ungarn – entgegenzuwirken. Wir müssen widerstandsfähiger werden.“ Laut Henze ist es nicht die Aufgabe der Predigt, „den Tagesthemen-Kommentar vom Vorabend zu wiederholen“. Die Predigt müsse „nahe an der Wirklichkeit sein, ohne kitschig zu sein oder zu moralisieren“. Wenn die Demokratie zerbrösle und sich Frustration aufstaue, müsse man diese Stimmung in der Predigt und bei Diskussionsabenden im Gemeindehaus aufgreifen. Henze: „Die Kirche ist ein wichtiger Akteur der Zivilgesellschaft und kann zum Narrativ des Gelingens beitragen.“ Henze ist Autor des Buches „Kann Kirche Demokratie?

 

Seine Ansichten stießen auf den Widerspruch von Hasselhorn. Dieser kritisierte, dass sich die Kirche ins Politisieren flüchtet. Sie vernachlässige dabei die Glaubensfragen. Es helfe der Kirchengemeinde nicht, wenn sie Predigten zur Tagespolitik hören müsse, aber leider passiere das ständig: „Die Leute schalten da innerlich ab.“ Die Aufgabe der Kirche sei es nicht, sich auf eine politische Seite zu stellen, sondern unterschiedliche Positionen unter dem Kreuz zusammenzubringen und zu versöhnen. Die Kirchen müssten „nicht noch mehr Politik, sondern endlich mehr Theologie betreiben“. Hasselhorn verfasste „Das Ende des Luthertums?

>> (Der Würzburger Historiker Benjamin Hasselhorn und der ARD-Hauptstadtkorrespondent Arnd Henze. In Idea vom 21. Mai 2019)

Dafür beten, jemanden zum Glauben führen zu dürfen

Oft wird diese Aufgabe dem Pastor überlassen. Aber ist das nicht so, als würde man dem Ertrinkenden sagen: „Bitte warte noch, bis der Bademeister kommt“? „Wann kommt er denn“, ruft der Ertrinkende. „Im Moment ist er noch überlastet – u. a. mit der Beerdigung von solchen wie dir, die bereits ertrunken sind.“ „Dann wirf du mir doch den Rettungsring zu!“, schreit der Ertrinkende. „Das wurde mir nicht beigebracht“, ist das Letzte, was der Sterbende hört. Wird in den Gottesdiensten zu wenig über den Missionsbefehl und wie man ihn umsetzt gepredigt? Die Erfahrung zeigt: Wenn man anfängt, darum zu beten, dass man selbst jemanden zum Glauben führen darf, dann geschieht es! Vielleicht nach sieben Tagen, sieben Monaten oder sieben Jahren. Aber es geschieht.

Wenn das gepredigt würde, hätten wir dann nicht noch volle Kirchen und ein christliches Vaterland?

>> (Albrecht Kellner (Kirchseelte bei Bremen), ist Physiker, Raumfahrt-Manager i. R., Buchautor und Referent über Naturwissenschaft und Glaube. In: Idea vom 2.6.2019)

Vertrauen in die Bibel

Das Vertrauen in die Bibel als Gottes Wort ist bis heute angeknackst: „Dem ,Sollte Gott gesagt haben?‘ ist das

subtilere ,Sollte Gott das so gemeint haben?‘ gefolgt.“

 

Steeb beklagte ferner, dass eine von vielen Menschen vertretene „wertneutrale Weltanschauung“ vermehrt Glaubens-, Meinungs- und Gewissensfreiheit einschränke: „Das dürfen wir nicht zulassen. Die Angriffe auf Veranstaltungen, in denen biblischer Klartext geredet wird, nehmen zu.“ Er kenne Christen, die sich aus Angst vor beruflichen Konsequenzen nicht öffentlich zu biblischen Werten äußerten: „Lassen wir uns schon einschüchtern? Folgen wir einer political correctness?“

>> (Hartmut Steeb, Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz. In: Idea vom 6. Juni 2019)

„68er“ mitverantwortlich für Missbrauchsskandal

Raphael Bonelli (Wien) macht die 68er-Bewegung mitverantwortlich für den Missbrauchsskandal. „Wir ernten jetzt die Früchte der Achtundsechziger, die meinten, Sexualität sei nur zur eigenen Befriedigung da. Diese narzisstische Nabelschau ist das Fundament des Missbrauchs“, sagte Bonelli in einem Interview mit der katholischen Wochenzeitung „Die Tagespost“ (Würzburg). Er nannte es „fragwürdig“, wenn sich Grüne und Alt-Achtundsechziger über den kirchlichen Missbrauchsskandal ereifern. Gerade „diese ideologischen Kreise“ hätten doch einst die Pädophilie enttabuisieren wollen – ganz im Gegensatz zur Lehre der Kirche.

 

Bonelli bedauert, dass „Irrtümer“ wie die „Sexualpädagogik der Vielfalt“ von Helmut Kentler (1928–2008) tief in kirchliche Strukturen eingedrungen seien. Er könne da nur warnen: „Frühsexualisierung ist das Muster der Pädophilen.“ Dennoch seien „viele sexualpädagogische Ansätze auf die Frühsexualisierung aus – auch innerhalb der Kirche und sogar bei Missbrauchsbeauftragten, die es eigentlich besser wissen sollten“.

 

Bonelli äußerte sich in dem Interview ferner zu den Folgen der Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche: „Ein Priester, der jemand sexuell missbraucht, sündigt schwer und scheint keine Gottesfurcht mehr zu haben. Den Schaden, den er in den Seelen anrichtet, weil er als Priester Christus repräsentieren sollte, können wir gar nicht ermessen.“ Dadurch sei die Kirche schwer beschädigt und habe massiv an Glaubwürdigkeit verloren.

>> (Raphael Bonelli, Psychotherapeut und Bestsellerautor. In: Idea/12.06.2019)

Der Klimawandel ist nicht das größte Problem

„Der Klimawandel ist nicht das größte Problem der Menschheit“, so Thomas Sames Das eigentliche Problem sei das „gestörte Klima“ zwischen Gott und Mensch, so Sames. Daraus würden Gier, Gleichgültigkeit und Egoismus erwachsen. Durch Jesus habe sich Gott auf Augenhöhe mit den Menschen begeben und die Beziehung zwischen Gott und Mensch wiederhergestellt. Wer an ihn glaube, erhalte den Heiligen Geist, sei in Gott verwurzelt und bringe gute Früchte wie Liebe, Freundlichkeit und Güte hervor. Sames forderte die Jugendlichen dazu auf, nicht zuerst auf „Influencer“ im Internet zu hören, sondern sich dem Einfluss des Heiligen Geistes auszusetzen.

>> (Thomas Sames, Jugendpastor der Landeskirchlichen Gemeinschaft Augsburg, am 16. Juni 2019 beim Jugendfestival BAM (Begegnung, Aktion, Musik) im GRZ Krelingen. In: Idea/17. Juni 2019)

2019 Juli

Zeitgeist

Was ich in meinen alten Aufklärungsbücher über die New-Age-Bewegung las, rüttelte mich ganz neu wach. So war diese Bewegung nicht eine Welle, die nach einiger Zeit wieder abflachte. Vielmehr haben sich inzwischen das Denken und die Ziele dieser Bewegung flächendeckend durchgesetzt, wenn auch niemand mehr von «New Age» spricht. Zur Bewegung gehören nicht nur sanfte Technologien, alternative Heilverfahren, Globalismus, Feminismus und die bewusste Zerstörung einer christlichen Sexualethik, sondern auch die Ablösung des bisherigen antithetischen Denkens durch das synthetische Denken. (Antithetisch: das Denken in Gegensätzen wie Gut und Böse, das zugleich ein göttliches Prinzip ist; synthetisch: es gibt keine Gegensätze, alles gehört irgendwie zusammen)

 

Auch im synthetischen Denken darf Kritik geübt werden. Aber am Ende wird alles als Teil des Ganzen auf eine höhere Ebene gebracht. So ist dieses Denken der New-Age-Bewegung ganz eng mit dem postmodernen Denken verwandt, in welchem es keine absolute Wahrheit mehr gibt. Es ist alarmierend, wie weit sich dieses Denken auch schon unter den Evangelikalen verbreitet hat und nach uns greift. Aus diesem Grund müssen wir noch mehr betonen und darauf hinarbeiten, dass wir uns nicht dem Denkschema des Zeitgeistes anpassen, sondern unser Denken durch Gottes Wort wirklich erneuert wird. Nur so bleiben wir fähig zu prüfen, was der wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes ist (Römer 12,1-2).

>> (Johannes Pflaum, Rundbrief vom  3.7.2019)

Er trug für uns

Wir dachten vom Ursache-Wirkungsprinzip her. Wir dachten logisch. Wir dachten, da existiert eine notwendige Ordnung hinter den Phänomenen die in ihrer seltsamen, unverständ-lichen Abfolge auftreten. Phänomene die uns überfordern, die nicht mit herkömmlichen Analyseverfahren zu erklären sind. Wir dachten, wenn wir schon keine einleuchtende Notwendigkeit hinter dem Schmerz dieser Welt entdecken, dann machen wir uns eben einen eigenen Reim darauf. Wir dachten da an einen Gott der sich am menschlichen Versagen rächt. Nicht böswillig, sondern wesensbedingt. Wir dachten da an einen Gott der konsequenterweise straft, schlägt und wegen der Balance der Gerechtigkeit Blut fließen lassen muss. Schnittwunde für Schnittwunde damit die Welt im Schnitt/Gleichgewicht bleibt. Wir dachten an ein vom ihm kontrolliertes, unbestechliches Schicksal. Wir dachten uns ein unsichtbares Wesen, dass keine Fehler im System zulässt.

 

Wir dachten so, damit das Zufällige seinen unvorhersehbaren Charakter des Zufälligen endlich abstreift. Dieser Cocktail - das Zufällige kombiniert mit einem kräftigen Schuß Mißtrauen – irgend-wann fingen auch die Stärksten an mit Zittern. Wir brauchten eine Lösung. Wir hatten einfach Angst. Wer ist der Nächste, den das Schicksal aufruft an den Galgen zu treten?

 

Diesmal war es der Nazarener Jeshua. Sohn eines Zimmermanns. Hat hier in der Provinz etwas Staub aufgewirbelt. Er war einer von uns, ganz nett. Autodidakt. Bescheiden mit sich, aber anspruchsvoll in seiner Ethik. Hatte Charisma mit Entertainerqualitäten. Ein Paradiesvogel. Aber was sollten wir denn machen? Jemand der sich mit göttlichen Attributen ausweist, den kannst du nach menschlicher Logik nur ausweisen. Das hier ist doch nicht das Paradies. Also haben wir unser Kreuz gemacht. Wir dachten unsere Logik sei wahrhaftig. Wir haben entschieden.

 

Wir waren überzeugt es gäbe zwei Klassen von Menschen. Die Gerechten und die Ungerechten. Ja, die Einteilung haben wir vorgenommen. Wer? Na wir, die Gerechten. Irgendeine Strategie brauchst Du doch um den Bedrohungen in dieser gefährlichen Welt zu begegnen. Wir dachten unsere Ordnung sei brilliant. Es war ein Deal mit unserer Angst. Das Tauschgeschäft bestand darin unsere Angst und Hilflosigkeit gegen Kontrolle und Sicherheit. Wir dachten die Welt käme so in Ordnung. Wir dachten … tja, wir haben uns geirrt.

 

ER hat uns alle überrascht. ER hat angefangen unsere Unordnung in Ordnung zu bringen. ER war der einzige Gerechte. Wir die Ungerechten. Wie konnten wir mit soviel Kompetenz nur so danebenliegen?

 

Wir dachten … nach soviel Blut nicht mehr an einen gewaltfreien, solidarischen, leidensfähigen Gott.

 

Das hat uns zu denken gegeben.

 

Dennoch trug er unsere Krankheiten und unsere Schmerzen hat er auf sich geladen.

Und wir hielten ihn für einen Gezeichneten, einen Geschlagenen und von Gott Niedergebeugten. (Jesaja 53,4)

 

Impuls: Tobias Morsch, Bernstadt. In: MännerMail Nr. 728 / 11.07.2019

Lebendig... lebensnah!

Der See Genezareth empfängt vom Jordanfluss frisches Wasser und lässt im Gegenzug frisches Wasser in den Jordan fließen – das Wasser fließt ständig, bleibt frisch und erhält das Leben. Das Tote Meer erhält hingegen vom Jordan einen kontinuierlichen Zustrom an frischem Wasser, aber es fließt nichts heraus – das ganze Wasser ist salzig und dient weder den Menschen und Tieren, noch den Pflanzen.

 

Bei vielen von uns ähnelt das Leben eher dem des Toten Meeres als dem des Sees Genezareth. Wir gehen in die Kirche, lesen unsere Bibeln und beten, aber tun der Welt nichts Gutes. So werden wir dem Toten Meer ähnlich. Wenn auch das lebendige Wasser in unser Leben hineinfließt, werden wir nichts davon spüren und es wird rein gar nichts in unserem Leben bewirken, solange es nicht hinausströmt in das Leben von anderen Menschen.

 

Um Gott zu spüren, müssen wir ihn uns durchströmen lassen. Gerade wenn wir unser Leben dem widmen, ein Licht der Welt zu sein, Menschen zu helfen und einen positiven Unterschied zu bewirken, werden wir spüren, wie Gott uns durchströmt. Das ist eine erstaunliche Erfahrung. Versuchen Sie es!

 

Impuls: Bobby Schuller – 17.7.2019

ZITIERT – soll sich die Kirche aus der Politik heraushalten?

Ich versuche mir vorzustellen, wie Jesus zu dem Platz kommt, an dem gerade die Ehebrecherin gesteinigt werden soll (Johannes 8,1–11). Und wie er nach kurzer Einschätzung der Lage sagte: Das tut mir jetzt echt leid, aber das ist doch eher eine rechtliche Angelegenheit und politische Entscheidung, wie man mit Frauen wie Dir umgeht. Außerdem, denk mal nach: So stifte ich ja am Ende indirekt noch viel mehr Menschen zum Ehebruch an. Sorry, ich bin raus. Ich kümmere mich jetzt um mein Kerngeschäft: Ich gehe nun auf den Berg und predige energisch von Liebe und Vergebung.

>> Die evangelische Theologin Stefanie Schardien auf zeitzeichen.net zur Frage, ob sich die Kirche aus der

Politik heraushalten solle

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Dann hätte er [Jesus] sich vielleicht vor seine Jünger gestellt und erklärt: Sklaverei widerspricht Gottes Willen, unternehmen wir etwas dagegen! Oder: Führen wir den Guerillakrieg gegen die römischen Besatzer! Oder: Gründen wir einen Arbeitskreis zur Ausbesserung der Verkehrswege in der Provinz Judäa. Das alles tat er nicht, sondern erklärte gegenüber Pilatus: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Sagte den Pharisäern, sie sollen dem Kaiser geben, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Und lehnt ab, als Satan ihm alle Reiche der Welt anbietet.

>> Der Würzburger Theologe und Historiker Benjamin Hasselhorn ebenda zur selben Frage

 

In: IdeaSpektrum Nr. 2019/29

Übertreiber

Müssen Männer immer übertreiben, selbst beim Brote schmieren? 3 cm dicke Brotscheibe, 1 cm Butter drauf, 4 cm Wurst und obendrauf einen Glattstrich Senf von 8mm? Ob männliches Essverhalten aus deren Denken oder mehr der Gedankenlosigkeit resultiert ist noch nicht erforscht. Eine Statistik unterteilt die Denker (mit entsprechendem Lebensstil) in vier Kategorien: Die Pessimisten, die Realisten, die Optimisten und die Übertreiber.

 

* Mit 65 % kommt der Pessimist am häufigsten vor, der bei mehreren Auswahlmöglichkeiten meist die pessimistische wählt und das Negative magisch an sich zieht.

* Der Übertreiber hält mit 25 % den zweiten Platz und macht von sich Reden, weil er eifrig die nüchterne Realität leugnet, diese eher idealisiert und zu verschönern versucht. Dabei realisiert er nicht, dass er sich und anderen was vormacht.

* Weit zurück auf dem dritten Platz liegt mit 7 % der Realist, der nüchtern und ausdauernd den wahren Charakter der Dinge analysiert und proklamiert. Visionen nimmt er erst zur Kenntnis, wenn sie Realität sind.

* Die kleinste Minorität ist mit 3 % der Optimist, der die Realität nicht leugnet, sie vielmehr zur Kenntnis nimmt, aber an einer positiven Entwicklung – wo auch immer – festhält und sich orientiert.

 

Die Statistik beunruhigt. Wenn die Pessimisten und die Übertreiber locker die absolute Mehrheit ausmachen, dann „gute Nacht“ liebe Welt!

Wenn mein »Bauernbrot-big-mac« manchmal dennoch übertrieben ausfällt ist mir dann Wurscht!

>> (Impuls: Klaus Ehrenfeuchter)

2019 August

Trump, Johnson, AfD – Konservativ ist das Gegenteil von rechts

 

Rechts hat mit konservativ nichts zu tun. Ein Rechtspopulist, der sich konservativ nennt, lügt. Ein Kommentar von MALTE LEHMING, 21.08.2019

 

In dem Begriff „konservativ“ schwingen Recht und Ordnung mit, Sicherheit und Sekundärtugenden, heteronormative Kleinfamilien, religiöser Glaube, etwas Spießertum und die schwäbische Hausfrau, von der Angela Merkel einst sprach. Aus dem Lateinischen übersetzt heißt das Wort „conservare“ „bewahren“ und „beibehalten“. In der Medizin ist mit einer konservativen Behandlung eine schonende, vorsichtige Therapie gemeint, möglichst ohne chirurgische Eingriffe.

 

In seinem ersten Brief an die Thessalonicher empfiehlt der Apostel Paulus: „Prüft aber alles, und das Gute behaltet.“ Der Brief liest sich wie eine Urform des Konservatismus. „Tröstet die Kleinmütigen, tragt die Schwachen, seid geduldig mit jedermann, seht zu, dass keiner dem andern Böses mit Bösem vergelte.“

 

Der Konservative ist nicht gern radikal, Neuerungen steht er zunächst ablehnend bis skeptisch gegenüber. Der Begriff „konservative Revolution“, wie er in der Weimarer Republik entstand und dezidiert völkische, antidemokratische und antiliberale Strömungen bezeichnete, die später in die Ideologie des Nationalsozialismus mündeten, ist ein Widerspruch in sich. Der Konservative ist vieles, nur kein Umstürzler. Lieber eine schlechte, stabile Ordnung als gar keine.

 

Links und Rechts eint die radikale Attitüde

Eine andere, pointierte Definition der konservativen Grundhaltung stammt vom englischen Philosophen Michael Oakeshott, der in Cambridge, Oxford und an der London School of Economics gelehrt hatte, bevor er 1990 starb. Der Konservative, schreibt Oakeshott, „zieht das Vertraute dem Unbekannten vor, das Bewährte dem Unbewährten, die Tatsache dem Mysterium, das Vorhandene dem Möglichen, das Begrenzte dem Unbegrenzten, das Nahe dem Fernen, das Ausreichende der Überfülle, das Zweckmäßige dem Perfekten und die Freude im Jetzt dem utopischen Heil“.

 

Insofern sind Konservative das genaue Gegenteil von so genannten Rechtspopulisten. Eine gigantisch hohe Staatsverschuldungsrate, wie sie US-Präsident Donald Trump zu verantworten hat, lehnen sie ab. Vor den Unwägbarkeiten eines No-deal-Brexits, mit dem der britische Premierminister Boris Johnson liebäugelt, graut ihnen. Die oft antiwissenschaftliche Einstellung von Klimawandelleugnern und Impfgegnern ist ihnen zuwider. In der Islamfeindlichkeit der AfD wittern sie einen Angriff auf die Religionsfreiheit. Das Sprunghafte, Wankelmütige und Unernste, mit dem Trump und Johnson in der Politik kokettieren, ist ihnen charakterlich zuwider. Als ebenso abstoßend empfinden sie die frauenfeindlichen und rassistischen Bemerkungen eines Trump. Verschwörungstheorien über angebliche Machenschaften eines „Tiefen Staates“ halten sie für unbelegt, wenn nicht gar absurd.

 

Konservative wollen die bürgerliche Ordnung bewahren

Links- und Rechtspopulisten eint die radikale Attitüde, die Härte im Ausdruck, die Bereitschaft zur

Revolution, die Polarisierungslust, der ideologisch motivierte Furor. Nach dem alten Sponti-Motto: Macht kaputt, was euch kaputt macht. Die Ziele mögen unterschiedlich sein, doch die Wege dahin ähneln sich. Oskar Lafontaine und Alexander Gauland stehen sich jedenfalls näher als Alice Weidel und Annegret Kramp-Karrenbauer.

 

Denn rechts hat mit konservativ nichts zu tun. Ein Rechtspopulist, der sich konservativ nennt, lügt. Er stellt sich in eine Tradition, die ihm nicht gehört. Er beansprucht Tugenden für sich, gegen die er agitiert. Rechtspopulisten verachten die bürgerliche Ordnung, die Konservative bewahren wollen.

 

Im Osten Deutschlands nehmen AfD-Anhänger Anleihen bei Bürgerrechtlern und Willy Brandt. Sie wissen, dass sie den politischen Gegner damit kräftig ärgern können. Der US-Botschafter in Deutschland wiederum, Richard Grenell, führt Besucher gern zur neuen Ronald-Reagan-Terrasse mit Blick über das Brandenburger Tor.

 

Reagan schätzte eine freie Presse und den Wert von Einwanderung. Seine letzte Rede als Präsident war eine Art Liebeserklärung an Migranten. „Wir sind führend in der Welt, weil die Stärke unseres Landes und unserer Nation aus jedem Land und jeder Ecke dieser Welt stammt“, sagte Reagan. „Jeder Mensch von überall her kann nach Amerika kommen und Amerikaner werden.“

 

Wer den kategorialen Unterschied zwischen konservativ und rechts nicht nur wissen, sondern auch spüren will, sollte sich diese kurze Rede anhören. Hier ist sie: https://www.youtube.com/watch?v=2R8QxCD6ir8

 

2019 September

Zukunft Kirche: Marke „Evangelisch“ fördern

Die Menschen bräuchten heute nach wie vor Glaube, Gebet, Seelsorge und Gottesdienste – aber keine Institution Kirche mehr. Deshalb müssten evangelische publizistische Angebote daran mitarbeiten, den Markenkern Evangelisch, zu fördern. „Evangelisch kann die Chance haben, ein eigenes Lebensgefühl entwickeln“, ist sie überzeugt. Oft komme der Protestantismus aber – auch in der evangelischen Publizistik – „sehr akademisch rüber“. Als Beispiel nannte sie das Portal evangelisch.de. „Ich kann sie nicht fühlen“, erklärte Haberer mit Blick auf die Kirche.

 

Deshalb erachtet sie es für wichtig, dass „alles, was evangelisch schnupft und niest“ gemeinsam an der Prägung eines Markenkerns arbeite, auch über denominationelle Grenzen hinweg. Evangelikale und freikirchliche Christen sollen ebenfalls dabei mithelfen, ein evangelisches Lebensgefühl vermitteln.

>> (Professorin Johanna Haberer beim Evangelischen Medientag in Berlin. In: Pro-Medienmagazin vom 26.09.2019.

Wie christliche Mission das Leben verbessert

Christliche Mission hat in vielen Ländern die Lebenssituation der Menschen verbessert. So seien etwa „grausame Rituale wie die Kopfjagd, Menschenfresserei, Witwenverbrennung oder auch die Verkrüppelung von Füßen junger Mädchen in China“ abgeschafft worden. Viele Einheimische betrachteten ein Bekenntnis zum Christentum daher inzwischen als sehr positiv: „In Südamerika gilt Christsein für viele Menschen inzwischen sogar als Beweis dafür, dass man modern und fortschrittlich ist.“ Die Menschen dort sähen, dass ihre Kulturen und Gesellschaften durch die Christianisierung erheblich gewonnen hätten. Im Kontrast dazu würden Missionare „in Presse, Rundfunk und Medien“ in der Regel nicht als „Wohltäter, sondern Täter“ dargestellt, was nicht der Realität entspreche.

>> (Ethnologe Prof. Lothar Käser. In: Idea vom 21.9.2019)

2019 Oktober

Bekenntnisgottesdienst Württemberg: Konservative Pfarrer lehnen Homo-Segnung ab

Barmer Theologische Erklärung aus dem Jahr 1934: „Das kirchliche Verständnis davon, was Ehe bedeutet, ist der Kirche durch die Heilige Schrift und durch das daran gebundene Bekenntnis vorgegeben. Wir müssen Gott mehr gehorchen als den Menschen.“ Daher sei es widersinnig, Veränderungen der bürgerlichen Ehegesetzbarkeit schrittweise in der Kirche zu übernehmen. Auch homosexuellen Paaren gegenüber sei es unehrlich, „wenn wir einen Segen versprechen, zu dessen Erteilung wir nicht befugt sind“.

>> Idea vom 2. Oktober 2019

Die Stimme der Abgeschossenen

Auch schon von Abraham gehört? Nein, nicht dieser. Der andere. Abraham Wald. Auf Abraham geht der Begriff „Survivorship Bias“ zurück. So bezeichnet man einen Fehlschluss, den man macht, weil man nur auf den Erfolg achtet. Alliierte Ingenieure im Zweiten Weltkrieg verbesserten die Panzerung der Flugzeuge, um die Überlebensrate der Piloten zu steigern. Dabei achteten sie auf die Einschusslöcher bei den zurückgekehrten Maschinen und verstärkten diese Stellen. Allerdings änderte sich entgegen ihrer Vermutung dadurch nichts an der Überlebensrate. Der Mathematiker Abraham Wald war es, der erkannte, dass man nicht die erfolgreich zurückgekehrten Flugzeuge untersuchen musste, sondern vielmehr diejenigen, die es nicht geschafft hatten. Auf seine Beobachtung hin verstärkte man die Stellen, die bei den Flugzeugen zu einem Absturz geführt hatten.

 

Kirche der Zukunft gestalten

Sehr oft erliegen wir dem Irrglauben, dass nur das Studium von erfolgreichen Modellen uns weiterbringt – das passiert überall, von der Medizinforschung über Kundenumfragen in der Wirtschaft bis hin zur Kirche. Unser Bild einer zukünftigen Kirche ist stark verzerrt, wenn wir nur die „Erfolgreichen“ befragen, diejenigen, die sich bereits in den Gemeinden befinden. Wichtig sind die Stimmen derer, die „abgeschossen“ wurden und irgendwo auf der Strecke liegengeblieben sind. Und da haben längst nicht alle den Glauben an Gott verloren, wie es nach Josuas Tod der Fall war, sondern oft nur den Glauben an bestimmte Formen oder starre Institutionen. Egal wie lieb uns unsere selbst geschaffenen Kulturen auch geworden sein mögen, gemeinsam mit der kommenden Generation gilt es, Kirche wieder neu zu definieren, zu gestalten – und es wird uns zum Segen werden, dabei nicht nur auf die „Überlebenden“ zu hören.

>> (Der Autor, Andreas „Boppi“ Boppart, ist Prediger, Autor und Missionsleiter Campus für Christus

Deutschland, Schweiz und Österreich. In: Idea vom 13. Oktober 2019)

 

Gesellschaft braucht Orientierung

In der Gesellschaft zählen nicht mehr gut oder böse, schwarz und weiß.

Das goldene Gesetz unserer Zeit ist Toleranz, doch sie hat keine Beziehungsgröße.

Wo alles vermischt wird, gibt es jedoch keine Orientierung mehr.

>> (Schwester Joela Krüger (Darmstadt). In: Idea 31. Oktober 2019)

2019 November

Von Microsoft zu Linux und zurück

... nachgewachsen ist eine Jugend, die sich gedankenlos im Internet prostituiert, sich ihre Daten rauben lässt und zulässt, dass weltweit operierende Konzerne und ihre Eigentümer Milliardengewinne gerne ohne Besteuerung einstreichen, während für den Großteil der Jugendlichen selbst immer öfter nur prekäre Beschäftigungsverhältnisse zum Mindestlohn übrig bleiben.

>> (Jan Kleinert, ehemaliger Oberbürgermeister von München im Interview mit Linux Magazin, 12. November 2019)