2015 September

Marsch für das Leben
idea: Wie überzeugen Sie Menschen, die davon ausgehen, dass Abtreibung ein Menschenrecht ist?
Kaminski: Ich gehe davon aus, dass jedes Kind von Gott gewollt ist. In einem meiner Lieblingscartoons wird Gott gefragt, warum er der Menschheit kein Mittel gegen Krebs und Aids gegeben hat. Als Antwort kommt aus der Wolke Gottes Antwort: „Ich habe euch die Genies doch alle gegeben – aber ihr habt sie abgetrieben.“ Die Menschen, die nicht leben, weil sie abgetrieben wurden, fehlen den Familien und unserer Gesellschaft.

idea: Wer Abtreibungen verbietet, beschneidet das Selbstbestimmungsrecht der Frauen, so
Abtreibungsbefürworter.
Kaminski: Die Selbstbestimmung der Frau endet dort, wo das Lebensrecht eines anderen Menschen, hier des Kindes, beginnt. Und menschliches Leben beginnt nun mal dort, wo Ei- und Samenzelle verschmelzen.

idea: Die frühere Vorsitzende des Bundesverbandes „pro familia“, Gisela Notz, bezeichnet die Teilnehmer des Marsches für das Leben als „religiöse Eiferer“ mit „aufhetzender Rhetorik“. Frauen, die eine Schwangerschaft abbrechen, würden als „Mörderinnen“ bezeichnet.
Kaminski: Das würden wir nie tun! Frauen, die abtreiben, tun dies meist aus Verzweiflung und nicht, weil es ihnen Vergnügen bereitet. Wir sind davon überzeugt und erleben es auch häufig, dass eine Abtreibung Frauen traumatisiert. Deshalb treten wir Frauen nach einer Abtreibung besonders respektvoll gegenüber. Gerade dann brauchen sie Hilfe – und erhalten diese bei uns auch. Die Folgen einer Abtreibung werden in unserer Gesellschaft zutiefst tabuisiert. Es wird kaum darüber gesprochen. Viele Frauen leiden nach einer Abtreibung unter psychosomatischen Störungen. Manche können den errechneten Geburtstermin nicht ertragen, andere schrecken zurück, wenn sie einen Kinderwagen sehen. Gegen diese Gefühle helfen Gespräche, Psychotherapie und der Zuspruch von Vergebung.

idea: Sie bezeichnen den Mutterleib als „den gefährlichsten Aufenthaltsort für ein Kind“.
Kaminski: 2014 kamen 28.674 Kinder unter 15 Jahren bei Verkehrsunfällen zu Schaden; 71 starben dabei. Unser Land diskutiert zu Recht darüber, wie der Straßenverkehr sicherer werden kann. Warum reden wir nicht genauso intensiv darüber, wie der Mutterleib sicherer werden kann? Was dort heranwächst, ist – anders als oft behauptet – kein geleeartiger Schwangerschaftsklumpen, sondern ein Mensch! Es ist doch ein Wahnsinn unserer Gesellschaft: Die einen fahren in die Abtreibungsklinik, während andere Paare nichts unversucht lassen,Tausende von Euro für Hormonbehandlungen und künstliche Befruchtung ausgeben, um Nachwuchs zu bekommen.


Argumente der Demo-Gegner

  1. „Die meisten der AbtreibungsgegnerInnen sind christliche FundamentalistInnen. Sie kämpfen für eine Gesellschaft, die auf der bürgerlichen Kleinfamilie, Zweigeschlechtlichkeit, einer strengen Sexualmoral, einem Verbot von Homosexualität und auf ‚Schicksals‘- und Obrigkeitsergebenheit beruht.“
  2. In der Argumentation der FundamentalistInnen ist ein Embryo vor allem deshalb so wertvoll, weil er ein Segen Gottes ist. Das Leben generell steht für die ‚LebensschützerInnen‘ im Dienste Gottes, nicht nur das des Embryos, sondern auch das der Schwangeren, welche ihre Interessen einem göttlichen Plan unterordnen soll.“
  3. Einer der beliebtesten Sprüche der Gegendemonstranten lautet: „Hätt‘ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben.“

>> (Die Frauenärztin Claudia Kaminski ist Bundesvorsitzende der „Aktion Lebensrecht für Alle“ (ALfA) und eine der Initiatoren des „Marsches für das Leben“. Seit 2001 leitet sie die Abteilung für Kommunikation des Malteser Hilfsdienstes im Generalsekretariat in Köln. Auslandserfahrungen als Ärztin sammelte sie mit der Deutschen Lepra- und Tuberkulosehilfe in Pakistan, im Nationalkrankenhaus in Nairobi (Kenia) sowie in Flüchtlingslagern des UN-Flüchtlingshilfswerks in Ruanda und Zaire, in:  idea/16.09.2015)

Mitwirkung eines Bischofs in einem Islamzentrum ist „Gott ein Gräuel“ – Missionsexperte: Die Bibel fordert eine Abgrenzung von fremden Göttern
Die Mitwirkung eines evangelischen Landesbischofs in einem Islamzentrum, das die Förderung der Identität von Muslimen zum Ziel hat, ist mit der Bibel nicht vereinbar. Dieser Ansicht ist der frühere Leiter des Amtes für Missionarische Dienste der Evangelischen Kirche von Westfalen, Pastor Klaus Jürgen Diehl (Wetter/Ruhr). Aus der Sicht des Alten Testaments sei die Unterstützung eines fremden Glaubens „Gott ein Gräuel“, schreibt er einem Beitrag für die Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar). Das Erste Gebot „Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ fordere eine kompromisslose Abgrenzung von nicht-jüdischen Kulten sowie von den Ausländern, die sie in Israel einbürgern wollten. Deshalb hätten die Propheten Götzenkulte oft leidenschaftlich bekämpft und ihre Vertreter als Bedrohung für das Bekenntnis Israels zu Gott empfunden. Daran heute zu erinnern, habe „nichts mit Fremdenfeindlichkeit oder Islamophobie zu tun, wohl aber alles mit der Ehre Gottes und dem exklusiven Anspruch, den das Erste Gebot an uns stellt“, so Diehl.

 

Diese Mahnung stehe nicht im Gegensatz zur häufigen Aufforderung im Alten und Neuen Testament, sich der Fremden anzunehmen. Sie werde meist mit der Erinnerung an die eigene Geschichte begründet.

 

Zum Hintergrund: Im Juli hatte der EKD-Ratsvorsitzende und bayerische Landesbischof, Heinrich Bedford-Strohm (München), die Einladung zur Mitwirkung im Kuratorium des Münchner Islamzentrums angenommen. Der Trägerverein „Münchner Forum für Islam“ bekennt sich nach eigenen Angaben zur „Förderung der Identität hier lebender Muslime in einem Sinne, der dem Islam als friedlicher und an den Werten eines freiheitlichen, modernen Rechtsstaates orientierten Religion verpflichtet ist“.
>> (Klaus Jürgen Diehl, Pastor und früherer Leiter des Amtes für Missionarische Dienste der Evangelischen Kirche von Westfalen, in IDEA)

Kauder: International mehr Druck machen für die Religionsfreiheit. Mehr religiöse Toleranz bedeutet weniger Flucht und Vertreibung.
Die internationale Staatengemeinschaft muss noch entschiedener für die Religionsfreiheit eintreten. Das hat der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, zum Auftakt einer internationalen Konferenz erklärt, die vom 17. bis 19. September in New York stattfindet. Die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen, „die die Bedeutung der Religionsfreiheit schon heute in vollem Umfang erkennen, müssen noch mehr Druck machen, damit sich auch wirklich alle Länder dieser Welt uneingeschränkt zu religiöser Tolerenz bekennen. Herrschte auf dieser Welt mehr Religionsfreiheit, gäbe es weniger Flucht und Vertreibung.“ Nach seinen Worten konnte das Terrornetzwerk „Islamischer Staat“ (IS) nur deshalb so stark werden, „weil es Unterstützung auch aus Staaten erhielt, in denen die religiöse Toleranz keinen hohen Stellenwert besitzt“. Daher müsse insbesondere in vielen muslimischen Ländern ein Umdenken einsetzen.
>> (Volker Kauder, Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, in: idea Pressedienst vom 17. September 2015)

Kein Werben mehr für sexuelle Vielfalt im Bildungsplan Baden-Württemberg: Ministerium will nur noch „Bildung für Toleranz und Vielfalt“
In die Diskussion um den künftigen Bildungsplan für Baden-Württembergs Schulen kommt Bewegung. Das Kultusministerium hat Mitte September eine „Anhörungsfassung“ im Internet veröffentlicht, zu der alle Interessierten bis Ende Oktober Rückmeldungen geben können. Die ursprünglichen Pläne hatten zu einem Proteststurm geführt, der unter anderem in eine Petition mit fast 200.000 Unterschriften mündete. Auch mehrere Demonstrationen in Stuttgart wandten sich dagegen, an den allgemeinbildenden Schulen fächerübergreifend für sexuelle Vielfalt zu werben. Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Bündnis 90/Die Grünen) hatte Vertreter der Kirchen und evangelikaler Verbände zu einem Krisengespräch eingeladen. Die neue Fassung fordert jetzt nur noch eine „Bildung für Toleranz und Vielfalt“ – ohne das Thema Sexualität zu nennen. Das Kernanliegen sei, „Respekt sowie die gegenseitige Achtung und Wertschätzung von Verschiedenheit zu fördern“. Die Grundlage dafür bildeten die Menschenwürde, das christliche Menschenbild sowie die staatliche Verfassung mit dem besonderen Schutz von Ehe und Familie. Die Schüler sollten zu wertorientiertem Handeln angeleitet werden, Formen von Vorurteilen, Stereotypen und Klischees erkennen sowie Selbstfindung und Akzeptanz anderer Lebensformen einüben. In einer ersten Stellungnahme begrüßte der Bildungsdezernent der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, Oberkirchenrat Werner Baur (Stuttgart), die neue Fassung. Sie erfülle alle Kriterien für einen breiten Konsens.

>> (in: idea Pressedienst vom 17. September 2015)

„Wir haben den Eindruck, dass die, die Toleranz fordern, uns gegenüber intolerant sind. Warum können wir unseren Glauben nicht so ausleben, wie wir möchten? Warum können wir unsere Überzeugungen nicht so darstellen, wie wir sie darstellen möchten?“
>> (Jürgen Werth gegenüber Kritikern der evangelikalen Bewegung, im SWR2-Interview vom 20. September 2015)

Soll Deutschland möglichst viele Flüchtlinge aufnehmen?
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung (Darmstadt) bejaht die Frage. Fremden Aufnahme und Schutz zu gewähren, sei tief verankert in der biblischen Tradition. Er verweist unter anderem auf die Aussage Jesu Christi: „Ich bin ein Fremder gewesen, und ihr habt mich aufgenommen.“
 
Die Gegenposition vertritt der Theologieprofessor Rainer Mayer (Stuttgart). Er argumentiert mit der Verantwortungsethik, nach der es darum geht, die langfristigen Folgen heutiger Entscheidungen zu bedenken: „Werden uns einst Kinder und Enkel verurteilen, weil wir zwar ‚lieb‘, aber auch verblendet sind?“ Schon der Nestor der Soziologie, Max Weber (1864–1920), hat darauf hingewiesen, dass zwischen Gesinnungs- und Verantwortungsethik zu unterscheiden ist. Verantwortungsethik bedeutet, über den Tag hinauszudenken und die langfristigen Folgen heutiger Entscheidungen zu beachten. Europa ist nicht mehr christlich (Abtreibung, Gender-Ideologie usw.). Aber es gibt in Europa kulturelle Errungenschaften aus jüdisch-christlicher Tradition, die zuwandernden Muslimen fremd seien. Er fragt: „Wollen wir Mehr- und Zwangsehen dulden? Gleichberechtigung abschaffen? ... Vor allem: Wollen wir, dass es keine Trennung von Politik und Religion mehr gibt, dass die Religionsfreiheit aufhört, weil auf Abfall vom Islam die Todesstrafe steht?“

>> (in: idea Pressedienst vom 22. September 2015)

Europa: Was ein Iman aus Jerusalem sagt
Der Imam der Al Aqsa-Moschee in Jerusalem, Scheich Muhammad Ayed, hat den europäischen Staaten vorgeworfen, Flüchtlinge nicht aus Mitgefühl, sondern wirtschaftlicher Notwendigkeit aufzunehmen. Europa sei alt und schwach geworden und braucht menschlichen Nachschub für seine Fabriken, so Ayed in einem Vortrag in der Al-Aqsa-Moschee, der über die Videoplattform YouTube verbreitet wurde. Die Aufnahme muslimischer Einwanderer habe daher nichts mit Barmherzigkeit zu tun: „In ganz Europa sind die Herzen erfüllt von Hass gegenüber den Muslimen.“

„Wir werden sie niedertrampeln, so Allah will“
Zu niedrigen Geburtenraten in europäischen Ländern äußerte der Imam: „Sie haben ihre Fruchtbarkeit verloren, deswegen verlangen sie nach unserer. Wir werden mit ihnen Kinder zeugen, weil wir ihre Länder erobern werden.“ Weiter sagte Ayed: „Oh Deutsche, oh Amerikaner, oh Franzosen, oh Italiener und alle, die so sind wie ihr. Nehmt die Flüchtlinge auf! Wir werden sie bald im Namen des kommenden Kalifats einsammeln.“ Man werde diesen Völkern sagen: „Das sind unsere Söhne.“ An die Muslime gewandt, erklärte er: „Die Juden und Christen werden euch nie mögen, aber ihr werdet dennoch nie ihren Religionen folgen. Diese dunkle Nacht wird bald vorüber sein, und dann werden wir sie niedertrampeln, so Allah will.“
>> (Jerusalem (idea)

Vorwurf: Lutherischer Weltbund bricht mit der Reformation
Neuendettelsau (idea) – Scharfe Kritik an einem Grundsatzpapier des Lutherischen Weltbundes zu Gendergerechtigkeit übt der bayerische Pfarrer Martin Fromm (Rüdenhausen) in der aktuellen Ausgabe des Magazins „Confessio Augustana“ (Neuendettelsau/Mittelfranken). Das 2013 verabschiedete Dokument markiere „einen offenen Bruch mit den Grundüberzeugungen der lutherischen Reformation“, schreibt Fromm. Zum Hintergrund: Der Genderismus behauptet, dass es nicht nur Mann und Frau gibt, sondern „Tausende“ unterschiedlicher geschlechtlicher Orientierungen. Im Vorwort des Papiers heißt es, Gender sei „als übergreifende Priorität in alle Aspekte der Arbeit der LWB-Gemeinschaft zu integrieren“. Mitgliedskirchen, die etwa die Frauenordination aus theologischen Gründen ablehnen, werden gebeten, „im Gebet zu prüfen, welche Auswirkungen ihre Untätigkeit und ihre Ablehnung in diesem Zusammenhang für die haben, denen die Ausübung ihrer gottgegebenen Berufung verwehrt wird, weil sie Frauen sind“. Diesen Schmerz des Ausgeschlossenseins und den Verlust gottgegebener Gaben erleide die gesamte Kirche. Für Fromm zeigen diese Ausführungen, dass der Lutherische Weltbund das Ringen um Gottes Wort beiseitegelegt hat: „Er schließt auch jede Möglichkeit aus, dass die kritisierten Kirchen in eine Diskussion mit den LWB-Verantwortlichen über die Heilige Schrift eintreten.“
 
Nicht genehme Bibelstellen sollen verfälscht werden
Es liege ganz auf dieser Linie, wenn der Weltbund die Leitungen der Mitgliedskirchen unverhohlen dazu auffordere, nicht genehme Bibeltexte systematisch zu verfälschen, schreibt Fromm weiter. So werde in dem LWB-Papier die Erwartung geäußert, dass die Mitgliedskirchen ihre Kirchenleitungen dazu ermutigen, „diejenigen Auslegungen von Schrifttexten, in denen es um Rollen und Pflichten von Frauen und Männern geht, zu diskutieren und über sie zu reflektieren und sie wenn nötig neu auszulegen“. Der Lutherische Weltbund will dem Dokument zufolge „alle Aspekte von Theologie, Liturgie und geistlichem Leben aus der Perspektive der Gendergerechtigkeit“ hinterfragen. Fromm: „Das bedeutet, wenn es ernst gemeint ist: Kontrolle der Lehre an allen theologischen Fakultäten, Veränderungen der liturgischen Texte, Eingriffe in die Liedtexte in den Gesangbüchern, neue Auswahl der gottesdienstlichen Lesungen, Überprüfung des Gemeindelebens und der Verkündigung der Pfarrer unter dem Gesichtspunkt des Genderismus.“ Zum Lutherischen Weltbund gehören 144 Kirchen in 79 Ländern. Sie repräsentieren über 72 Millionen Kirchenmitglieder.
>> (idea/24.09.2015)

Kirchenaustrittswelle

Es ist also anzunehmen, dass die diesjährige Kirchenaustrittswelle nicht der Gipfel, sondern eher das Vorgebirge war. In der Tat ist die Kirchensteuer für eine Taufe, eine Konfirmation, einen Kirchentag, eine Eheschließung, dreimal Telefonseelsorge und eine Beerdigung eine absurde Überhonorierung.

Die Kirche Jesu hatte übrigens eine Dreierstruktur – nämlich Volk, Jünger, Amt. Die Kirche in Deutschland hat eine Zweierstruktur. Die Jünger fehlen –, sie sind die fehlende Verbindung. Wo aber die Jünger fehlen, teilt sich die Kirche in oben und unten, rechts und links, in Aktive und Passive, in eine Behörde und solche, die betreut, geführt und belehrt werden. Die Kirchensteuer befördert das duale System noch zusätzlich; was Jünger bewegen könnten, wird funktionalisiert und zur Planstelle. In Behörden brennen keine inneren Feuer, nur in Herzen. Feuer gibt es in Taizé.
>> (Bernhard Meuser (Augsburg), einer der erfolgreichsten Verleger christlicher Bücher. Er ist Hauptinitiator des 2011 veröffentlichten katholischen Jugendkatechismus – YOUCAT –, der inzwischen eine Auflage von über fünf Millionen Exemplaren in 35 Sprachen hat. in: (idea/24.09.2015)


Heute erlebe sie die evangelische Kirche vielfach als „saft- und kraftlos“, so Klier. Sie versuche, es allen recht zu machen, und verliere dadurch ihr Profil: „Mir fehlen leidenschaftliche Gestalten wie der gegenwärtige Papst Franziskus.“ (Freya Klier, frühere Bürgerrechtlerin aus Berlin) in: (idea/28.09.2015)

Islam und Demokratie passen nicht zusammen

Diese Meinung vertrat die pakistanisch-österreichische Buchautorin und Menschenrechtlerin Sabatina James bei einem Vortrag in Siegen. Veranstalter war die örtliche Evangelische Allianz. Wie James sagte, warnt der Koran vor engen Kontakten zu Nichtmuslimen. Im islamischen Kulturraum würden Andersdenkende sowie Frauen nicht als rechtlich gleichgestellte Menschen anerkannt. In Europa forderten Muslime Rechte ein, die sie in islamischen Staaten keinem Menschen mit anderer Religionszugehörigkeit einräumen würden. in: (idea/28.09.2015)

Die Bibel: Matthäus 24,6 Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht. Denn das muss so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da. 7 Denn es wird sich ein Volk gegen das andere erheben und ein Königreich gegen das andere; und es werden Hungersnöte sein und Erdbeben hier und dort. 8 Das alles aber ist der Anfang der Wehen. 9 Dann werden sie euch der Bedrängnis preisgeben und euch töten. Und ihr werdet gehasst werden um meines Namens willen von allen Völkern. 10 Dann werden viele abfallen und werden sich untereinander verraten und werden sich untereinander hassen. 25 Siehe, ich habe es euch vorausgesagt.

2015 Oktober

Flüchtlingskrise: Muslime, die Christen bedrohen, ausweisen!
Muslimische Flüchtlinge, die in Deutschland Christen bedrohen, sollten sofort das Land verlassen müssen. Das fordert die iranischstämmige Pastorin der persischen Konvertitengemeinde „Neuer Bund“ in Frankfurt am Main, Mahin Mousapour. Hintergrund sind Berichte, wonach sich Übergriffe von Muslimen auf Christen in deutschen Flüchtlingsheimen häufen. Von den bis zu eine Million Flüchtlingen, die Deutschland in diesem Jahr erwartet, sind 80 Prozent Muslime. So sei ein afghanischer Christ in seiner Flüchtlingsunterkunft von Muslimen mit einem Messer bedroht worden, weil er eine Bibel besaß. „Viele muslimische Flüchtlinge sagen, dass alle Christen unrein sind.“ Angesichts solcher Vorfälle würde die 57-jährige Pastorin gern jeden Politiker persönlich fragen: „Merkt Ihr nicht, dass wir veräppelt werden? Das ist doch ein christliches Land.“ Das Geld und die Unterkunft nähmen die muslimischen Asylbewerber gern, „aber gleichzeitig halten sie uns Christen für wertlos“.

Ziel des Islams sei, das gesamte gesellschaftliche Zusammenleben nach seinen Regeln zu prägen. Martens: „Und wenn jemand diese Regeln nicht akzeptiert, ist er ein ‚Ungläubiger‘, dem man keinen Respekt schuldet.“ Der Pastor plädiert inzwischen nachdrücklich für eine getrennte Unterbringung von Christen und Muslimen: „Man darf die christlichen Asylbewerber nicht zu Versuchskaninchen für weltfremde Toleranzexperimente machen.“ in: (idea/05.10.2015)

Die Hirten schweigen: immer mehr Medien und Politiker setzen sich für die Christen ein, die in deutschen Flüchtlingsheimen von Muslimen bedrängt werden. Warum engagieren sich hier nicht auch die Kirchen?
Viele Deutsche sind gegenwärtig stolz auf ihr Land. Zu Recht: Denn kein Volk sonst in Europa hat so viele Flüchtlinge so positiv aufgenommen. Doch nachdem in den ersten neun Monaten dieses Jahres 700.000 zu uns gekommen sind und bis Weihnachten noch bis zu 900.000 erwartet werden, ist erst mal die „Willkommensparty vorbei. Besorgnis über die Neuen macht sich breit“ (so der „Stern“ vom 8.10.). Denn jetzt wird deutlich, dass der von vielen Politikern gebrauchte Vergleich nicht stimmt: „Wir haben es nach 1945 mit den aus den Ostgebieten vertriebenen Deutschen geschafft, wir schaffen es auch jetzt.“ Denn damals waren es Menschen gleicher Sprache und gleicher Kultur. Es waren eben Deutsche.
 
Der große Unterschied zu den Flüchtlingen 1945
Jetzt kommen zu 80% Muslime – sicher liebenswerte, tüchtige Leute, aber eben aus einer ganz anderen Welt. Für viele von ihnen sind Frauen Menschen zweiter Klasse, ist Demokratie fremd, Homosexualität ein fast todeswürdiges Vergehen und sind alle Andersgläubigen „unrein“ und damit abzulehnen. Das Gegenteil also von christlichen Vorstellungen. Die gleichen Medien, die in Kanzlerin Merkels Ausruf „Wir schaffen das“ euphorisch einstimmten, berichten nun über eine Fülle von Konflikten – auch über solche, die Muslime den Christen bereiten.
 
Auf eine Anfrage von idea Ende September an die EKD und die (katholische) Bischofskonferenz, was sie gegen die Verfolgung von Christen in Flüchtlingsunterkünften in Deutschland zu tun gedenken, wollten sich beide Institutionen nicht äußern. Begründung: Es fehle ihnen an Fakten. Doch was soll denn noch an Beispielen dazukommen, wenn Pfarrer, die sich um Flüchtlinge bemühen, und Medien einen Fall nach dem anderen schildern?
 
Der EKD-Ratsvorsitzende hat Mitte September mit viel Medienbegleitung den Flüchtlingen in Ungarn und Serbien einen Besuch abgestattet. Wie wäre es, wenn er oder andere Kirchenleiter mit ebensolchem medialen Aufsehen den bedrängten Christen auch in Deutschland einen Besuch abstatteten? Diese Solidarität könnte in den Asylantenheimen deutlich machen, dass Christen im Mutterland der Reformation willkommen sind. Die alljährlich wiederholten Schulderklärungen über das Versagen der Kirche gegenüber den Juden in der nationalsozialistischen Diktatur sind unglaubwürdig, wenn man nicht (in unserer Demokratie!) Solidarität auch mit den eigenen Glaubensgeschwistern übt. Schon jetzt ist es peinlich, dass zwar weltliche Medien und Politiker wie Volker Kauder vielfach ihre Sorge über Christenverfolgung in Deutschland geäußert haben, sich aber bisher kein einziger Kirchenleiter beispielhaft solidarisch gezeigt hat.
>> (Helmut Matthies, idea-Leiter (Wetzlar) (idea/13.10.2015)

Es ist abenteuerlich, der Bibel etwas unterzuschieben
Respekt und Konversion schließen sich laut Herbst nicht aus. Da liege in der Arbeitshilfe ein Kurzschluss vor: „Wer nicht mehr will, dass Muslime den Trost des Evangeliums erfahren, liebt sie nicht wirklich im Sinn des Evangeliums und wird eigentlich nicht wollen, dass irgendjemand, draußen‘ diesen Trost erfährt. Geradezu abenteuerlich ist der Versuch, solche Gleichgültigkeit auch noch durch eine Neuinterpretation von Matthäus 28 der Bibel selbst unterzuschieben.“
>> (Theologieprofessor Michael Herbst, Direktor des Instituts zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung (Greifswald) zur neue Arbeitshilfe der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Broschüre unter dem Titel „Weggemeinschaft und Zeugnis im Dialog mit Muslimen“, in: idea/21.10.2015)

Was wird aus dem landeskirchlichen Protestantismus?
Teuffel: Das Scheitern der Landeskirchen ist „vorprogrammiert“
Vor einer Woche hatte der bayerische Pfarrer Jochen Teuffel (Vöhringen/Iller), geschrieben, dass das Scheitern der Landeskirchen „vorprogrammiert“ sei. Nur die Kirchensteuer halte den verfassten Protestantismus noch am Leben. Eine verbindliche evangelische Lehre gebe es heute nicht. Die Volkskirche erhebe zwar einen gesamtgesellschaftlichen Geltungsanspruch, doch habe sie dabei den Bezug zu ihren Mitgliedern zunehmend verloren. „Wo diese kirchlich nichts zu empfangen haben, ist es eine Frage der Zeit, wann der steuersparende Kirchenaustritt vor dem Standesamt vollzogen wird“, so Teuffel. Seiner Ansicht nach fehlt dem „Kirchenschiff“ die Steuerung, und auch sein Antrieb sei erlahmt. Den Grund sieht der streitbare Theologe darin, dass die grundlegenden Überzeugungen Martin Luthers (1483-1546) weitgehend unbeachtet blieben. Die Botschaft von der Verlorenheit des Menschen und seiner Errettung allein durch den Glauben an Jesus Christus habe keine große Bedeutung. Ebenso wenig werde zur persönlichen Christus-Nachfolge ermutigt.
>> (IDEA, Meldung vom 30. Oktober 2015)

Politikwissenschaftler: Pegida wird weiter Zulauf haben
Die Pegida-Bewegung (Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes) wird weiterhin Zulauf haben. Davon geht der Politikwissenschaftler Prof. Werner Patzelt aus. Die Politik habe es versäumt, die Sorgen dieser Bürger ernst zu nehmen und darauf einzugehen. Dabei gehe es nicht darum, sich mit Pegida-Organisator Lutz Bachmann an einen Tisch zu setzen oder mit jedem einzelnen Sympathisanten zu sprechen, so Patzelt: „Aber unsere Politiker müssen offen und ehrlich über das reden, worüber bei Pegida gesprochen wird – nämlich über den Wandel Deutschlands zu einer Einwanderungsgesellschaft, über den Kulturwandel, der damit einhergeht, und über die Verteilungsängste vieler Menschen.“ Indem sie das versäumt hätten, sei es ihnen gelungen, „aus Besorgten Empörte zu machen und aus Empörten teils Gegner unseres politischen Systems“.
>> (Prof. Werner Patzelt, Politikwissenschaftler, Dresden, in: idea/22.10.2015)

Islamwissenschaftler: Flüchtlinge sind zerrissen zwischen Tradition und Freiheit
Christen sollten muslimische Flüchtlinge in Deutschland nicht nur als Anhänger ihrer Religion sehen, sondern als Menschen mit Hoffnungen, Sehnsüchten und Enttäuschungen. Dazu hat der Islamwissenschaftler Carsten Polanz (Bonn) auf der Bibelbund-Konferenz in Rehe/Westerwald aufgerufen. Die Betroffenen seien häufig zerrissen zwischen den Licht- und Schattenseiten ihrer islamischen Tradition sowie der westlichen Freiheit. Im Gespräch mit Muslimen riet Polanz – er ist Mitarbeiter am Institut für Islamfragen der Evangelischen Allianz – dazu, Fragen zu stellen: „Wie hat sich Allahs Barmherzigkeit gezeigt? Wie erlebst du Allahs Gnade – auch im Versagen? Was treibt Dich an, täglich zu beten, im Ramadan zu fasten oder an das Wohl anderer Menschen zu denken? Kannst du Allah für die Vergebung deiner Sünden danken oder bleibt die Vergebung deiner Sünden ungewiss?“ Mit diesen Fragen sind laut Polanz zugleich wichtige Unterschiede zur christlichen Botschaft angesprochen.

Polanz kritisierte eine falsch verstandene Toleranz in Europa, wonach alle Religionen gleich gut und gleich gültig seien. Muslime sähen darin „eine Art Bankrotterklärung eines geistlich leeren Europas“. Gelehrte und Fernsehprediger in der islamischen Welt und salafistische Prediger hierzulande leiteten daraus ab, dass Europa reif für eine Islamisierung sei. Christen seien deshalb herausgefordert, ihren Glauben zu bekennen. Zugleich sollten sie aber auch deutlich machen, dass sie keinerlei Zwang und Gewalt zur Durchsetzung oder Verteidigung ihres Glaubens ausüben möchten.
>> (Carsten Polanz, Islamwissenschaftler (Bonn) auf der Bibelbund-Konferenz in Rehe/Westerwald, in: idea/27.10.2015)

Flüchtlingskrise: Die Kirche hat keinen Plan - Zur Debatte um die Einwanderungswelle
„Religion hat Kraft“, so hat es der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm jüngst formuliert. Der Bischof hat leider nicht recht. Die christliche Religion in Deutschland hat keine Kraft. Und ihre Schwäche ist die Stärke des Islams. Ein Land, dessen Kirchen voll wären, dessen Bürger um ihre christliche Identität wüssten, bräuchte sich selbst bei einer Million Flüchtlinge nicht Bange machen zu lassen.

Die Flüchtlingskrise beschleunigt die Entchristlichung
Doch wegen der Selbstvergessenheit von Politik und Kirchenfunktionären wird die Flüchtlingskrise die Entchristlichung Deutschlands beschleunigen. Das Verschließen der Augen vor diesen Folgen einer islamisch dominierten Völkerwanderung – versteckt unter falsch verstandener christlicher Toleranz – verändert das Land. „Deutschland wird muslimischer“, schreibt der ehemalige EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber in der „Süddeutschen Zeitung“ und ergänzt, „eine indifferente Toleranz führt dabei nicht weiter“. Religion sei zwar persönlich, aber immer auch öffentlich. Gerade deshalb werden Religionskonflikte erst dann überwunden, wenn Religion nicht zur Herabwürdigung oder Unterdrückung anderer missbraucht wird.

Es wird die Christen stärker treffen
Das Christentum hat durch Aufklärung und Säkularisierung gelernt. Diesen Strömungen haben sich aber gewichtige Teile des Islams verschlossen. Fundamentalistische Muslime sind Teil der Völkerwanderung, die jetzt in unser Land kommt. Christliche Flüchtlinge fürchten teilweise um ihr Leben. Die normale Antwort wäre Abgrenzung gegen solche Kräfte und deren Ausweisung. Doch Politik und Teile der Kirchen geben die falsche Antwort. Weil man sich an die Ursache – unkontrollierte Zuwanderung – nicht herantraut, werden Spielregeln und Werte, auch die christlichen Werte, unserer freiheitlichen Demokratie aufs Spiel gesetzt. Um die Kraft des Islams zu besänftigen, setzt man nicht auf den starken Staat, sondern auf Laizismus – die Zurückdrängung jeder Religion in der Öffentlichkeit. Das wird aber die christliche Religion härter treffen als den Islam. Bereits im Frühjahr hat das Bundesverfassungsgericht in seinem Kopftuch-Urteil festgelegt, dass eine Privilegierung des christlichen Glaubens im öffentlichen Raum nicht der Verfassung und der Religionsfreiheit entspricht.

Die CDU ist mitverantwortlich
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) taumelt. Sie hat keine Strategie gegen diesen Prozess – weder gegenüber den Gerichten, noch gegenüber Politik und Gesellschaft. Und die CDU fällt als Partner aus, weil ihre Politik – die Politik einer C-Partei – mitverantwortlich für die weitere Entchristlichung ist.
>> (Michael Inacker (Kleinmachnow bei Potsdam), Vorsitzender der Internationalen Martin Luther Stiftung, in: idea/27.10.2015)

Publizist: Juden haben beim Luther-Gedenken nichts zu suchen (Dedenken contra kritisches Erinnern?)
Der Reformator Martin Luther (1483-1546) hat den christlichen Antijudaismus verstärkt und zugespitzt. Deswegen haben Juden beim öffentlichen „Gedenken“ an Luther während des 500-jährigen Reformationsjubiläums 2017 nichts zu suchen. Das schreibt der jüdische Erziehungswissenschaftler und Publizist Prof. Micha Brumlik in der Jüdischen Allgemeinen (Berlin) vom 29. Oktober. Der Begriff „Gedenken“ bedeute, die „Opfer der Geschichte“ ins Gedächtnis zu rufen. Zu diesen Opfern zähle Luther nicht: „Umgekehrt wurden Juden zu Opfern seines theologischen und politischen Judenhasses.“ Aus Sicht von Brumlik wäre es eine andere Situation, wenn es statt ums Gedenken um das „kritische Erinnern“ ginge. Dann könnten Juden sich beteiligen und darlegen, „wo diese für die deutsche Kultur doch so nachhaltig wirkende Persönlichkeit nicht nur dem christlichen Liebesgebot offen und programmatisch zuwidergehandelt hat, sondern auch als Zeugen dafür, wie aus der Sehnsucht nach göttlicher Gnade unversöhnlicher irdischer Hass wurde“.
>> (Prof. Micha Brumlik, jüdischer Erziehungswissenschaftler und Publizist, in: idea/30.10.2015)

2015 November

Protestantische Selbstsäkularisierung
Es ist als Kompliment gemeint, wenn es allgemein heißt: Die evangelische Kirche sei freier, moderner, nicht so dogmatisch und glaubensstarr wie die römisch-katholische Kirche. Bei so viel Zuspruch sollte man meinen, dass die evangelischen Landeskirchen eine höhere Mitgliederzufriedenheit und damit auch eine stärkere Kirchenbindung hätten. Jahr für Jahr wird man jedoch eines Besseren belehrt, wenn die Austrittszahlen veröffentlicht werden: Es treten mehr evangelische als katholische Christen aus ihrer Kirche aus.

Reformation = Reform?
Im Hinblick auf das sogenannte Reformationsjubiläum 2017 lässt sich ernsthaft fragen, ob der Protestantismus dauerhaft als verfasste Kirche Bestand haben wird. Ausgerechnet das Stammland der Reformation, das heutige Sachsen-Anhalt, weist gegenwärtig die niedrigste Quote kirchlich gebundener Einwohner innerhalb Deutschlands auf. Nur 13,6 Prozent der Bevölkerung waren zum Jahresende 2013 noch Mitglied in der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands. Und auch bei den meisten der verbliebenen evangelischen Christen ist von einer weitgehend passiven Mitgliedschaft auszugehen. Schließlich nehmen deutschlandweit im Durchschnitt weniger als vier Prozent der Mitglieder evangelischer Landeskirchen am sonntäglichen Gottesdienst teil.

Der Begriff „Reformation“ steht ja für die Wiedergewinnung einer ursprünglichen Gestalt und damit für die ursprungsgemäße Erneuerung der Kirche. Und die hat im 16. Jahrhundert in der abendländischen Kirche nicht stattgefunden. Statt einer umfassenden Reform an Haupt und Gliedern kam es zur Kirchenspaltung und damit zur institutionellen Trennung der Christen. Die Landeskirchen in Deutschland, die sich als Erben der „Reformation“ verstehen, sind in Wirklichkeit das Ergebnis einer gescheiterten Kirchenreform. Hammerschlägig gilt Martin Luther als der Mann, welcher der Christenheit die Unabhängigkeit von der römisch-katholischen Kirche gebracht hat.

Was den neuzeitlichen Protestantismus bis heute auszeichnet, ist die Verbindung von religiöser Selbstbestimmung und obrigkeitlichem Kirchenregiment. Thron und Altar gehen mit Privatreligion einher. Da jedoch die kirchlichen Reformen nach 1525 von den Fürsten und städtischen Räten durchgeführt worden sind, wurde Kirche von oben her organisiert. Die weltliche Obrigkeit beanspruchte für sich die Cura religionis, das heißt die Sorge für den christlichen Glauben und das Kirchenwesen im eigenen Gebiet. Für die Bevölkerung blieb der Pfarrzwang, das heißt die örtliche Bindung an die Taufkirche, weiterhin bestehen. Eine freie gottesdienstliche Versammlung war nicht erlaubt. Die jeweiligen Herrscher übernahmen die Verantwortung für den Unterhalt der örtlichen Kirchengebäude und der kirchlichen Amtsträger und beanspruchten dazu von den eigenen Untertanen den Zehnt als Realabgabe.

Auch nach dem Ende des landesherrlichen Kirchenregiments 1919 hat sich der obrigkeitliche Charakter der Landeskirchen weitgehend gehalten: Kirche wurde nicht vom gottesdienstlichen Versammlungsgeschehen her, sondern weiterhin von „oben“ her gebietskörperschaftlich organisiert. In den meisten Landeskirchen verblieben Organisations- und Jurisdiktionsgewalt weitgehend in den ehemals staatlichen Konsistorien, den Oberkirchenräten beziehungsweise Landeskirchenämtern. Und es dürfen in den allermeisten Landeskirchen die Gemeinden weder ihre Pfarrerin frei wählen noch haben sie in Sachen Ordination ein Mitspracherecht.

Volkskirche ist Kasualienkirche.
Man beruft sich auf die Kommunikation des Evangeliums und meint damit nicht die gemeinschaftsstiftende Selbsthingabe des Gottessohnes am Kreuz. Ist religiöse Freisinnigkeit protestantisches Credo, kommt Kirche als „Gemeinde von Schwestern und Brüdern, in der Jesus Christus in Wort und Sakrament durch den Heiligen Geist als der Herr gegenwärtig handelt“, nicht zur Geltung, wie es in der dritten These der Barmer theologischen Erklärung (1934) heißt. Stattdessen arbeiten sich Pfarrer als kirchliche „Schlüsselfiguren“ an individualistisch verstandenen Amtshandlungen wie Taufe, Trauung und Bestattung professionell ab. Wo es an kirchlicher Gemeinschaft oder an verbindender Lehre fehlt, hält man als evangelischer Pfarrer Sonntag für Sonntag seinen eigenen sinnstiftenden Gottesdienst. Religiöse Freisinnigkeit geht mit Klerikalismus einher. Darauf weist Fulbert Steffensky, ehemaliger Benediktinermönch und evangelischer Theologieprofessor, hin: „Die Pfarrer und Pfarrerinnen, also die personalen Instanzen, werden umso wichtiger, als Traditionen, Herkömmlichkeiten und selbstverständliche Lehren verblassen. Personale Instanzen werden da wichtig, wo es kaum noch einen Kanon der Lehre und des Verhaltens gibt. Das Scheitern der protestantischen Landeskirchen ist vorprogrammiert. Wo man sich in unverbindlicher Weise auf Kasualien, also auf Amtshandlungen an Kirchenmitgliedern, seelsorglich ausrichtet, kann Kirchenzugehörigkeit nicht dauerhaft gehalten werden. Auf was hin sollen Menschen, die der evangelischen Tradition und damit auch der christlichen Hoffnung entfremdet sind, bei einem Trauergottesdienst angesprochen werden? Fehlt es an einer Resonanz- beziehungsweise Anschlussfähigkeit für das Evangelium Jesu Christi, muss die christliche Verkündigung nicht nur am Grab immer weiter „hermeneutisch“ ausgedünnt werden. Nur so scheint sie von Bedeutung zu sein.

Der gegenwärtige bürgerliche Protestantismus steht für eine religiöse Weltanschauung, die ihre Wurzel nicht im Evangelium Jesu Christi, sondern im Neuplatonismus hat. Ergänzt wird diese Weltanschauung durch einen religiösen Dienstleistungsservice, der für lebenszyklische Übergänge wie Geburt, Erwachsenwerden, Hochzeit oder Tod „sinnstiftende“ Riten (rites de passages) anbietet. Über diese Amtshandlungen hinaus sucht man durch Ausdifferenzierung kirchlicher Handlungsfelder Menschen in ihren verschiedenen Lebensbezügen zu erreichen. Das Paket aus intellektueller Weltanschauung, pastoraler Dienstleistung und kirchlichen Einrichtungen nennt sich „Volkskirche“ und hat seinen finanziellen Preis in der Kirchensteuer.

Kirche ohne Volk?
Man will als „Volkskirche“ einen gesamtgesellschaftlichen Geltungsanspruch aufrechterhalten und findet dabei immer weniger Bezug zu den eigenen Mitgliedern. Wo diese kirchlich nichts zu empfangen haben, ist es eine Frage der Zeit, wann der steuersparende Kirchenaustritt vor dem Standesamt vollzogen wird.

Der Protestantismus betreibt religiöse „Empfängnisverhütung“. Er geht fehl in der Annahme, man könne die christliche Botschaft ins Unverbindliche übersetzen, so dass es weder der Hingabe des Gottessohnes am Kreuz noch der eigenen Hingabe im Glauben bedarf. Die Folge ist eine kirchliche Selbstsäkularisierung.

Finanziell hält die evangeliumswidrige Kirchensteuer den verfassten Protestantismus immer noch am Leben. Deren Erhebung gibt Auftrieb, hält eine pfarrerzentrierte Kirchenorganisation gleichsam wie ein großräumiges Schiff über Wasser. Wenn auch nicht auf den ersten Blick sichtbar, fehlt diesem Kirchenschiff jedoch die Steuerung, und auch der eigene Antrieb ist erlahmt. Man treibt flussabwärts, unmerklich langsam. Flussabwärts vorausgeschaut, ist kein Ende in Sicht: Es geht doch, es geht doch mit uns trotz allem weiter. Wer antriebs- und steuerlos im unbekannten Zeitfluss abwärts gleitet, kommt unbemerkt in eine reißende Stromschnelle, kentert und erleidet Schiffbruch.
>> (Jochen Teuffel, Dr. theol., evangelischer Gemeindepfarrer in Vöhringen/Iller bei Ulm, in Christ-in-der-Gegenwart vom 1. November 2015).

Nordirak: Immer mehr kurdische Muslime werden Christen
Im Norden des Iraks werden immer mehr kurdische Muslime Christen. Das meldet das Hilfswerk „Christian Aid Mission“ (Christliche Hilfsmission) mit Hauptsitz in Charlottesville (US-Bundesstaat Virginia). Hauptgrund für die Bekehrungen seien die Gräueltaten der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). Das mache viele gemäßigte Muslime umso neugieriger auf das Christentum, so der Leiter der Organisation: „Sie haben den Islam einfach satt.“ Je mehr Gebiete der IS erobert habe, desto mehr Kurden hätten Interesse am christlichen Glauben bekundet: „Sie sehnen sich danach, etwas über Christus zu erfahren, besonders über Wunder, Heilungen, Gnade und Liebe.“ Der Chef des Hilfswerks spricht von einer „regelrechten Erweckung“. Dabei setze seine Organisation weder auf Missionare noch auf Prediger: „Wir glauben an die Kraft des Wortes Gottes.“ Im Zentrum der Arbeit stehe die soziale und materielle Unterstützung: „Wir helfen den Menschen, weil wir sie lieben.“ Viele würden dadurch neugierig und fragten nach den Gründen für das Engagement. Wer wolle, bekomme dann eine Bibel, in der er lesen könne, wie Jesus sich verhalten hat.
>> (idea vom 02.11.2015)

Gesetzgebung schränkt Religionsfreiheit ein
Sorge bereitet Kugler die Entwicklung der Gesetzgebung in Europa. In 15 von 23 Staaten gebe es Gesetze, die die freie Religionsausübung von Christen einschränkten. So komme es in vielen Ländern vor, dass ein Gynäkologe, der die Durchführung von Abtreibungen aus Gewissensgründen ablehnt, nicht befördert oder gar nicht erst eingestellt wird. In Deutschland seien Apotheker verpflichtet, die „Pille danach“ zu verkaufen – was für viele Christen ein Gewissensproblem darstelle. Standesbeamte könnten künftig gegen ihr Gewissen verpflichtet sein, homosexuelle Partnerschaften zu trauen. Zudem werde die Kritik an gelebter Homosexualität von Gerichten zunehmend als „Hassrede“ bewertet. In Frankreich, Schweden und in England habe dies bereits zu Verhaftungen geführt. Auch im Bereich der Vereine gibt es Einschränkungen: In England gibt es christliche Vereine, die keine Chance auf öffentliche Fördergelder mehr haben, wenn sie nicht einen Ethikcodex unterschreiben, der die Förderung von Gender-Mainstreaming und die Anerkennung von Homosexualität vorsieht. Ein christliches Altersheim in England lehnte es beispielsweise ab, Broschüren auszulegen, die darlegten, wie man Homosexualität im Alter auslebt. Darauf verlor das Heim die staatliche Unterstützung. Erst nach einem fünf Jahre andauernden Prozess bekam die Einrichtung recht.

In Gefahr sieht Kugler auch die Versammlungsfreiheit christlicher Demonstranten. Besonders deutlich werde dies beim jährlichen „Marsch für das Leben“ in Berlin. Die linksradikalen Gegendemonstranten seien äußerst aggressiv. Es sei der Polizei kaum möglich, eine störungsfreie Ausübung der Versammlungsfreiheit zu gewährleisten.
Kugler beanstandet ferner die geplante EU-Gleichbehandlungsrichtlinie. Wenn diese in Kraft träte, würden Menschen mit religiös begründeten Standpunkten diskriminiert: „Ein christlicher Druckunternehmer dürfte dann zum Beispiel einen Auftrag mit anstößigen Abbildungen nicht mehr ablehnen, oder ein jüdischer Hotelier einer radikal-muslimischen Organisation nicht die Nutzung seiner Räume verweigern.“ In Nordirland habe sich vor kurzem ein christlicher Konditor geweigert, eine Torte für eine „Homo-Hochzeit“ zu backen, weil sie gegen seine religiösen Überzeugungen verstoße. Das Paar habe daraufhin Klage eingereicht und vor Gericht Recht bekommen. Wenn die EU-Gleichbehandlungsrichtlinie in Kraft trete, könne es solche Fälle künftig häufiger geben.
Christen sollten in der Öffentlichkeit beherzter für ihre Überzeugungen eintreten. Es komme darauf an, an den Schlüsselstellen der Gesellschaft – also in Politik, Kultur und Wissenschaft – präsent zu sein. Hilfreich sei es auch, jeden Tag in den sozialen Medien einen Beitrag zu kommentieren oder zu teilen, einen Leserbrief an die Zeitung zu schreiben oder einen Brief an einen Politiker. Wenn das viele Christen machen, beeinflussen sie die Debatten und können etwas verändern. Der jüdische Professor für Völker- und Europarecht, Josef H. Weiler, schreibt in seinem Buch „Ein christliches Europa“, dass sich die Christen in Europa in ein Ghetto haben drängen lassen und Angst haben, etwas zu sagen. Aus diesem Ghetto müssen wir raus! Wir müssen deutlich machen, dass Glaube nicht Privatsache ist, sondern dem öffentlichen Wohl dient.


Christliche Positionen in einer pluralistischen Gesellschaft

Der US-Forscher Ryan T. Anderson sieht Europa an einem Scheideweg: Entweder werden christliche Positionen toleriert – wenn auch belächelt –, oder sie werden rechtlich ausgemerzt. Entscheidend wird sein, ob die Christen sich einmischen und mitgestalten. Klar ist: Wir befinden uns derzeit im Rückzug. Es geht nicht mehr darum, christliche Positionen auf breiter Basis einzubringen, sondern nur noch darum, ob in einer pluralistischen Gesellschaft auch christliche Positionen ihren Platz haben. Meine Hoffnung ist, dass das Christentum wieder zu einer prägenden Kraft in Europa wird.

Sowohl die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) als auch der Europarat warnen vor einer Zunahme der Intoleranz gegen Christen. Diskriminiert werden nicht alle, die einen Taufschein haben, sondern vor allem die Christen, die versuchen, ihr Leben an der Lehre der Bibel zu orientieren – also eine eher kleine Minderheit in Europa.

In Europa breitet sich seit Jahrzehnten eine radikale Säkularisierung aus. Unsere Gesellschaften werden also immer weniger von christlichen Grundüberzeugungen geprägt. Viele sehen Religion als „Opium für das Volk“ an, etwas, was nur für die Alten, Schwachen und Kranken bedeutsam ist. Wer in öffentlichen Debatten religiöse Argumente bringt, wird schräg angesehen. Religion wird als aufdringlich empfunden und sollte bitte schön Privatsache bleiben. Inzwischen denken auch viele Christen so: nur nicht auffallen und anecken! Bedingt durch dieses Grundklima können sich Hass und Gewalt gegen das Christentum ausbreiten.

Es gibt drei Gruppen, die sich besonders gegen das Christentum mobilisieren: radikale Feministen, radikale Atheisten und radikale Homosexuelle(nverbände). Es ist auch verständlich, dass diese drei Gruppen ein Problem mit vielen Kirchen haben. Die Ziele, für die sie kämpfen, werden von der Mehrheit der Kirchen nie Zustimmung bekommen können. Aus ihrem Ärger formulieren sie Sprüche wie: „Hätte Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben.“
>> (Gudrun Kugler, Juristin, Theologin und Leiterin des Dokumentationsarchivs Intoleranz gegen Christen (Wien) in: idea/03.11.2015)

Hedwig von Beverfoerde: Geistige Brandstiftung führte zu echter Brandstiftung Magdeburg.
Auf die Bundesgeschäftsstelle des Aktionsbündnisses „Demo für alle“ in Magdeburg wurde ein Brandanschlag verübt. Das Bündnis engagiert sich für den Schutz von Ehe und Familie, gegen eine Frühsexualisierung von Kindern in der Schule und gegen die Gender-Ideologie. Die Polizei leitete Ermittlungen ein. Wie von Beverfoerde weiter sagte, tauchte noch in der Tatnacht auf einer linksradikalen Plattform im Internet ein anonymes Bekennerschreiber auf, in dem zur Nachahmung aufgefordert wird. Aus dem Schreiben geht hervor, dass der Anschlag der Organisatorin der „Demo für alle“ galt. Beverfoerde sieht einen Zusammenhang mit der Premiere des Theaterstücks „Fear“ (Furcht) in Berlin, in dem die Organisatorin der Protestaktion und Redner wie die katholischen Publizistinnen Gabriele Kuby (Rimsting am Chiemsee) und Birgit Kelle (Kempen) sowie die evangelische AfD-Europapolitikerin Beatrix von Storch (Berlin) „als rechtsextreme Hassreden schwingende Zombies dargestellt und ‚künstlerisch’ zum Abschuss freigegeben werden“. In der Nacht nach der Premiere am 25. Oktober war bereits das Auto von Storchs in Berlin angezündet worden. Beverfoerde über das Theaterstück: „Das ist geistige Brandstiftung, die offenbar direkt zu echter Brandstiftung führt.“ Ähnlich äußert sich auf der Internetseite der „Demo für alle“ der Medienunternehmer Klaus Kelle (Kempen): „Immer deutlicher zeigt sich, dass hier die Saat von Internet-Hetzern und ihren Stichwortgebern aufgeht, die inzwischen selbst zutiefst bürgerliche und christlich gesinnte Menschen publizistisch in die Nähe des Rechtsradikalismus rücken und somit zum Abschuss freigeben.“ Schon wer öffentlich für die traditionelle Familie eintrete, erhalte „ungezügelte Drohungen und Beleidigungen“. Kelle bedauert, „dass kein Justizminister kommt, um solchen Leuten das Handwerk zu legen“.
>> (idea/03.11.2015)

„Der Islam gehört zu Deutschland“ – auch Auslöser der Flüchtlingsströme
Diese Beteuerungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff (beide CDU) haben die aktuellen Flüchtlingsströme mit verursacht. Davon ist Aminmansour überzeugt. Muslime in islamischen Ländern hätten den Satz so verstanden, dass sie in Deutschland willkommen seien. Wenn sie dann noch durch die Medien erführen, dass „hier Juden von Muslimen geschlagen und diskriminiert wurden, ohne dass es zu einer breiten gesellschaftlichen Empörung kommt, dann haben sie den Eindruck, dass Deutschland eine Gegend ist, in der Muslime gut leben können und sogar ihre fundamentalistischen Einsichten willkommen sind“. Schlepperorganisationen und die islamistische Propaganda verstärkten diesen Eindruck. Es müsse daher vordringliche Aufgabe der deutschen Politik sein, diesen Ansichten entgegenzusteuern, um Asylmissbrauch zu verhindern, rät Aminmansour. Er ist Zweitpastor in der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde Offenburg (Baptisten) und darüber hinaus als Redner und Berater in ganz Deutschland aktiv. Er will nach seinen Worten „Gemeinden fit machen für den Umgang mit Migranten“. Der gebürtige Iraner lebt seit 15 Jahren in Deutschland und hat auch einen deutschen Pass.
>> (Siamak Aminmansour, deutsch-iranischer Pastor (Offenburg), in: idea/03.11.2015)

Einwandern ist kein Menschenrecht
Zwischen Auswandern und Einwandern besteht eine Asymmetrie. Auswandern ist ein Menschenrecht. Der Staat darf seinen Bürgern nicht verwehren zu gehen. Einwanderung dagegen – wohl noch in das Land meiner Wahl – ist kein Menschenrecht. Es muss vom jeweiligen Staat verliehen werden. Der kann es auch verweigern, sofern nicht gesetzliche Regelungen die Aufnahme vorschreiben. Das ist in Deutschland aber nur bei Flüchtlingen und Asylsuchenden der Fall, die aus Angst um ihr Leben geflohen sind.
>> (Richard Schröder, Theologieprofessor und SPD-Politiker: Kommentar zur Debatte über die Flüchtlingskrise, in: idea/04.11.2015)

Die moderne Kontext-Kirche: Die evangelische Kirche entfernt sich zunehmend von der biblischen Lehre, um sich gesellschaftlichen Entwicklungen anzupassen. Diese These vertritt der evangelische Kirchenhistoriker Gerhard Besier.
≡ In der gegenwärtigen evangelischen Theologie dominieren Konzepte, die an die Stelle von Gott das menschliche Gottesbewusstsein oder den Gottesgedanken gesetzt haben. Theologie wird als eine spezifische Form von Religionstheorie verstanden. Sie versteht sich als Kulturwissenschaft vom Christentum. Infolgedessen sagen Theologen nicht mehr, was nach biblischer Einsicht Gottes Wille ist, sondern sie analysieren das, was sie als religiöse Auffassungen im kulturellen Wandel der Gesellschaft zu entdecken meinen, und sie versuchen dann biblische Aussagen daraufhin zu interpretieren. Das ist nicht sonderlich schwer. Wenn man die biblischen Texte als ein Gemisch aus orientalischen bzw. griechischen Gottesvorstellungen begreift, die über 2.000 Jahre hinweg Patina angesetzt haben, dann lässt sich leicht begründen, warum dieses oder jenes nicht mehr „zeitgerecht“ erscheint. Am Ende dieses Prozesses wird nur noch eine Idee bleiben, ein Kondensat aus Bergpredigt und Menschenrechtscharta.
≡ Diese Perspektive hat dazu geführt, dass es zwischen der Kirche und den Vorreitern aller möglichen  odernisierungsschübe kaum noch zu Spannungen kommt. Die regierende Christentumskultur ist eine Konsenskultur, der man so gut wie alles opfert, was dem gesellschaftlichen Einvernehmen im Wege steht.
≡ Obwohl die evangelische Kirche keine Gelegenheit auslässt, die Tendenzen der Zeit zu bestätigen, laufen ihr die Leute weg, weil sie dieser Kieselstein-Kirche nur noch einen geringen Stellenwert in ihrem Leben beimessen, wie jüngste Umfragen zeigen. Das wird vollends 2016 deutlich werden, wenn sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) selbst zur Kirche erhebt – nicht weil es keine Bekenntnisdifferenzen zwischen Lutheranern, Reformierten und Unierten mehr gäbe, sondern weil eine Zweidrittel-Mehrheit der Synodalen aus allen Landeskirchen zustimmen wird. Dann wird die Kontext-Kirche ihren Zenit erreicht haben. Denn im Hintergrund dieser Entscheidung stehen allenfalls ökonomische, nicht ökumenische Gründe.
>> (Gerhard Besier (Dresden), ist habilitierter evangelischer Theologe, promovierter Historiker und Diplom-Psychologe, in: idea/04.11.2015)

Ex-Muslim fordert Stopp von Moscheebauten in Deutschland
Ein Ende des saudi-arabischen Einflusses auf die Muslime in Deutschland ist beim Kongress über Christenverfolgung am 15. November in Schwäbisch Gmünd gefordert worden. Vor rund 650 Fachleuten verlangte der aus dem Jemen stammende Ex-Muslim Said Al Yemeni, dass Saudi-Arabien keine weiteren Moscheen in Deutschland finanzieren dürfe. Nach Ansicht des Mannes, der aus Sicherheitsgründen einen Decknamen benutzt, ist Saudi-Arabien bestrebt, einen streng konservativen Islam weltweit zu verbreiten. Deshalb werde auch der sogenannte „Islamische Staat“ mit Geld und Kämpfern unterstützt. „Was in Syrien passiert, kann sich überall wiederholen“, warnte Al Yemeni. Auch die im März begonnenen saudi-arabischen Luftangriffe auf jemenitische Städte hätten das Ziel, die fundamentalistische Variante des Islam durchzusetzen. Dabei spiele es keine Rolle, dass Muslime Muslime töten, Krankenhäuser und Schulen zerstören sowie Städte in Schutt und Asche legen. Selbst das Weltkulturerbe wie die Altstadt von Sanaa werde nicht verschont. Große Teile der Bevölkerung befänden sich auf der Flucht. Al Yemeni warf den europäischen Regierungen vor, die Augen vor den saudi-arabischen Kriegsverbrechen zu verschließen und den Beteuerungen der Scheichs zu glauben, sie bekämpften Rebellen.

 

Ein marokkanischer Redner, der aus Sicherheitsgründen mit dem Decknamen Ali Al Maghrebi auftrat, bezeichnete den Islam als eine Religion der Intoleranz. Wer sich in seinem Land dem christlichen Glauben zuwende, verliere seine Familie, Freunde, Heimat und sogar das Leben, da der Islam keinen Religionswechsel akzeptiere. Der Journalist vertrat ferner die Ansicht, dass nicht alle Muslime Terroristen seien, obwohl der Islam eindeutig zur Ermordung derjenigen aufrufe, die sich vom muslimischen Glauben abwenden: „Manche Muslime haben ein Herz, das besser ist als ihre Religion.“ So habe ihm sein Vater erklärt, obwohl er gläubiger Muslim und Imam sei, könne er seinen Sohn nicht töten, auch wenn das der Islam von ihm fordere. Al Maghrebi wies ferner darauf hin, dass in Marokko der Besitz von Bibeln und die Ehe zwischen Christen und Muslimen verboten sei. Es drohe zudem ein halbes bis zwei Jahre Gefängnis, „wenn man Muslime in ihrem Glauben verunsichert“. Er forderte die Christen auf, Religions- und Redefreiheit sowie religiöse Reformen einzufordern. Scharf verurteilte er die Christenverfolgung in Saudi-Arabien. Dort herrsche die gleiche brutale Gewalt gegen religiöse Minderheiten wie im Herrschaftsbereich der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS). Al Maghrebi: „Setzt euch für die verfolgten Christen ein – sie sind wie die Christen in Deutschland Glieder am Leib Christi!“
>> (idea/16.11.2015)

„Muslime werden nie der Demokratie vertrauen“
Pater Douglas (Mossul/Nordirak) sagte, jede Flucht sei eine persönliche Entscheidung. Er könne angesichts der katastrophalen Lage in seinem Land verstehen, dass vor allem viele junge Menschen aufgrund der mangelnden Perspektive nach Europa wollen. „Nehmt die Flüchtlinge auf, aber gebt ihnen nicht das Hausrecht!“, so sein Rat. Er zeigte sich skeptisch, ob Demokratie in den arabischen Ländern funktionieren würde: „Muslime werden nie der Demokratie vertrauen.“
>> (idea/17.11.2015)

Islamistische Extremisten und Attentäter vollziehen ihre grausamen Taten in dem Bewusstsein, ihrem Gott, Allah, damit einen Dienst zu tun. Sie fassen diese Taten unter das Stichwort „Heiliger Krieg“ (Dschihad) und fühlen sich durch den Koran und die Überlieferungen des Islam (Ahadith) bestätigt. Die Attentäter von Paris sollen während des Massakers laut „Allahu Akbar“ gerufen haben, was übersetzt bedeutet: Allah ist größer. Das ist eine Formel, die üblicherweise im islamischen Gebetsruf oder beim Gebet selbst gebraucht wird. Dass sie während eines Terroraktes gerufen wird, soll den Bezug des Terrors zum islamischen Glauben herstellen. Kein Wunder, dass vielen Europäern mittlerweile Religion gefährlich und gesellschaftsfeindlich vorkommt. Religion trägt für ihn die Saat der Gewalt, wenn sie nicht den Filter von Aufklärung und Humanismus durchlaufen hat.
>> (Ulrich Neuenhausen (Bergneustadt bei Köln), Vorsitzender des Arbeitskreises Islam der Deutschen Evangelischen Allianz, in: idea/17.11.2015)

Ändern die Grünen ihre Islampolitik?
Die vier großen muslimischen Dachorganisationen in Deutschland können nicht den Kirchen gleichgestellt werden. Sie seien keine Religionsgemeinschaften, sondern „national, politisch oder sprachlich, nicht aber bekenntnisförmig geprägt“. Diese Ansicht vertreten führende Repräsentanten von Bündnis 90/Die Grünen. In einem Positionspapier beschreiben der Parteivorsitzende, Cem Özdemir, und der religionspolitische Sprecher der Bundestagsfraktion, Volker Beck, die vier Verbände – Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB), Islamrat für die Bundesrepublik Deutschland, Verband der Islamischen Kulturzentren und Zentralrat der Muslime in Deutschland – als religiöse Vereine, für die der besondere Schutz des Grundgesetzes nicht gelte. Unbestritten sei jedoch ihr Recht, ihr Leben nach ihren religiösen Vorstellungen auszurichten, „solange dies nicht im Konflikt zu den Grundrechten Dritter steht“. Einen Anspruch, Religionsunterricht zu erteilen, hätten sie jedoch nicht. Zudem repräsentierten sie nur einen kleinen Teil der in Deutschland lebenden Muslime. Dass der Staat sie anderen islamischen Gemeinschaften vorziehe, sei „weder religions- noch integrationspolitisch wünschenswert“. DITIB hat 150.000 Mitglieder, der Islamrat über 50.000, der Zentralrat etwa 15.000 und die Kulturzentren 24.000 Mitglieder. In Deutschland leben inzwischen über fünf Millionen Muslime.
 
Bisher hätten die Grünen „religiöse Migrantenorganisationen weitgehend unkritisch – unabhängig von ihren religionspolitischen Zielen und Aussagen – als Bereicherung der deutschen Gesellschaft begrüßt“. Die Neuorientierung verschließe nicht länger die Augen vor der Realität: „Bedenken ergeben sich für Özdemir und Beck beispielsweise hinsichtlich des Islamrats wegen der dortigen Mitgliedschaft von Milli Görüs, hinsichtlich des Zentralrats der Muslime u.a. wegen immer wieder genannter Verbindungen zur Muslimbruderschaft“.
 
Die vier Verbände haben sich zum Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) zusammengeschlossen. In dessen Geschäftsordnung heißt es: „Koran und Sunna des Propheten Mohammed bilden die Grundlagen des Koordinationsrats.“ Die vom Propheten Mohammed vor 1.400 Jahren gesprochenen Worte werden auch heute noch als verbindliche Anweisungen für jeden strenggläubigen Muslim angesehen. Beispielsweise habe Mohammed zum Kampf gegen Juden aufgerufen. Die Konsequenz laut Grell: „Wer Juden tötet, kann sich durchaus auf den Propheten des Islam berufen.“ Zwar äußerten sich führende Muslime immer wieder kritisch zu Terroranschlägen islamistischer Organisationen oder Täter. Ihre Proteste klängen jedoch viel überzeugender, wenn sie die „Ewigkeitsgarantie“ für Mohammeds Aussagen in ihrer Geschäftsordnung erläuterten, so Grell.
>>  (idea/20.11.2015)

Oberbürgermeister: Religionslehrer sollten klar Stellung beziehen
Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) äußerte in einem Grußwort den Wunsch, dass Religionslehrer den Mut haben, im Unterricht klar Stellung zu beziehen. Sie dürften Freiheit nicht verwechseln mit einer „Alles-ist-möglich-Haltung“. Gerade in Zeiten des religiös motivierten Terrors sei es wichtig, differenziert über die Möglichkeiten und Gefährdungen von Religion zu sprechen, sagte Jung vor dem Hintergrund der Terroranschläge von Paris. Nach Jungs Worten wird das Nachdenken über Religion eine der zentralen und globalen Zukunftsaufgaben sein.
>> (idea/20.11.2015)

Tabor-Jugendtreffen – Marburg
Lebensträume bildeten den thematischen Mittelpunkt eines dreitägigen Jugendtreffens der Stiftung Studien- und Lebensgemeinschaft Tabor sowie des Bildungs- und Studienzentrums in Marburg. Die Jugendreferentinnen Sabine Schumacher (Göttingen) und Judith Bojert (Konstanz) erklärten, dass es im Leben um mehr geht, als gute Noten und einen erfolgreichen Schulabschluss zu erzielen, die große Liebe zu finden oder sich einen flachen Bauch und starke Muskeln anzutrainieren. Sinnvoll könne ein Leben dann werden, wenn man den Traum Gottes für sein Leben und die Welt entdecke.
>> (idea/21.11.2015)

Einheit der weltweiten Christenheit

Die Spaltung der weltweiten Christenheit erweise sich als stärkstes Hindernis der Weltmission. Es müsse nachdenklich stimmen, dass die Einheit der Christen das größte Gebetsanliegen von Jesus ist (Die Bibel: Johannes 17). Sie sei daher ein Zeichen der Glaubwürdigkeit des Sendungsauftrags Jesu. Koch: „Die Kirchen müssen daher die Spaltung überwinden, nur dann ist das christliche Zeugnis glaubwürdig.“
>> (Kardinal Kurt Koch, Referent beim "Kongress Christenverfolgung-heute")

2015 Dezember

Mentoring: Viele Ehrenamtliche wünschen sich Begleitung
Ehrenamtliche Mitarbeiter in Kirche und Gesellschaft sollten in ihrem Dienst einen Begleiter haben. Ein solcher Gesprächspartner (Mentor), mit dem man zwei- bis viermal im Jahr über die Aufgaben spreche, könne die Motivation erheblich steigern. Das sagten Experten bei einer Fachtagung des Christlichen Mentoring Netzwerkes (cMn) in Kassel. Für 42 Prozent aller Christen sei Mentoring das wichtigste kirchliche Angebot für ihr geistliches Wachstum. Es liege noch vor dem Hauskreis (30 Prozent) und der Predigt (28 Prozent). Unter Mentoring verstehe man eine vertrauensvolle Beziehung zwischen zwei Menschen, in der ein Mentor einen anderen bei seiner beruflichen und privaten Entwicklung unterstützt. Während Seelsorge eher der Problemlösung diene, gehe es beim Mentoring darum, Stärken zu entdecken und zu entwickeln.
>> (idea/02.12.2015)

Für viele ist die Kirche ein Museum
Schauplatz: Kölner Dom, die größte deutsche Kirche. Wie es heißt, besuchen bis zu 10.000 Menschen pro Tag den Dom: „Viele gucken allerdings nicht ins Gesangbuch, sondern aufs Kameradisplay. Die Kirche als Museum. Als eine aus der Zeit gefallene Institution. Olle Schinken an der Wand, olle Männer im Gewand.“ Deutsche gäben ihren Nachwuchs zwar gerne in den evangelischen Kindergarten oder die katholische Schule, aber selbst besuchten sie konfessionelle Einrichtungen kaum noch: „Unsere Feiertage feiern wir mit Chips und Bier statt mit Oblaten und Wein.“ Wenn es ein Sonntagsritual gibt, dann nicht um 10 Uhr, sondern um 20.15 Uhr. Tatort statt Gottes Wort.“
>> (idea/06.12.2015)

Islam muss sich von Gewaltexzessen reinigen
Dass sich eine Religion immer wieder reinigen muss, ist nichts Neues. Das musste das Christentum auch. Bei uns ist es Vergangenheit“, sagte der 67-jährige Katholik in einem Interview mit der „Welt am Sonntag“ (Berlin). Nach seinen Worten steckt der Islam in einer Krise. Es gebe vermehrt fundamentalistische Strömungen, die sich auch gegeneinander richteten. Kretschmann hält deshalb eine Reformation des Islam für angesagt. Er plädiert dafür, den islamischen Religionsunterricht entschlossener und schneller an den Schulen zu etablieren: „Nur so können wir verhindern, dass die Kinder durch Fundamentalisten und Terroristen ein Zerrbild des Islam vermittelt bekommen.“ Noch vor einigen hundert Jahren sei übrigens der Islam dem Christentum an Toleranz weit überlegen gewesen. Heute müsse man immer wieder klarmachen: „Traditionen und religiöse Gesetze dürfen nicht über säkularen Gesetzen einer Demokratie stehen.“ Nur weil ein Großteil der Flüchtlinge aus patriarchalen Gesellschaften „zu uns kommt, werden wir die Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht plötzlich heruntermoderieren“. Man fördere Integration, fordere aber auch Integrationswillen.
>> Die Welt vom 5.12.2015

Gegen Mörderbanden hilft kein Händchenhalten
Wenn Christen wieder unter freiem Himmel gekreuzigt werden, wenn Menschen in Massenhinrichtungen die Köpfe abgeschnitten werden, weil sie angeblich den falschen Glauben haben (und dazu gehören nicht nur Christen, sondern auch viele Muslime in den Schattierungen eines Islam jenseits des IS), wenn der Krieg in unsere Städte getragen wird und wenn all dies sich so vor unseren Augen zuträgt, dann hilft gegen die Mörderbanden des IS nicht das Händchenhalten auf dem Kirchentag, sondern nur die ruhige Hand eines Soldaten, der kämpft, um Schlimmeres zu verhindern.
>> (Michael Inacker (Kleinmachnow bei Potsdam), Vorsitzender der Internationalen Martin Luther Stiftung sowie Vorstandschef der Unternehmensberatung WMP AG. Von 1989 bis 1990 war er Referent im Planungsstab des Verteidigungsministeriums. in: idea/07.12.2015)

Medienwissenschaftler: Evangelische Kirche hat Angst vor eigenen Glaubenswahrheiten
Die evangelische Kirche hat Angst vor den eigenen Glaubenswahrheiten und möchte um keinen Preis rechtgläubig sein. Diesen Vorwurf erhebt der Medienwissenschaftler Prof. Norbert Bolz (Berlin) in einem Beitrag für den Südwestrundfunk (Stuttgart). Nach seinen Worten vermeidet die evangelische Kirche Konflikte, indem sie immer weniger Dogmen vertritt: „Man lässt sich zwar noch von der Jesus-Geschichte rühren, vor allem an Weihnachten. Aber vom Jüngsten Gericht will niemand mehr etwas hören. Aus Gott ist der liebe Gott geworden. Und aus Jesus ist ein guter Mensch geworden – gewissermaßen ein Integrationsbeauftragter höherer Ordnung. Aber wer den Lehrer und Sozialarbeiter Jesus lobt, will den Erlöser Christus verdrängen.“ Wenn Jesus nur ein Lehrer des richtigen moralischen Verhaltens gewesen wäre, hätte man ihn nicht gekreuzigt, so Bolz. Nach Beobachtung des Protestanten hört man von Pfarrern nur noch selten etwas über „den Skandal des Wortes vom Kreuz“. Dabei stehe diese Botschaft im Zentrum der Briefe des Apostels Paulus. Die Kirche ersetze „den Skandal des Gekreuzigten zunehmend durch einen neutralen Kult der Menschheit“. Durch diesen „Verrat am Kreuz“ bleibe nur „die Sentimentalität einer unrealistischen Menschenfreundlichkeit“. Statt der Botschaft vom Kreuz bekomme man viel zu hören „über die unzähligen kleinen Kreuze dieser Welt wie Hunger, Flüchtlingselend, Arbeitslosigkeit, Klimakatastrophe“. Bolz: „Der Pfarrer tritt immer häufiger als Gutmensch auf – und das heißt in der Sprache des Neuen Testaments: als Pharisäer. Dabei missbraucht er seine Predigt für einen sentimentalen Moralismus.“ Bolz verweist dabei auf eine Aussage des evangelischen Kirchenhistorikers Franz Overbeck (1837-1905): „Nichts entvölkert unsere Kirchen so sehr, als dass man es in ihrem Gottesdienst so viel mit den persönlichen Ansichten ihrer Prediger zu tun hat.“
>> (idea/08.12.2015)

Weihnachten für Anfänger – und mancher wird Christ
... vor allem aber können sie endlich wieder ihren Glauben leben. Jeden Sonntag gehe sie in die Kirche, sagt Boshra, in die katholische Messe, einen evangelischen Gottesdienst, ganz egal: "Es ist das Haus Gottes." Ein Freund hat ihr eine Bibel geschenkt, auf Deutsch und Arabisch, die liest sie jetzt immer und prägt sich die deutschen Bibelverse ein. Und Weihnachten? Da will die Familie in die Messe gehen, natürlich, und dann ein bisschen feiern. Schön sei es jetzt draußen auf den Straßen, mit all den Lichtern und den geschmückten Straßen. "In Berlin kann ich Weihnachten wirklich fühlen", sagt Boshra. "Das macht mich glücklich."

Und was ist mit denen, für die Weihnachten mehr ist als landsmannschaftliche Folklore? Die, die fasziniert sind von der Botschaft Jesu? Die sich doch missionieren lassen wollen? Nur ein paar Hundert Meter von der Turnhalle entfernt, sitzt Pfarrer Gottfried Martens in seiner Kirche, der evangelisch-lutherischen Dreieinigkeitsgemeinde in Berlin Steglitz.

Im Moment könnte er im Akkord taufen, so viele Menschen wollen bei ihm zum christlichen Glauben übertreten. Dass es unter den iranischen Flüchtlingen derart viele gibt, die sich zum Christentum bekennen wollen, hat ihn selbst überrascht. "Doch sie sind offenbar einfach massiv abgeschreckt vom staatlich verordneten, politischen Islam. Sie wollen damit nichts mehr zu tun haben. Eine Haltung, die in der Heimat lebensgefährlich ist", meint Martens. Und auch in Deutschland sind die Neuankömmlinge erst einmal unsicher. Zu tief sitzt die Angst vor dem allgegenwärtigen iranischen Geheimdienst. Und auch in den von Muslimen dominierten Flüchtlingsunterkünften haben Christen häufig schlechte Karten – vor allem, wenn sie Konvertiten sind.
>> (Sabine Menkens, in "Die Welt" vom 19.12.2015)

„Der Christ der Zukunft wird Mystiker sein, einer, der etwas erfahren hat, oder er wird nicht sein.“
>> (Karl Rahner)

Besonders junge Menschen „hungern“ nach Lebensoptionen und suchen nach Orientierung; gerade junge Menschen sind offen für neue Lebenskonzepte. Das stellt vor eine große Herausforderung. Es gilt, das Evangelium in die Kultur der Jugendlichen zu integrieren.
>> (Alexander Garth)

Gottlos. Glücklich
Ich glaube nicht an Gott und mir fehlt auch nichts, hört man manchmal. Man kann auch ohne Religion glücklich sein. Stimmt das? Ich glaube: ja. Dem Atheisten, der behauptet, dass ihm „nichts fehlt“, würde ich gar nicht widersprechen. Die Frage ist viel mehr, wie bedeutsam die Aussage ist, man fühle sich glücklich. Ein Hamster im Käfig fühlt sich vielleicht auch glücklich, wenn er genug Futter bekommt. Und ein Hamsterrad fühlt sich von innen an wie eine Karriereleiter. Da geht es immer rund, alle Hände voll zu tun! Die Botschaft des Christentums ist überhaupt nicht: glaube an Jesus, denn dann wirst Du glücklich. Oder: glaube an Jesus, denn sonst wirst Du unglücklich. Wenn der Glaube an Jesus glücklich machen würde, aber nicht wahr wäre, nennte man ihn mit gutem Recht „Opium des Volkes“, nichts weiter als eine Droge. Doch die Botschaft des Christentums ist komplett anders. Sie lautet: glaube an das Evangelium, weil es wahr ist! Und zwar historisch und buchstäblich und überprüfbar wahr.
Lieber Hamster, auch wenn Du Dich glücklich fühlst: Du bist nicht nur für ein Hamsterrad erschaffen. Lieber Mensch, Du bist nicht nur Materie und für diese 80 Jahre auf Erden erschaffen, sondern für viel mehr. Dein Gewissen, Dein Sinn für Schönheit und Wahrheit legen Zeugnis dafür ab.
Nur weil das Evangelium wahr ist, macht es auch glücklich. Und das auf tiefgreifende, dauerhafte, ja ewige Weise. „Gottlos glücklich“ schreiben Atheisten sich auf T-Shirts und scheinen dabei auf die Behauptung zu reagieren, es gehe bei Jesus ums Glücklichwerden. Nein, glücklich können Menschen sich auch fühlen während sie andere Menschen missbrauchen und in tiefen Lebenslügen leben. Jesus verheißt etwas anderes. Und zwar:
„Wenn ihr in meinem Wort bleibt, seid ihr wirklich meine Jünger. Dann werdet ihr die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch befreien.“ (Joh 8,31f.) Freiheit und Wahrheit sind wichtiger als „Glück“. Ja, das tiefste und höchste Glück des Menschen besteht darin, zu erkennen, dass er für „mehr erschaffen ist als Glück“. Dafür nämlich, seinen Schöpfer zu erkennen, der die Liebe ist. Und sich freiwillig in Liebe hinzugeben. Das ist die größte Würde und höchste Freiheit des Menschen. Wer das nicht will, kann freilich weiter - glücklich - in seinem Hamsterrad laufen bis es spätestens in ein paar Jahrzehnten bricht.
>> (Johannes Hartl auf Facebook)

Gender kritiklos als rein sozial konstruiert darzustellen ist einerseits nicht neutral und zum anderen entspricht es auch nicht dem Stand der Wissenschaft.

  • Man muss sich nur einmal den Wikipedia Eintrag zu Testosteron anschauen, um zu erfahren, dass die Geschlechtshormone sehr wohl einen starken Einfluss auf das soziale Verhalten eines Menschen haben. Dieser Standpunkt wird eben auch nicht nur von Neurechten und konservativen Christen vertreten.
  • Wer es gerne feministisch, aber trotzdem gut informiert mag, sollte sich einmal den Vortrag von Vera Birkenbihl zum Thema anhören.

>> (Wikipedia-Editor)