2023 Januar

 

Energiewende

Europa war nicht energieautonom und wird es auch in Zukunft nicht sein. 2019 wurden auf dem ganzen Kontinent 58 Prozent der Energieprodukte importiert. Um das mit grüner Energie zu kompensieren, würden wir 110-mal so viel Photovoltaikfläche wie heute brauchen. Das entspräche der Fläche von Rumänien. Oder wir müssten 36-mal so viele Windräder aufstellen. Allein diese Zahlen zeigen, dass das nicht geht – rechtlicher oder gesellschaftlicher Widerstand noch exklusive.

 

Woher sollen wir genug Strom nehmen, um E-Autos sinnvoll zu betreiben? Es ist unverantwortlich von der Politik, ein System durchsetzen zu wollen, von dem klar ist, dass der Vollausbau nicht funktionieren kann, und das die Energiewende verzögert, da mehr Stromverbraucher ans Netz kommen, als grüne Kraftwerke gebaut werden. E-Autos werden genauso schnell verschwinden, wie sie gekommen sind. Ein unkontrollierter Zugang zu allen geplanten Ladestationen würde das Netz zusammenbrechen lassen. Mehr Elektrofahrzeuge bedeuten außerdem wieder mehr Abhängigkeit von China, das möchte schließlich auch niemand. In Nischen wird es E-Fahrzeuge geben, aber nicht in der breiten Masse.

 

In Schwellen- und Entwicklungsländern könnte das Konzept E-Auto noch weniger funktionieren als in Industrieländern. Deren Stromversorgung im Land ist viel zu gering, und diese Länder brauchen Strom genauso zur Defossilisierung der Wirtschaft und Haushalte. Ohne transportfähige Energieträger geht es nicht, und das sind eben Kohlenwasserstoffe wie Diesel, Benzin, Petroleum, Methanol oder Methan. Wir können es uns nicht leisten, eine parallele Welt für neue Energieträger aufzubauen, weil die Errichtung neuer Energievektoren viel mehr fossiles CO2 freisetzt als im Endeffekt eingespart würde.

 

Die Energiewende kann nur gelingen, wenn über Jahrzehnte fossile Energieträger mehr und mehr durch synthetische mischbare Kraftstoffe ("drop-in fuels") ersetzt werden. Bei den gegenwärtigen Kraftstoffen passiert das ja bereits.

 

Das bringt uns aber wieder zum Problem der nicht ausreichenden Stromproduktion in Europa. Deswegen sollte grüne Energie auch dort hergestellt werden, wo sie gut "geerntet" werden kann. Die gleichen Solarzellen würden bei gleichem Ressourceneinsatz etwa in Nordafrika oder Australien zwei- bis dreimal so viel Energie erzeugen wie in Mitteleuropa. Baut man Kraftwerke in wirtschaftlich schwachen Regionen, entstehen neue Arbeitsplätze, die den lokalen Wohlstand steigern. Ein Teil der gewonnenen Energie muss im Land bleiben, um den wachsenden Energiebedarf der Bevölkerung zu decken.

 

>> (Georg Brasseur, emeritierter Professor für elektrische Messtechnik und Sensorik der TU Graz. In: DerStandard, 3.1.2023)

Vorbilder im Glauben: Abraham

„Es ist niemand, der Haus oder Brüder oder Schwestern oder Mutter oder Vater oder Kinder oder Äcker verlässt um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der nicht hundertfach empfange: jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder und Schwestern und Mütter und Kinder und Äcker mitten unter Verfolgungen – und in der kommenden Welt das ewige Leben“ (Markus 10,29).

 

→ Gott lässt sich nichts schenken. Glauben Sie das? Ich kann nur sagen: Probieren Sie es aus! Wobei wir dazu sagen müssen, dass Gott manchmal „in anderer Währung“ zurückzahlt. Es kann sein, dass einer z.B. Geld einsetzt für Gott und dann erfährt, wie Gott ihn in seinen Beziehungen segnet. Oder wie er ihm Gesundheit und Kraft schenkt. Sozusagen eine andere Währung also. Aber das, was Gott zurückschenkt, ist nie weniger wert als das, was wir einsetzen.

>> (Pfarrer ­Christian Schwark. In IDEA am 19.01.2023)

 

 

2023 Februar

Vom Hochschulabsolventen zum Religionsbeamten

Diskussion: Pfarramt für Absolventen freier Hochschulen öffnen?

Anlass der Debatte war eine Entscheidung der

württembergischen Landessynode im November 2022, wonach Absolventen staatlich anerkannter freier

Hochschulen einen Zugang zum Pfarrdienst erhalten sollen. Dieser ist zunächst auf zehn Jahre befristet und

soll nach acht Jahren evaluiert werden. Der Professor für Kirchengeschichte und Ephorus (Leiter) des

Evangelischen Stifts in Tübingen, Volker Henning Drecoll, hält die Öffnung des Pfarramtes für einen

Fehler, weil sie „ein erhebliches Spaltungs- und Streitpotenzial mit sich bringt“. Das sagte er bei der

Podiumsdiskussion an der Universität Tübingen vor über 100 Zuhörern. Drecoll sieht hinter der

entsprechenden Entscheidung der württembergischen Landessynode „einen weiteren Versuch,

Parallelstrukturen zu errichten“, mit denen „ein bestimmtes Frömmigkeitsprofil in die Landeskirche

hineingedrückt werden soll“. Die Funktion der theologischen Fakultäten sei nicht durch freie Hochschulen

ersetzbar, da sich diese statt dem Land Baden-Württemberg zunächst gegenüber ihren privaten Trägern

verantworten müssten. Um Theologen auf das Pfarramt als öffentliches Amt vorzubereiten, sei es wichtig,

im Studium die eigene Frömmigkeit zu hinterfragen und „Distanz zu sich selbst aufzubauen“, so Drecoll

weiter. Die Universität sei ein Ort, an dem verschiedene, auch freikirchliche, Strömungen

zusammenkommen könnten. Den geringen Praxisanteil im Studium bezeichnete er hingegen als

unproblematisch, da die Anforderungen an die pfarramtliche Praxis der kommenden Jahrzehnte sowieso

kaum vorherzusehen seien.

 

Der Professor für Biblische Theologie und Antikes Judentum sowie Prorektor der Internationalen

Hochschule Liebenzell (IHL), Roland Deines, betonte, dass die IHL mit ihrem praxisorientierten und

interkulturellen Profil viel in der Kirche beitragen könne. Er wehrte sich gegen den Vorwurf, dass die IHL

lediglich universitäre Forschung weiterverarbeite. In der Reflexion des Christlichen in der Öffentlichkeit

nehme sie teils sogar eine Vorreiterrolle ein, etwa mit der kürzlich erschienenen „Stuttgarter Gottesdienstund

Gemeindestudie“. Es sei bizarr, sich die IHL als „fundamentalistische Blase“ vorzustellen. Die

Hochschule werde regelmäßig staatlich akkreditiert, und das Kollegium sei gut in den wissenschaftlichen

Diskurs eingebunden. An den Universitäten kritisierte er den mangelnden Blick für die vielseitige

Weltchristenheit. Deines: „Aus internationaler Perspektive gibt es nichts dogmatisch Verengteres als das

theologische Profil an Fakultäten in Deutschland“. Das zeige unter anderem die verschwindend geringe

Zahl von Professoren mit evangelikalen oder charismatischen Positionen. Weltweit sei es dagegen

selbstverständlich, „dass Bachelor- und Masterstudiengänge für ein geistliches Amt qualifizieren“.

 

>> (Diskussion bei IDEA vom 8.02.2023)

2023 März

Diese elektronischen Geräte landen auf dem Abstellgleis

Ob Kamera, Radio oder Fernbedienung: Elektronische Geräte, die im Alltag lange unverzichtbar waren, werden zunehmend durch das Smartphone ersetzt. Eine steigende Zahl an Nutzern greift für bestimmte Aufgaben oder Dienste inzwischen zum Handy, wie eine repräsentative Umfrage von Bitkom zeigt.

 

Hier die Ergebnisse der Befragung:

1. Wecker (60 Prozent. 2022: 56 Prozent)

2. Fotokamera (54 Prozent. 2022: 51 Prozent)

3. Videokamera (44 Prozent. 2022: 37 Prozent)

4. Festnetz-Telefon (40 Prozent. 2022: 31 Prozent)

5. Navigationsgeräte (31 Prozent. 2022: 19 Prozent)

6. Taschenlampe

7. Radio

8. Armbanduhr

9. Ticketautomaten

10. TV-Fernbedienung

11. Babyphone

 

Das Smartphone hat sich zum Allround-Talent entwickelt und wird im Alltag künftig noch mehr Aufgaben übernehmen. Wichtig ist, dass die durch das Smartphone ersetzten Geräte nicht zu Hause liegen gelassen, sondern weitergegeben, gespendet oder verwertet werden.

Dr. Bernhard Rohleder Mustermann, Bitkom-Geschäftsführer

Was noch kommt

* Die große Mehrheit (91 Prozent) ist der Mitteilung zufolge überzeugt, dass die Bedeutung des Smartphones weiter zunehmen wird.

* Ein Drittel (33 Prozent) glaubt aber auch, dass Smartphones künftig durch Datenbrillen oder Smartwatches ersetzt werden.

* 29 Prozent sind sogar der Meinung, dass es in zehn Jahren überhaupt keine Smartphones mehr geben wird. Dass Smartphones eines Tages durch im Körper implantierte Chips ersetzt werden, glauben allerdings nur 2 Prozent.

>> (Quelle: Pressemitteilung Digitalverband Bitkom vom 07.03.2023)

 

HERDE OHNE HIRTEN – Katholische Kirche in Deutschland: sollte man gehen, um zu bleiben?
... obwohl die Mehrzahl der Katholiken über die Skandale der Kirche erschüttert ist, vor allem über den sexuellen Missbrauch, so ist den meisten bewusst, dass deren Ursachen nicht in der Befolgung der Glaubenslehre sondern in ihrer Relativierung zu suchen ist.
>> (Albert Christian Sellner. In TichysEinblick vom 8. März 2023)

Theologe: Essen grillen statt Grillen essen

Christen seien zwar nicht an die jüdischen Speiseregeln gebunden (Markus 7,19; Hebräer 13,9): „Will man uns allerdings aus ideologischen Gründen umerziehen und den Fleischverzehr madig und Maden schmackhaft machen, dann sind Gottes Weisungen der bessere Ratgeber.“ Bereits seit den Tagen der Sintflut dürften Menschen Fleisch verzehren (1. Mose 9,3). Hesse: „Mit gutem Gewissen dürfen wir auch in Zukunft Essen grillen, statt Grillen zu essen.“

>> (Prediger Johann Hesse (Walsrode), Geschäftsführer des Gemeindehilfsbundes, übt Kritik an der Propagierung von Insekten als Lebensmittel durch die Europäische Union. In IDEA vom 24.03.2023)

Der neue Trend des Nicht-Überzeugtseins

„Und die Schlange war listiger als alle Tiere auf dem Felde, die Gott der Herr gemacht hatte, und sprach zu der Frau: Ja, sollte Gott gesagt haben: Ihr sollt nicht essen von allen Bäumen im Garten?“ – Aus dem 1. Buch Mose 3,1

 

Glaubensüberzeugungen sind „out“. Während die Kirchenbänke sich vor unseren Augen zusehends leeren, wird mit energischer Überzeugtheit die Tugend des Nicht-Überzeugtseins proklamiert. Die Ironie dieses Treibens wäre lustig, wenn sie nicht so traurig wäre. Wenn ich freudig erzähle, was der Herr und sein Wort mir bedeuten, kann ich mancherorts bestenfalls mit einem mitleidsvollen Kopfschütteln rechnen, schlimmstenfalls mit offener Feindschaft. Zweifeln ist hipp, modern. Nicht wissen ist der Trend. Ambiguitätstoleranz, dynamische Grauzonen, Differenziertheit, Vielfalt, Kontextualisierung, das sind Schlagwörter, die ehemalige Verkündigungszentren nach und nach in geistliche Mausoleen verwandeln. Überzeugte Menschen sind für den Profi-Zweifler ein rotes Tuch. Ehemalig Überzeugte, die Zyniker geworden sind, sein Klientel.

 

„Sollte Gott wirklich gesagt haben …?“ Das Geflüster, das Wahrheit belächelt und christliche Werte mit Füßen tritt, ist nichts Neues. Die Taktiken der „alten Schlange“ sind wie eh und je an Raffinesse nicht zu überbieten. Der Feind tritt nicht feuerspuckend mit Hörnern auf, sondern grinsend und mit einem Abendmahlkelch in der Hand schleicht er sich in die Kreise der geistlichen Elite hinein. Jesus stellte seinem Geflüster ein entschiedenes „Es steht geschrieben“ entgegen. Gewinnend, kompromisslos, überzeugend, mit einer klaren Aufforderung zur Umkehr, auf den Knien in Fürbitte für seine Kirche: So gewann er seine Argumente. Er war ein Freund der Sünder. Aber kein „sich kontextualisierender“ Freund. Die Sünder – nicht Jesus – gingen verwandelt davon.

>> (Nicola Vollkommer, Autorin und Referentin, arbeitet in der Christlichen Gemeinde Reutlingen mit und unterrichtet in der Freien Evangelischen Schule in Reutlingen. In ihrem Podcast „Start in den Tag“ gibt sie von montags bis freitags anregende Impulse, die den Glauben stärken (rigatio.com/podcast). In: IDEA vom 24.03.2023)

2023 Mai

Zur Zukunftserwartung der Leute – Mario Thurnes konstatiert:

Die Grünen haben ihr Potenzial ausgeschöpft. Mit Hilfe von 8,5 Milliarden Euro Zwangsgebühren im Rücken und dank der Schwäche der anderen Parteien haben sie es geschafft, Themen und Beschlüsse durchzusetzen, für die es in Deutschland keine Mehrheit gibt. Ohne Rücksicht auf die inhaltliche Richtigkeit. Und mit der Konsequenz, dass nach anderthalb Jahren grüner Regierungsbeteiligung alle wirtschaftlichen und viele gesellschaftliche Daten alarmierend sind. Unter den Grünen regiert es sich nicht nur gegen den Willen der Mehrheit, unter den Grünen regiert es sich so, dass die Folgen für die Leistungsfähigkeit des Landes verheerend ausfallen.

 

Das INSA-Bild von der Zukunftserwartung der Bürger wird in ein paar Wochen noch pessimistischer aussehen. Warum? Die Leute sind entgegen der arroganten und ignoranten Annahme der Classe Politique eben keineswegs blöd, es dauert nur, bis die schweigende Mehrheit aus der inneren Emigration in die laute Opposition übergeht.

>> (Fritz Goergen. In: TichysEinblick vom 24. Mai 2023)

Pfingsten – nur die Kirche des Trösters hat Zukunft

 

Ich mache zu wenig Sport. Ich esse zuviel ungesundes Zeugs. Ich daddel zu viel. Die Wohnung sieht aus. Ich schlafe zu wenig. Den Kindern und meinem Partner werde ich nicht gerecht. Meine Verwandten habe ich lange nicht mehr gesehen. Im Beruf wollen sie mehr von mir. Für Freunde bleibt zu wenig Kraft. Das Geld rinnt durch die Hände.

 

Politik irrt umher mit selbstsicherer Schwarz-Weiß-Denke.

 

Ich brauche keine Kirche, die diese Liste erweitert. Ich brauche keine Kirche, die mit erhobenem Zeigefinger meine inneren Antreiber verstärkt. Ich brauche keine Kirche, die sich arglos dem pandemisch-apokalyptischen Zeitgeist anschmiegt und damit den Druck im Kessel erhöht. Ich brauche keine Kirche, die mit einem einzigen Bibelvers komplexe politische Probleme der Gegenwart „prophetisch“ lösen will. Ich brauche keine Kirche, die die christliche Gnade zu einem Sprungbrett für alternativlose politische Vorstellungen missbraucht. Ich brauche keine Kirche, die auf kluge und hilfreiche Abweichler mit frommen Steinen wirft.

 

Ich brauche keine Kirche, die im Wort zum Sonntag irgendetwas Belanglos-Nettes über Frühlingsgefühle sagt.

 

Ich brauche etwas ganz Anderes, einen Beistand, einen Tröster.

 

Ich brauche einen Tröster, der mir versichert, dass ich auch in meiner Unvollkommenheit und in meinem Versagen geliebt bin. Ich brauche einen Tröster, der mir einen ewigen Horizont eröffnet, wenn ich älter und schwächer werde. Ich brauche einen Tröster, der die Tür zur Geborgenheit ist, wenn ich vielfach bedrängt bin. Ich brauche einen Tröster, der mein Fundament bleibt, wenn meine Gefühle und Gedanken verrückt spielen. Ich brauche einen Tröster, der enge Meinungskorridore durchlüftet und Füße in Politik und Lebensführung auf weiten Raum stellt. Ich brauche einen Tröster, der harten Moralismus in hilfreiche moralische Fragestellungen verwandelt. Ich brauche einen Tröster, dessen Expertise beginnt, wenn Moral nicht mehr weiter hilft. Ich brauche einen Tröster, der diese verrückte Welt in seinen Händen hält.

 

Ich brauchen den Tröster aus einer anderen Dimension.

 

Pfingsten, das Fest des Heiligen Geistes, feiert „den Tröster“ (Johannes 15,26). Gottes Geist ist Trost (Johannes 16,7). Denn der Geist geht vom „Gott allen Trostes“ aus (2. Korinther 1,3-4).

 

Jesus ist begeistert vom Tröster. Er hat die Trostmacht, dem Verbrecher am Kreuz, der ihn um Vergebung bittet, das Leben zu schenken: „Wahrlich, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein“ (Lukas 23,43).

 

Pfingsten ist das Geburtstagsfest der Kirche. Eine Kirche mit dem Geist Gottes ist eine tröstende Kirche. Eine trostlose Kirche ist eine geistlose Kirche.

 

Eine trostlose Kirche ist eine Nicht-Kirche.

 

Trost von Gott mag weniger sein, als ich mir von Gott wünsche. Viele meiner Wünsche bleiben unerfüllt.

Doch Trost von Gott ist genug, um vergnügt, erlöst, befreit zu leben, selbst wenn es in meinem Leben weiterhin unvergnügte, unerlöste und unbefreite Momente gibt.

 

„Aber der Tröster, der heilige Geist, der euch tröstet, wie einen seine Mutter tröstet, den wird mein Vater senden in meinem Namen. Er wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“

(Johannes-Evangelium 14,26 und Jesaja 66,13)

 

>> (Achijah Zorn, Pfarrer und Autor. In: TichysEinblick vom 27. Mai 2023)

„Die Kirche ist zu einer Vorfeldorganisation der Grünen geworden.“

Eine Kehrtwende ist bei diesem Führungspersonal unmöglich.

„Solange verhinderte Politiker auf den Kanzeln agieren, rechne ich nicht mit einer Erneuerung“

 

>> (Peter Hahne. In: TichysEinblick vom 27. Mai 2023)

2023 Juni

Christliche Pädagogen: Kinder brauchen Vorbilder

Nicola Vollkommer (Reutlingen) hat vor einer möglichen Frühsexualisierung von Kindern an den Schulen gewarnt. „Wenn es so weiter geht, werden unsere Schüler bald voraussichtlich mehr über das Innenleben eines Bordells wissen als über mathematische Formeln und früher mit Sexspielzeugen als mit Stiften umgehen können“. Vollkommer sprach am 17. Juni beim 10. Christlichen Pädagogentag in Walddorfhäslach bei Reutlingen. Zu der Veranstaltung der Evangelischen Lehrer- und Erziehergemeinschaft in Württemberg (ELEG) kamen rund 500 Besucher. Angesichts der in den Medien unablässig vorgetragenen Forderungen nach der Abwendung von alten Rollenbildern und Erziehungsnormen plädierte Vollkommer für den bleibenden Wert von Vorbildern. Kinder seien zu allen Zeiten durch sie geprägt worden. Das habe sie selbst erlebt: „Ich bin überzeugter Christ, weil ich als Kind Menschen in meinem Leben hatte, die auf gewinnende Weise ihren Glauben vorgelebt haben. Meine Lehrerin führte mich zum Herrn.“

 

Die Manipulation der biblischen Texte ist nicht neu

Die aus England stammende Pädagogin ging auch auf den Umgang „progressiver“ Theologen mit der Heiligen Schrift ein. Sie bewundere in diesem Zusammenhang die Kreativität, „mit der moderne Theologen ein Buch dazu bringen, genau das Gegenteil zu sagen von dem, was es wirklich sagt“. Dieser manipulative Umgang mit Gottes Wort sei nicht neu und die Bibel selbst warne energisch davor. Gleich zu Beginn der Menschheitsgeschichte habe die Schlange Eva ein „differenzierteres Denken“ nahegelegt und gefragt: „Sollte Gott gesagt haben?“ (1. Mose 3,1) Die Städte Sodom und Gomorra wiederum hätten sexuelle Vielfalt zur Staatsreligion erklärt. Und zur Zeit der Richter des Alten Testaments hätten Toleranz und Diversität hoch im Kurs gestanden (Richter 17,6). Die Könige Israels wiederum hätten den „Glamour der Regenten aus den umliegenden heidnischen Ländern“ in nichts nachstehen wollen und König Jojakim habe die Bibelrolle Stück für Stück „genüsslich“ abgeschnitten und ins Feuer geworfen (Jeremia 36). „Er hätte in manch einer heutigen – leider auch evangelikalen – theologischen Hochschule sofort eine Topstelle bekommen. Auf jeden Fall ein Riesenpodium auf dem Kirchentag.“ Die Reaktion christlicher Pädagogen auf diese Entwicklungen müsse darin bestehen, die Botschaft der Heiligen Schrift so gut zu verbreiten, wie man nur könne und den Blick immer neu auf das Kreuz Jesu zu richten, das im Zentrum des Denkens und Handelns bleiben müsse. Das Wort Gottes müsse entfesselt und nicht zerrupft werden.

>> (Nicola Vollkommer: Autorin und Lehrerin. In: Idea vom 18. Juni 2023)

2023 August

„Mindestens Hälfte der AfD-Wähler sympathisiert nur aus einem Stimmungsimpuls heraus“

In unseren Gesprächen zeigt sich, dass Demokratie kaum noch an der Basis verwurzelt ist und gelebt wird. Die Zugehörigkeit zu Parteien schwindet, genauso wie die zur Kirche, Gewerkschaften oder sozialen Vereinen. Die meisten Menschen igeln sich in einer privaten Welt ein und haben den Glauben an die Zukunft des Gemeinwesens verloren.

>> (Dirk Ziems, Gesellschaftsforscher. Im Interview mit der „Welt“)

2023 September

Die 4-Tage-Woche spricht womöglich vor allem diejenigen an, die nicht gerade vor Motivation überkochen.

Da wird der eine Tag mehr "Life" von den vier Tagen mehr "Work" weggebalancet.

 

Dazu kommt das parkinsonsches Gesetz: Arbeit dehnt sich in genau dem Maß aus, wie Zeit für ihre Erledigung zur Verfügung steht. Gilt auch für mich. Unter Druck entstehen (manchmal) Diamanten.

 

Fazit

Die 4-Tage-Woche ist nicht für jeden geeignet. Es ist eine Frage des Charakters. Wer glaubt, dass eine 4-Tage-Woche ein sorgloses Dahintreiben bedeutet, der irrt. Wie schon Seneca lehrte: "Nichts, was leicht zu haben ist, ist von großem Wert." Das gilt auch für die 4-Tage-Woche.

>> (Jens Henneberg, Senior Software Architect, auf Heise, 2023)

2023 Oktober

„Die Kirche sollte die Tagespolitik nicht fortlaufend kommentieren“

Michael Roth im Interview mit IDEA-Reporter Karsten Huhn:

 

IDEA: Die EKD hat ein „Kammernetzwerk“ installiert, das von einem „Steuerungsboard“ gelenkt wird. Zum „Kernkompetenzportfolio“ soll die „theologische Intervention“ gehören. Wo sollte die Kirche intervenieren?

 

Roth: Der Theologe Jürgen Moltmann forderte, die Kirche solle „der Wirklichkeit nicht mehr die Schleppe nachtragen, sondern die Fackel voran“. Aber die Kirche setzt sich meistens auf bestehende Bewegungen auf und rechtfertigt diese nachträglich mit theologischen Schlagworten oder Bibelversen, die immer leicht zur Hand sind. Der moralische Avantgardeanspruch der Kirche ist durch nichts gedeckt. Ich bin mir nicht sicher, ob die Kirche in ihrer gegenwärtigen Verfassung tatsächlich den Mut hätte, etwas, was Mut fordert, zu sagen.

 

IDEA: Der EKD fehlen derzeit die Gewinnerthemen. Die Medien berichten vor allem über die horrenden Austrittszahlen oder die schleppende Aufarbeitung sexueller Gewalt in der Kirche.

 

Roth: Die evangelische Kirche sucht fieberhaft nach neuen Themen und neuen Verbündeten. In den 1970er Jahren gab es eine große, erfolgreiche Allianz zwischen Kirche und Friedensbewegung. In den 1980er Jahren arbeitete sie in der DDR eng mit der Bürgerrechtsbewegung zusammen. Nun sucht sie wieder jemanden, dem sie sich nützlich machen könnte. Da drängt sich die Umweltbewegung auf. Also lässt man eine Klimaaktivistin auf der Synode sprechen, und alle sind mächtig glücklich, weil sie das Gefühl haben, dass sie für wichtig gehalten werden und Bedeutung haben. Ein anderer Versuch ist die Verbindung mit der queeren Bewegung auf dem Evangelischen Kirchentag.

 

IDEA: Die EKD beschäftigt sich auf ihrer Synode im November in Ulm diesmal schwerpunktmäßig nicht mit Wasser, Klima oder Frieden, sondern mit der Zukunft der Kirche. Haben Sie einen Wunsch?

 

Roth: Die Kirche schrumpft, und ihre Bedeutung in der Gesellschaft wird geringer. Es kann nicht darum gehen, möglichst viel von den Pfründen, die wir – vor allem seit 1945 – haben, zu bewahren. Die Kirche wird komplett neuen Zeiten entgegengehen. Das kann, wie jüngst der Münchner Theologe Jörg Lauster deutlich gemacht hat, eine Chance für die Kirche sein. Ich empfehle der Kirche, sich auf sich selbst zu besinnen und ihrem Kerngeschäft nachzukommen.

 

IDEA: Was ist das Kerngeschäft?

 

Roth: Das Kerngeschäft ist und bleibt die Verkündigung des Evangeliums. Unsere Aufgabe ist es dagegen nicht, dafür Sorge zu tragen, möglichst viele Mitglieder im Rundfunkrat zu haben. Diese Zeiten sind vorbei.

 

>> (Michael Roth (55) ist Theologieprofessor in Mainz. Er ist Autor des Buches „Über kirchliche Propheten mit Tarifvertrag: Plädoyer für eine moralische Abrüstung“ (Kohlhammer). Roth gehört der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland an. In: IDEA vom 25.10.2023)

Die EKD braucht eine Reformation

Die evangelische Kirche braucht die Rückbesinnung auf ihr Kerngeschäft: Die Verkündigung der frohen Botschaft von einer tragfähigen Geborgenheit in Gott, die uns Christus schenkt. Die Geborgenheit im Glauben befreit dazu, quer zu denken, frisch und frech und fehlerfreundlich im gesellschaftlichen Streit um vernünftige Lösungen zu ringen.

 

Wenn unsere EKD-Mullahs trotzdem immer wieder einseitige politische Statements raushauen, dann ist es kein Wunder, dass da ein Haufen heiße Luft rauskommt. „Hasserfüllte, menschenverachtende, rassistische, völkisch-nationale, antisemitische und islamophobe Äußerungen vertragen sich nicht mit Gottes Liebe“, so lautet eine typische Pressemitteilung der EKD.

Solch eine Aneinanderreihung von linksgrünen Wohlfühl-Phrasen provoziert inhaltlich zu Gegenfragen: Ist es rassistisch, wenn wir nicht jeden Ausländer in unser Sozialsystem einwandern lassen? Können gutmenschliche Handlungen in menschenverachtenden Zuständen enden? Ist es völkisch-national, wenn Politiker nach den Interessen des deutschen Volkes fragen? Ist es antisemitisch, wenn die Kirche mit eigenen Schlepperbooten Judenhasser ins Land holt? Ist es islamophob, wenn Bürger menschenverachtende Seiten im Islam aufdecken? Eine ernsthafte und offene Diskussion solcher Fragen erlebe ich in meiner Kirche selten. Da wo es anfängt, spannend zu werden, hört es in der Mullah-EKD auf. Kein Wunder, dass Kirche die Menschen langweilt. Mit Sprechblasen in linksgrüner Echolalie ist die EKD so spannend wie ein Fußballspiel des FC Bayern München gegen die Altherrenmannschaft vom SV Entenhausen.

>> (Achijah Zorn, Pfarrer und Autor. In: TichysEinblick vom 28. Oktober 2023)

2023 Dezember

Trost finden gegen die Tränen dieser Tage

Der Prophet Jeremia hat die Ankunft Jesu vorausgesagt, die nicht von den sanften Klängen einer Panflöte begleitet wird, nicht vor der ungetrübten Kulisse einer Schneelandschaft mit funkelnden Märchenlichtern (Matthäus 2,18). Die Bibel ist voll von Dingen, die nicht hätten passieren sollen. Das ist ja der Sinn der Sache. Gerade deswegen ist der Messias gekommen. Alles Leid in seinen verschiedensten grotesken Varianten, was diese gebrochene Welt aufzubieten hat, ist in dieser Weihnachtsgeschichte zusammengebündelt. Alle ihre Protagonisten litten unter der grausamen Maschinerie einer römischen Expansionspolitik, für die das stöhnende Fußvolk als Kanonenfutter und kostenloses Arbeitskapital gerade gut genug war.

 

Wo immer er danach auftauchte, machte Jesus zeichenhaft die Auswirkungen einer gefallenen Schöpfung rückgängig. Er heilte Blinde und Lahme, holte Tote aus dem Grab. Aber er machte keinen Hehl daraus, dass er gekommen war, um das eigentliche, viel größere Problem zu beheben: die Trennung verlorener Geschöpfe von ihrem Schöpfer. Jesus sprach Vergebung für reuevolle Seelen aus, die wussten, dass die Fäulnis von Narzissmus und Sünde sie für immer zerstören würden – wenn sie nicht zu ihrem Gott zurückkehren.

(Gastautorin Nicola Vollkommer. In: Trost finden gegen die Tränen dieser Tage, Idea vom 16.12.2023)

Fürchtet euch nicht!

Das neugeborene Kind in der Krippe wird in Lukas 2,10-11 mit drei Titeln benannt: Retter, Christus, Herr.

Wenn unser größtes Problem unser Bildungsrückstand wäre, dann hätte Gott uns einen Professor gesandt. Wenn unser größtes Problem die Langeweile wäre, dann hätte er uns einen Entertainer gesandt. Wenn unser größtes Problem mangelndes elektronisches Wissen wäre, dann hätte er uns einen IT-Fachmann gesandt. Und wenn unser größtes Problem die Wirtschaft wäre, dann hätte er uns einen Ökonomen gesandt. Da aber das größte Problem des Menschen seine Gottlosigkeit ist und das damit verbundene Gericht, hat Gott uns einen Herrn und Retter gesandt. Jesus Christus. Er schenkt uns die wahre Weihnachtsfreude.

(Robert Rusitschka. In: Leben ist mehr, vom 23.12.2023)