So tickt die Jugend
Älteren Christen fällt es manchmal schwer zu verstehen, wie die junge Generation tickt. Scheinbare Widersprüche, andere Wertvorstellungen und neue Gruppenzugehörigkeiten machen einen Austausch schwierig. Doch ein Aufbruch in Evangelisation und Mission ist möglich, wenn man sich auf das Abenteuer Zukunft einlässt, meint der Prediger, Autor und Missionsleiter von Campus für Christus, Andreas Boppart.
Schuld, Scham und Angst
Soziologen sprechen von drei großen Dynamiken, in die sich die Gesellschaften weltweit einteilen lassen: Schuld, Scham und Angst. Und diese lassen sich schon ganz zu Beginn der Menschheit wiederfinden. Der Sündenfall war viel mehr als nur ein Sündenfall. Die ersten Menschen machen Schuldzuweisungen (Schuldkultur), gleichzeitig verstecken sie sich vor Gott (Angstkultur) und bedecken sich mit Blättern (Schamkultur). Was Christus am Kreuz gemacht hat, ist eine Reaktion auf den Sünden-Scham-Angst-Fall. Er hat uns durch Vergebung aus der Schuld in Recht und Gerechtigkeit hineingeführt. Durch Befreiung aus der Angst die Macht, Kraft und Liebe und aus der Scham durch Versöhnung wieder in den Bund mit Gott gebracht, unsere Identität sowie Harmonie und Ehre wiederhergestellt. Dieser Christus ist unglaublich attraktiv und passt aktuell in eine Schamgesellschaft hinein: Er hat sich selbst zutiefst beschämt, hat sich dem Spott und den Schlägen der Menschen ausgesetzt und sich öffentlich hinrichten lassen. Er hing m Kreuz nicht nur mit unserer Schuld, sondern hat auch unsere Scham auf sich genommen, damit wir uns nicht mehr selbst schämen und auch nicht mehr andere beschämen müssen. Christus der Entschämer, der unsere „Ich bin es nicht wert, mit Gott in Beziehung zu sein“-Trennung überwindet, uns in die Harmonie mit Gott zurückführt und den Bund wiederherstellt.
Das ganzheitliche Evangelium
Paulus beschreibt die verschiedenen Dynamiken des Evangeliums in seinem Brief an die Epheser ausgezeichnet. Er spricht die Schulddynamik an: „Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden“ (Epheser 1,7), die Schamdynamik: „vorherbestimmt, seine Kinder zu sein“ (Epheser 1,5) und auch die Angstdynamik: „wie überschwänglich groß seine Kraft an uns, die wir glauben, weil die Macht seiner Stärke bei uns wirksam wurde“ (Epheser 1,19). Dabei benutzt er im Brief eine breite Palette an Begrifflichkeiten, die sich diesen verschiedenen Dynamiken zuordnen lassen und die von den „Heiden“, die er als Paulus erreichen möchte, auch verstanden wurden. Denn während die jüdische Urgemeinde schuldorientiert war, waren die griechischen Christen schamorientiert.
Chance zum Aufbruch und Durchbruch
Wir brauchen kein neues Evangelium, aber wieder ein ganzheitliches. Und neue Worte dazu und eine Sprache, die wieder verstanden wird. Gnade wird nicht mehr als Bezahlung eines Schuldscheins verstanden werden, aber als Wiederherstellung der Harmonie mit Gott wird sie ersehnt. Was wir vor allem brauchen, sind Christen mit einem offenen Herzen und der Bereitschaft, losgelöst von der eigenen liebgewonnenen Historie nach vorne denkend und gemeinsam mit einer jungen Generation Glaube und Kirche neu zu gestalten. Evangelisation und Mission muss vielleicht in einer Schamkultur vielmehr in Gruppenprozessen gedacht werden, als auf Individuen abzuzielen. Insgesamt erfüllt mich dieser Umbruch jedoch mit großer Freude und Hoffnung – auch wenn Umbrüche oft pessimistisch verzerrt rein als Zusammenbruch wahrgenommen werden, sind sie immer auch Chance zum Aufbruch und Durchbruch. Ich bin überzeugt, dass Gott dabei ist, das Spielfeld ganz neu zu gestalten, und wir dürfen da freudig ins Neuland mitlaufen. Denn seine Leidenschaft, uns Menschen in seine Gegenwart zu ziehen, ist nach wie vor ungebrochen. Die Frage ist, ob wir der nächsten Generation die Chance geben, Christus mit derselben Intensität nachzufolgen, wie wir es tun? Auch wenn das ganz anders
Gestalt annehmen wird.
>> (Andreas Boppart. In: idea/30.01.2020)
Leidenschaft, Tradition und Rebellion
Vor 20 Jahren haben meine Schauspieler dort noch theologische Fragen gestellt: Sind wir durch Jesus von unseren Sünden erlöst? Das ist den jungen Menschen heute völlig wurscht. Sie erinnert Jesus eher an Sophie Scholl. Dass da einer ganz gradlinig einer Idee hinterhergegangen ist, im Bewusstsein, dass er umgebracht werden könnte.
>> (Der Leiter der Passionsspiele in Oberammergau, Christian Stückl, im „Tagesspiegel“ (Berlin)
Im Religionsunterricht auf den Wahrheitsanspruch verzichten? Christen, Juden und Muslime für pluralistische Religionspädagogik
Im Religionsunterricht dürfe Schülern nicht die Auffassung vermittelt werden, nur die eigene Religion besitze die Wahrheit und sei anderen überlegen. Diese Ansicht vertritt der Religionswissenschaftler und evangelische Theologe Perry Schmidt-Leukel von der Universität Münster. Durch einen exklusiven Wahrheitsanspruch könnten Religionen „zu Machtinstrumenten gemacht werden und Gesellschaften spalten“, heißt es weiter darin. Der Religionsunterricht müsse wegen der gewachsenen Religionsvielfalt an deutschen Schulen zum interreligiösen Lernen und zum Dialog zwischen den Religionsgemeinschaften beitragen.
Kritik: Verzicht auf Wahrheitsanspruch widerspricht christlicher Lehre
Kritik an der Erklärung übte der Religionspädagoge und Vorsitzende der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern, Andreas Späth (Windsbach/Mittelfranken). Der Forderung, den christlichen Wahrheitsanspruch aufzugeben, liege die Ideologie des Relativismus zugrunde, nach der alle Religionen austauschbar seien, sagte er gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Eine solche Haltung widerspreche zwei zentralen Bestandteilen der christlichen Lehre: dem ersten Gebot (2. Mose 20,2-3) und dem Missionsbefehl Jesu (Matthäus 28,19-20). Laut Späth ist im Verhältnis zwischen den Religionen „das Problem nicht der Wahrheitsanspruch, sondern die Bereitschaft, die jeweils eigene Sicht der Dinge mit Gewalt durchzusetzen“. Dem wirke das Christentum gerade da entgegen, wo die Aussagen der Bibel ernstgenommen würden. Dann erweise es sich als Friedensreligion, weil es allein Gott überlasse, über Menschen zu richten.
>> (Debatte in: idea/20.02.2020)
Lebensveränderung geschieht nicht in Reihen, sondern in Kreisen
Lebensveränderung geschehe „nicht in Reihen, sondern in Kreisen, also nicht in den Stuhlreihen am Sonntag, sondern in den Kleingruppen in der Woche“. Ausschlaggebend seien darum vor allem Beziehungen – durch die Gespräche nach dem Gottesdienst sowie in den derzeit 120 Kleingruppen. „Die Leute kommen vielleicht wegen einer tollen Predigt oder einem tollen Lobpreis – aber sie bleiben deswegen nicht. Die Kleingruppen schließen also die Hintertür der Gemeinde und verhindern, dass wir nur ein Durchlauferhitzer sind“.
>> Konstantin Kruse, Pastor der „Ecclesia Church“ (Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden) in Nürnberg (In: idea/27.02.2020)
Bühne: Meldungen von grausamer Christenverfolgung in China sind „schlicht falsch“
Zu einer differenzierten Betrachtungsweise der Lage der Christen in China hat der evangelikale Verleger und Buchhändler Wolfgang Bühne (Meinerzhagen) aufgerufen. Er sprach bei den „Tagen der verfolgten Gemeinde“ der Hilfsaktion Märtyrerkirche, die vom 26. Februar bis 1. März im mittelhessischen Braunfels stattfinden. Schätzungen zufolge seien rund zehn Prozent der 1,4 Milliarden Einwohner des Landes Christen. Zur Kommunistischen Partei gehörten nur 6,5 Prozent der Bevölkerung. Nachrichten in westlichen Medien, nach denen es im Land eine grausame Christenverfolgung gebe, seien „schlicht falsch“, so Bühne. Er reist seit 2004 mindestens einmal jährlich in das Land. Bühne zufolge wissen die Machthaber, dass die meisten Christen loyale Staatsbürger seien, die Korruption ablehnten, fleißig seien und ehrlich ihre Steuern zahlen. „So lange sie sich nicht in die Politik einmischen, wird sich der Staat nicht auf die Verfolgung seiner besten Bürger einlassen, sondern sie dulden.“
Bühne räumte ein, dass die Überwachung des öffentlichen Raums durch Kameras stark zugenommen habe. Dadurch habe die Kriminalität spürbar abgenommen. Christen machten sich hinsichtlich der Überwachung keine Sorgen. Sie verträten vielmehr die Auffassung: „Wir haben nichts zu verbergen. Und vor Gott könne wir ohnehin nichts verbergen.“ In jeder größeren Stadt gebe es meist mehrere christliche Buchläden mit einem erstaunlich großen Angebot guter geistlicher Literatur.
Wo die rote Fahne gehisst werden muss
Probleme hat laut Bühne vor allem die staatlich registrierte Drei-Selbst-Kirche mit ihren bis zu 60 Millionen Mitgliedern. Ihre Gemeinden würden überwacht, müssten die Kreuze von ihren Kirchtürmen entfernen oder niedriger hängen, die rote Fahne der Kommunisten sichtbar platzieren sowie die Nationalhymne singen. Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen sei verboten. Ähnliche Schwierigkeiten bekämen auch die Hauskirchen, wenn sie eigene Gemeindehäuser besäßen. Manche dieser Gemeinden hätten bis zu 5.000 Mitglieder. Weniger Probleme hätten die illegalen Hauskirchen im Untergrund. Sie versammelten sich in wechselnden Häusern und teilten sich in der Regel, wenn sie 150 Mitglieder hätten.
>> (idea/29.02.2020)
Mehr Kreativität in der Kanzelpredigt
Für mehr Kreativität in der Kanzelpredigt plädiert der wissenschaftliche Mitarbeiter am Lehrstuhl für Praktische Theologie der Universität Erlangen-Nürnberg, Pfarrer Alexander Proksch. Erstmals hat er mit der Poetry-Slammerin Lara Mührenberg Theologiestudenten zu einem Predigt-Slam herausgefordert. Angelehnt an einen Poetry-Slam (Wettstreit der Dichter) traten die angehenden Pfarrer mit einer Fünf-Minuten-Predigt über ein Bibelwort gegeneinander an. Am Ende bewerteten die Zuhörer die Beiträge.
idea: Beobachten Sie den Wunsch, von der starren Form der Predigt wegzukommen?
Proksch: Das Format der klassischen Predigt im Sonntagsgottesdienst ist zukunftsfähig. Aber inhaltlich wird sich einiges ändern. Sowohl in Gemeinden als auch bei Studenten scheint eine floskelhafte, stark ritualisierte, eher vortragshafte und langatmige Predigt Vergangenheit zu sein. Heute ist das Hörverhalten von Menschen anders als vor 40 Jahren. Das hat mit den Medien zu tun und immer schnelleren Beiträgen.
idea: Braucht es eine neue Darbietung der Sonntagspredigt?
Proksch: Der lehrhafte Stil sollte nicht die einzige Form sein. Unsere Sprache kennt viele Gattungen. Da sehe ich mehr Spielraum. Gerade im Alten Testament gibt es oft narrative, erzählerische Texte mit einer schönen Bildsprache. Warum nicht einen fiktiven Brief oder eine Zwiesprache mit Gott als Element nehmen? Da kann man viel mehr mischen.
>> (Alexander Proksch. In: idea/02.03.2020)
„Phrase unser“ – Warum die Kirche eine neue Sprache finden muss – und das vielleicht die ganz alte sein kann
Die Kirche ist in einer Krise – und das liegt auch an ihrer Sprache. Denn die Kirchensprache ist in den vergangenen Jahrzehnten zu einer fast reinen Binnensprache verkommen, die außerhalb der Kirche kaum mehr verstanden wird. Viele schreckt die Kirchensprache ab, für manche wirkt sie lächerlich. Da wird es schwer, das Evangelium zu verkünden. Die Kirche wird so ihrem Auftrag nicht gerecht.
Wo liegt genau das Problem? Die kirchliche Sprache neigt zu Fremdwörtern, theologischen Fachausdrücken oder emotional aufgeladenen Wörtern, die oft sozialpädagogisch angehaucht sind. Es herrscht eine weiche, ungenaue und wolkige Sprache vor, die Macht und Hierarchien sehr gerne vertuscht. Immer wieder wird betont, man wolle „authentisch“ sein – würde man das so oft sagen, wenn man es wirklich wäre?
Man will niemandem auf die Füße treten
Während die Kirche in den 70er und 80er Jahren oft von einem Polit-Slang gefärbt wurde und in den 90ern die Managementsprache in Mode war, ist derzeit eine Sprache der „Achtsamkeit“ prägend. Man will niemandem auf die Füße treten, alles soll „auf Augenhöhe“ passieren. Die Kirche trachtet immerfort danach, alle „dort abzuholen, wo sie sind“. Das ist weit weg von Leben und Sprache der meisten Menschen.
Dazu kommt der doppelte Boden des Kirchensounds: Wer sagt: „Ich kann das gut hören“, meint eher: „Ich finde das ärgerlich, aber ich ertrage das jetzt“. Es ist eine Sprache der Angst und der Vorsicht, die Konflikte vermeidet. Ein wesentlicher Grund für diese Deformation ist, dass es den beiden großen Volkskirchen schlechtgeht. Sie verlieren Jahr für Jahr Zehntausende Mitglieder. In dieser Situation der Angststarre ist es schwer, die richtige Sprache zu finden. Den Leuten nach dem Mund zu reden ist da die scheinbar einfachste Lösung.
Den Worten der Bibel vertrauen
Was tun? Nötig ist ein neuer Aufbruch in der Kirchensprache. Aber wie? Eine Lösung: Vertraut getrost den Worten der Bibel, etwa den Psalmen oder der starken Sprache des Propheten Jesaja! Auch mehr Poesie könnte helfen. Die poetische und die religiöse Sprache sind sich ähnlich und könnten sich gegenseitig befruchten, denn beide nähern sich tastend dem Unsagbaren. Die Kirche muss jedenfalls keineswegs dem neuesten Sprachslang hinterherhetzen, etwa der Jugendsprache.
Jesu Botschaft wirkt, wenn sie von Herzen kommt
Man darf die Menschen nicht unterfordern. Die Botschaft Jesu von der Liebe Gottes und selbst eine scheinbar alte Sprache wirken immer, wenn sie von Herzen kommen. Auch einfache Zeichen oder das Schweigen können eine Lösung sein, anstatt immer verzweifelter nach neuen Worten oder anderen Umschreibungen zu suchen. Wer der Form nicht vertraut, macht zu viele Worte, die er selber nicht mehr glaubt.
>> (Philipp Gessler, ist Redakteur der evangelischen Monatszeitschrift „zeitzeichen“ (Berlin). Am 3. März erscheint sein gemeinsam mit Jan Feddersen verfasstes Buch „Phrase unser: Die blutleere Sprache der Kirche“ (Claudius-Verlag). In: idea/02.03.2020)
Keine Maskerade
Und schon ist wieder alles vorbei. Seit Aschermittwoch ist der Karneval, die Zeit der Masken, zu Ende. Zeigen wir Schein statt Sein? Und fragen danach erschrocken: Wer bin ich denn überhaupt? Am meisten verkleiden wir uns vielleicht im normalen Alltag. Verstecken wir uns hinter unserer aufgesetzten Fassade? So leben wir ständig – uns selbst entfremdet – mit einer Art Verkleidung. „Wie’s drinnen aussieht, geht niemand etwas an.“
Der alltägliche Griff zur Maske muss nicht Verlogenheit sein, sondern kann auch Selbstschutz oder Nächstenschutz sein. Hinter einer immer lächelnden Maske verbergen wir vielleicht Traurigkeit, Einsamkeit oder auch Oberflächlichkeit. Hinter der arroganten Maske Unsicherheit, Selbstzweifel oder auch Hochmut. Hinter der glatten Maske die Sehnsucht nach Anerkennung, die Angst, nicht geliebt zu werden, oder auch Selbstgefälligkeit. Nur keine Schwachstelle zeigen. Schlimm ist es, wenn ich ganz mein Gesicht verliere. Und doch ist da gleichzeitig die Sehnsucht, ganz ich selbst sein zu können.
Vor Gott brauchen wir uns nicht verstecken
Gott kennt mich bis in die Motive meiner Gedanken hinein. Er kennt meine Träume, Gefühle. Er durchschaut meine Masken. Vor Gott kann ich mich nicht verstecken. Und das brauche ich auch nicht. Er sieht mich mit den Augen der Liebe an. Jesus hat eine Passion: seine geliebten Menschen. Darum ging er den Weg des Leidens bis ans Kreuz. Er nahm meine Schwachstellen auf sich. Vor ihm kann ich ganz ich selbst sein.
>> (Pfarrerin Bärbel Wilde (Lüdenscheid), Evangelistin, Buchautorin und Vortragsrednerin. In: (idea/06.03.2020)
Was brandgefährlich für die Demokratie ist
Peter Hahne (Berlin) sagte, es sei wichtig, wieder „Maß und Mitte“ sowie Orientierung zu bekommen. Er halte es für „brandgefährlich“ für die Demokratie, dass zwei Drittel der Deutschen sich nicht mehr trauten, ihre Meinung zu sagen, was übereinstimmend von fast allen Umfrageinstituten ermittelt worden sei. Standpunkte, die „vor 15 Jahren noch bürgerlicher Konsens“ gewesen seien, würden heute als „rechtsradikal abgestempelt“. Der „Mainstream“ dulde keinen Widerspruch mehr, Kritiker würden „niedergeknüppelt“. Es werde nicht mehr „argumentiert, sondern diffamiert, stigmatisiert und isoliert“. Es könne nicht sein, dass „Gegner der Gender-, Klima- oder Flüchtlingspolitik als Nazis“ beschimpft würden, nur „weil sie rechts von Claudia Roth“ stünden.
>> (Peter Hahne. In: idea/09.03.2020)
Dieser Egoismus wird anscheinend mit Erwachsensein und Selbstbestimmung verwechselt
In dieser nie dagewesenen Krise zeichnet sich ein frühlingshaftes Freiheits-Paradox der Unbelehrbarkeit ab: Je sozialer sich in der aktuellen Lage ein Individuum im öffentlichen Raum präsentiert,
desto weniger ist es das.
Was stimmt denn bitte nicht mit den renitenten Viktualienmarkt-Flaneuren und obstinaten Party-Lebensmüden, frage ich mich wütend, irritiert wie ratlos. Wieso spielen all diese Leute, in diesem
von Viren und Gesellschaft ko-produzierten Ausnahmezustand-Blockbuster so gerne die Rolle der Endzeit-Hohlköpfe? Was haben diese hedonistischen Ichlinge an dem wahrlich nicht schweren Konzept des
"Abstandhaltens" nicht verstanden? Freunde, wie rücksichtslos kann man denn sein?
Kein Endzeit-, Quarantäne- oder Zombiefilm hatte bisher vorhergesehen, dass die gefährlichsten Widersacher für die flüchtenden, sich verbarrikadieren Protagonisten nicht die Untoten oder
Gesetzlosen, sondern die fauchenden Klopapierhorter, die Quarantäne-mit-Urlaub-verwechselnden Innenstadt-Junkies und die gastrobesessenen, koffeinrünstigen Kontaminationsherde um die 30 sein
würden.
Das Credo "Ich lasse mir meine Freiheiten von der Vernunft nicht einschränken" wird hier zum "Ich lasse mir meiner Freiheit von den Schwächsten nicht einschränken”. Tja, willkommen im
Kontaminations-Darwinismus.
Und das Absurdeste: Dieser Egoismus wird anscheinend mit Erwachsensein und Selbstbestimmung verwechselt. Offenbar ist man stolz auf die Coolness, angesichts der als hysterisch abgestempelten
Pandemie seine urbane, sonnenbebrillte Lässigkeit zu bewahren. Schlürf, leck. Jedoch ist die ethische Sabotage genau das Gegenteil von Eigenverantwortung und somit von Mündigkeit. Betonte
Gleichgültigkeit ist kein Ausdruck von Freiheit. Denn die Erkrankungen, die aus Rücksichtslosigkeiten entstehen werden, schränken die Freiheit erst ein. Verantwortung für sich und andere zu
übernehmen, ist die erwachsenste Form der Freiheit.
Es ist bemerkenswert, dass Angela Merkel am Mittwoch in ihrer Rede an die Nation die von vielen herbeispekulierte Ausgangssperre nicht verhängt hat, besonders im Vergleich zu den europäischen
Nachbarländern. Sie appellierte an unsere Selbstdisziplin und Verantwortlichkeit und machte so den Schutz der Gesellschaft zu einer individuellen Aufgabe, nicht nur zu einer kollektiven. Es wäre
historisch, wenn man uns in dieser Krise nicht gesetzlich zwingen müsste, ethisch zu handeln.
Und bei Corona stellen wir insbesondere fest, dass vor allem die Verletzlichkeiten eines Systems sichtbar werden, das aus lauter Sollbruchstellen besteht: Ungerechtigkeit, Unterbezahlung,
Überbelastung. Die Krise inszeniert und dramatisiert unsere Menschlichkeit – nur dass das hier kein Film ist, sondern verstörender Ernst: In der vom Virus betroffensten, italienischen Stadt
Bergamo stauen sich gerade die Särge.
>> (Samira El Ouassil. Im "Spiegel": Hamstern und Flanieren: Lest das hier, ihr Leichtsinnigen!)
Geschmacklos! Eine Satire der ARD-Jugendwelle „Funk“ zum Coronavirus hat Empörung ausgelöst
Satire darf alles, heißt es. Möglich. Ich kann nicht über jede Satire lachen. Vor allem nicht über die jüngste des Satirikers Schlecky Silberstein (38) in der ARD-Jugendwelle „Funk“. Darin bezeichnet er das Coronavirus als „schönen und sinnvollen Reflex der Natur“. Das Virus sei fair, denn „es rafft die Alten dahin, aber die Jungen überstehen diese Infektion nahezu mühelos. Das ist nur gerecht, hat doch die Generation 65+ diesen Planeten in den letzten fünfzig Jahren voll gegen die Wand gefahren.“
„Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren“
Was für eine Arroganz und welch widerliche Anbiederung an den Zeitgeist, wonach der Umweltschutz das höchste Gut sei! War es nicht die Generation unserer Großeltern und Eltern, die aus Deutschland nach der Stunde Null am 8. Mai 1945 – genau vor 75 Jahren – eine der stärksten und bedeutendsten Volkswirtschaften der Welt gemacht haben? Dass Deutschland heute so solide dasteht und hoffentlich gut durch die Coronakrise kommen wird, haben wir neben dem Segen Gottes vor allem dieser Generation zu verdanken – ihr, der Schlecky Silberstein nun den Tod – wenn nicht wünscht – doch zumindest gönnt. Mir kam sofort das 4. Gebot in den Sinn: „Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren!“ Familie ist die kleinste und zugleich wichtigste Zelle der Gesellschaft – in guten wie in schweren Zeiten. Eine Satire wie die von Schlecky Silberstein ist deswegen nicht nur fehl am Platze, sondern schlicht widerwärtig und geschmacklos!
>> (Ein Zwischenruf von idea-Leiter Matthias Pankau. In: idea/16.03.2020)
Dornen-Corona: Sie müssen sich nur impfen lassen!
Der Name Corona (Spanisch) leitet sich von der Bauart des Virus ab und bedeutet „Krone“. Ein für die Augen unsichtbarer Winzling hält unseren Planeten in Atem. Viele Menschen reagieren verängstigt auf das grassierende Coronavirus: Klopapier hamstern und Vorratskammern füllen. Hilflos halten Politiker großspurige Reden: „Kein Arbeitsplatz geht verloren. Wir stemmen uns mit unserem Geld gegen das Virus.“ Zu den sinnvollen Vorkehrungen gehört: Die Hände werden desinfiziert. Mit dem greisen Nachbarn wird sich solidarisiert. Ist jemand infiziert, wird er isoliert. Angesichts der Anstrengungen und der Angst überrascht mich jedoch alles das, was fehlt: kein großmäuliges „Wir werden das Klima retten“. Kein Gender-Gelaber um diverse Toiletten. Kein Vorwurf von Corona-Phobie.
Das Sünde-Virus
Und keine Angst vor einem viel schlimmeren Virus, das bereits alle Menschen infiziert hat und für alle garantiert tödlich ist! Unsere Welt ist seit jenem Tag davon befallen, seit die Tür zum Paradies ins Schloss gefallen ist. Adam – die Krone der Schöpfung – hat sich vom Schöpfer getrennt, und seit diesem Augenblick ist durch das Sünde-Virus unsere Welt infiziert. Da helfen keine Schönwetterreden: „Wir sind doch keine Sünder.“ Da helfen keine Vorkehrungen durch gute Taten. Da hilft keine Ablehnung von Drohbotschaften. Hier kann nur der mit der Dornen-Corona auf dem Kopf helfen. Jesus hat das Sünde-Virus durch seinen Tod am Kreuz besiegt.
Der Impfstoff kommt aus Israel
Ganz gleich welches Land zuerst den Impfstoff gegen das Coronavirus herstellt. Der Impfstoff gegen das Sünde-Virus kommt aus Israel und steht seit über 2.000 Jahren allen Menschen zur Verfügung – das Blut von Jesus: für Dich vergossen. Sie müssen sich nur impfen lassen!
>> (Lutz Scheufler (Waldenburg bei Zwickau), ist Evangelist und Liedermacher. In: idea/23.03.2020)
In der Corona-Krise besonnen bleiben und Hoffnung verbreiten
Theologe: Keine Panik oder Weltuntergangsszenarien verbreiten
Christen sollten angesichts der Corona-Krise besonnen bleiben. Auch in christlichen Kreisen werde sehr unterschiedlich auf die Pandemie reagiert: „Für die einen sind wir mitten in den Endzeitgerichten der Apokalypse, für die anderen in einer Fake-Veranstaltung, um demokratische Rechte abzubauen und einen totalitären Staat vorzubereiten.“ Wieder andere interpretierten aus dem Zusammenhang gerissene Bibelstellen so für sich, dass sie Schutzmaßnahmen verweigerten, da Gott sie vor Ansteckung und Krankheit schütze. Anstatt sich jedoch an Spekulationen über mögliche Ursachen und Folgen der Krise zu beteiligten, sollten Christen „Experten“ sein, wenn es darum gehe, Hoffnung zu verbreiten.
Schließlich hätten sie die Gewissheit, dass Gott regiere, der alle „Macht im Himmel und auf Erden“ habe. Gerade in schweren Zeiten sei es wichtig, ihm zu vertrauen, auch wenn man nicht alles verstehe. Christen seien Botschafter an Jesu statt und keine „Gerichtsprediger im Stil alttestamentlicher Propheten“. Die Botschaft vom kommenden Gericht sollte darum gegenüber der Frohen Botschaft in den Hintergrund treten.
>> (Reiner Wörz, Theologische Referent des Bibelkonferenzzentrums „Langensteinbacher Höhe“ (Karlsbad bei Karlsruhe). In: idea/01.04.2020)
Vertrauen, Kritik, Hoffnung: Corona, die Politik und ein Blick in die Bibel
Vertrauen ist ein Grundbedürfnis des Menschen. Vertrauen setzt Mut frei. Gerade in einer Krise. Der Apostel Paulus schreibt über die Regierung: „Sie ist Gottes Dienerin, dir zugut“ (Römer 13,4). Mit dieser Grundhaltung begegnen Christen, die die Bibel beim Wort nehmen, der Kanzlerin und den Regierenden in Bund und Ländern. Wir gehen davon aus: Sie meinen es gut mit Deutschland. Wir vertrauen ihnen und sind bereit, unseren Teil beizutragen, um die Krise zu bewältigen.
Nicht das Haar in der Suppe suchen, aber ...
Der gleiche Paulus schreibt an anderer Stelle: „Alle unsere Erkenntnis ist Stückwerk“ (1. Korinther 13,9) und Petrus sagt: „Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“ (Apostelgeschichte 5,9). Das Vertrauen in „die Obrigkeit“ ist nicht blind. Jeder Mensch ist begrenzt und macht Fehler. In der Demokratie haben die Opposition und die Presse die Funktion, Fehler aufzuzeigen. Christen sollten nicht das Haar in der Suppe suchen. Aber sie sind gehalten, eine prophetische Stimme zu sein. Sie erinnern an Gottes Maßstäbe in der Gesellschaft.
Vertrauen darf nicht blind machen
Zwei aktuelle Beispiele: Als Christen fragen wir, wann die Grundrechte wieder zur Geltung kommen. Die Einschränkung der Versammlungsfreiheit berührt unmittelbar das Recht auf freie Religionsausübung. Und: Wie lange soll das Kontaktverbot zu Alten und Kranken bestehen bleiben? Gespräch und segnendes Gebet ist etwas vom Heilsamsten, das ein Seelsorger einem Menschen und seinen Angehörigen geben kann. Vertrauen darf nicht blind machen. Kritik dagegen nicht bitter. Paulus schreibt: „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet.“ (Römer 12,12). Christen wissen: Das letzte Wort in dieser Welt hat Gott selbst. Wann, wenn nicht jetzt, gilt die Osterbotschaft: Der Herr ist auferstanden!
>> (Uwe Heimowski: ein Kommentar des Politikbeauftragten der Deutschen Evangelischen Allianz zur aktuellen Situation in Deutschland. In: idea/03.04.2020)
Stolze 140 Nanometer
Mich beeindruckt, wie die Welt zunächst hilflos einem sich selbst raub-kopierenden Ball von <140 Nanometer Durchmesser gegenübersteht. Darauf könnte es ganz schön stolz sein, denn wie lächerlich scheinen die großen Errungenschaften unserer Zeit dem gegenüber. Gesundheitlich, ökonomisch und politisch kommen wir an unsere Grenzen.
Ich merke, wie ich etwas beständiges suche, das sich nicht im Notfallmodus oder Ausnahmezustand befindet. Und da bin ich sicher nicht der einzige. Es ist die Zeit, in der wir durch unseren Glauben Hoffnung bekommen und einen Ort finden, an dem wir unsere Unsicherheit und Angst abladen können. Denn weder der Glaube noch sein „Frontmann“ haben sich verändert.
>> (Markus K. im Blog PERUFEN)
Zeit Magazin: Ohne die Auferstehung geht es nicht
Das „Zeit Magazin“ (Hamburg) widmet sich in seiner Titelgeschichte der Auferstehung: „Die Aufhebung der naturwissenschaftlichen Gesetze durch die Auferstehung eines Toten zieht in den Augen des Apostels Paulus zwangsläufig auch eine Neuformatierung aller gesellschaftlichen und religiösen Regeln nach sich. Nichts soll bleiben, wie es war. Die bisher geltenden jüdischen Speisegesetze, wie das Schweinefleischverbot, die religiösen Gesetze, wie die Beschneidung, oder auch die sozialen Standesunterschiede spielen für ihn keine Rolle mehr. Der Gott des Volkes Israel wächst sich in der paulinischen Theologie aus zum Gott für die ganze Welt. Immer mehr wird Paulus zum Freiheitsphilosophen und zum zentralen Organisator der jungen Kirche …
Das Dynamit, mit dem Paulus die alten Gesellschaften in die Luft jagt, ist allein die bezeugte Auferstehung eines Toten. Wenn nämlich der Tod besiegt werden kann, dann ist auch alles andere möglich. Damit legt Paulus den Samen der Weltreligion in die winzigen Gemeinden Kleinasiens, die damals von allen Seiten unter Druck stehen. ‚Ist aber Christus nicht auferweckt worden, dann ist unsere Verkündigung leer und euer Glaube sinnlos‘, schreibt er. Und an anderer Stelle fügt er hinzu: ‚Wenn wir die Hoffnung nur in diesem Leben auf Christus gesetzt haben, sind wir erbärmlicher als alle anderen Menschen.‘ Ohne die Auferstehung geht es bei Paulus nicht.“
>> (idea/12.04.2020)
Masken tragen
Udo Lindenberg singt: „Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu“. Ein Zitat von Ödön von Horváth (1901 - 1938), das Jan Eißfeldt in dem Song für Udo L. verarbeitet hat. Der singt weiter: „Du machst hier grad' mit einem Bekanntschaft den ich genauso wenig kenne wie du.“
Mir ist es wichtig zu wissen, dass ich Gott nichts vormachen kann und er tatsächlich hinter jede meiner Masken sieht. Mir ist es aber auch wichtig einen Freund zu haben, dem ich nichts vormachen muss. Manchmal ist es gut, wenn man alles showmäßige und „Professionelle“ ablegen kann und darf.
→ Welche Menschen sollten Dich ohne Maske kennen?
→ Welche Maske solltest Du vor Gott ablegen?
>> Klaus Ehrenfeuchter. In: MännerMail 762 / 23.04.2020
Die Verbindung zu Jesus macht zum Christen
Soziologisch gesehen bin ich Christ, weil ich im christlichen Abendland geboren, getauft und groß geworden bin, theologisch gesehen bin ich ein Christ, weil mir Gott die Gnade geschenkt hat.
Psychologisch gesehen hatte ich insofern geringe Schwierigkeiten Christ zu werden, weil ich grundsätzlich eine höhere Autorität über mir akzeptieren kann.
Später wurde mir deutlich, dass dieser Glaube an eine durch Gesetzmäßigkeiten gesteuerte Höherentwicklung des Lebens auch Grundlage aller anderen Religionen der Welt ist: Der Mensch macht den besseren zukünftigen, jenseitigen Menschen durch Erkenntnis, durch Übungen oder Leistungen. Der Gegensatz zur biblischen Offenbarung wurde mir deutlich: Hier macht Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde, hier heilt Jesus den Menschen, er macht ihn neu, nicht wir uns selbst. Wer ihm vertraut, hat ein Recht, ein Kind Gottes zu sein. Keine Leistung, kein Wissen, keine Übungen, nur Vertrauen.
Ich sah, dass Vertrauen Grundlage allen Lebens in dieser Welt ist. Selbst auf dem Gebiet der Wirtschaft können wir derartige Zusammenhänge erfahren. Unternehmer brauchen Vertrauen in die Märkte und in die Politik, wenn sie investieren, Arbeitnehmer Vertrauen in das Unternehmen.
Mich hat die Botschaft der Bibel in ihrer Tiefe und Genauigkeit fasziniert, wie sie die Struktur des Werdens von Leben und seinen Zerfall beschreibt. Nur hier wird ein Entstehen und ein Werden begründet, das als einziges Welterklärungsmodell nicht mit Natur- und sozialwissenschaftlichen Erkenntnissen kollidiert.
Aber es gibt noch einen weiteren Punkt, warum ich Christ bin. Ich erlebte in den 20 Jahren Christ-Sein die Gegenwart Jesu. Ich erlebte, dass dieser Glaube ein lebendiger Glaube ist, ich erlebte ihn, durch die praktische Umsetzung seines Wortes und dreimal durch sonst nicht erklärbare Heilungen. Dass Jesus lebt, wurde für mich zur erfahrbaren Wirklichkeit.
>> (Ingo Resch: "Konsequenzen der Finanz- und Weltwirtschaftskrise". In: http://www.erf.de/radio/20 am 14.08.2013. Zitiert in: CSC)
Himmlisches Arbeitsrecht
1. Mai - Tag der Arbeit! Sein Ursprung findet sich in den USA des 19. Jahrhunderts wegen damals schlechter Arbeitsbedingungen und niedriger Löhne. Die Gewerkschaften kämpften um die Verkürzung der Arbeitszeit auf acht Stunden täglich. Später wurde der 1. Mai in vielen Ländern als Feiertag eingeführt. Heute verbindet man ihn unweigerlich mit Kundgebungen, Demonstrationen und leider auch Krawallen.
Übrigens, können Sie sich Jesus als Arbeitgeber vorstellen? Er hatte eine dringliche Mission und dazu brauchte er Außendienstmitarbeiter, die für ihn unterwegs waren. Dieses Vorhaben verglich er mit einem landwirtschaftlichen Projekt. Händeringend wurden Erntehelfer gesucht bei rekordverdächtiger Ernteerwartung. Die Konditionen waren professionell, passten aber aus heutiger Sicht in keinen Tarifvertrag. Es gab eine klare Risikodefinition: vergleichbar damit, wenn wehrlose Lämmer auf hungrige Wölfe losgelassen werden. Keine Ausstattung mit einer Firmenausrüstung, keine Reisespesen, keine Pausenregelung. Der Auftrag musste dennoch hochkonzentriert und zielorientiert durchgeführt werden, und klare Verfahrensbeschreibungen wurden an die Hand gegeben, wie in welcher Situation vorzugehen sei. Und die Vergütung? Es gab weder Gehaltsstufen noch Leistungszulagen, lediglich das Versprechen, dass der Arbeiter seines Lohnes wert ist.
Als dann die ersten zwölf Männer von ihrer Dienstreise zurückkommen, sind sie hellauf begeistert. Einstimmig bestätigen sie, dass bei Jesus als Dienstherrn nie echte Nachteile oder Mangelsituationen erlebt wurden. Auch heute gilt: Wer bei Jesus im Glauben einsteigt und für seine Sache arbeitet, um dessen Belange kümmert Jesus sich persönlich - und Lohn ist ihm garantiert.
>> (Arndt Plock. Auf Leben-ist-mehr, am 1. Mai 2020)
Israel & Seuchen (Zitate aus der Bibel)
Macht Isolation innovativ?
Schon Isaac Newton trieb eine Seuche ins Home Office — wir sollten wie Newton die Zeit nutzen, um unseren Gedanken nachzuhängen
Die durchaus unangenehmen Begleiterscheinungen einer Infektion mit der Beulenpest führten im Jahr 1665 dazu, das Issac Newton seinen Arbeitsplatz im Trinity College, Cambridge, verließ und sich für die nächsten zwei Jahre auf seinen Landsitz ins Home Office nach Woolthorpe zurückzog.
In Ermangelung von Social Media, Streaming Angeboten und einem täglichen Business Insider, blieb ihm nichts anderes übrig, als über die Welt en gros und en détail nach zu denken. Sein Ergebnis: die Infinitesimalrechnung, die Theorie der Lichtbrechung und die Schwerkraft.
>> (Klaus Neuser auf Businessinsider vom 3. Mai 2020)
Was jetzt wichtig und vertrauenswürdig ist
Die erste Welle der Corona-Pandemie ist in Deutschland glimpflich verlaufen. Wir haben gelitten, sind aber (Gott sei Dank!) besser durchgekommen als erwartet. Das gilt nicht für unseren Zusammenhalt. Während unsere Regierung und die regierenden Parteien ob ihres Krisenmanagements generell an Zuspruch gewonnen haben, fransen die Ränder unserer Gesellschaft zusehends aus. Mir tut es weh zu beobachten, wie auch christliche Netzwerke sich aus den feucht-dunklen Kellern des Internets speisen und sich unsere digitalen Tischrunden immer wieder mit abstrusen Theorien beschäftigen, die dann auch noch mit religiösem Wahrheitsanspruch und Pathos vorgetragen und geteilt werden. Dabei sind wir doch berufen, „das Licht der Welt“ zu sein! Wo bleiben jetzt die Hirtenbriefe der Kirchen? Wo das Gebet um Geisterunterscheidung?
Der Aufruf der Bibel ist unmissverständlich
Für mich ist so klar wie unerlässlich, dass die Gemeinde gerade jetzt „im Gebet bleiben muss“ (1. Timotheus 2,1f.). Die Aufforderung der Bibel ist unmissverständlich: „Betet besonders für alle, die in Regierung und Staat Verantwortung tragen, damit wir in Ruhe und Frieden leben können, ehrfürchtig vor Gott und aufrichtig unseren Mitmenschen gegenüber.“ Wenn wir das tun, sind wir keinesfalls über die Maßen staatstragend oder regierungshörig, sondern genau dort, wo Gott uns in dieser Krise zuerst sehen will.
Über unseren Verantwortungsträgern steht der ewige Gott
Über unseren Verantwortungsträgern, die wir als Gesellschaft ja demokratisch legitimiert haben, stehen nicht irgendwelche finsteren Mächte, die sich gegen uns verschworen haben, sondern der ewige, souveräne Gott. Er ist durch nichts zu überraschen, und ihm kann sich nichts und niemand entgegenstellen. Er ist der Herr aller Herren, der König aller Könige! Als die antike Welt von Plagen heimgesucht wurde, sagte Gott: „Ich werde mein Urteil an allen Göttern Ägyptens vollstrecken, denn ich bin der Herr!“ (2. Mose 2,12b). Er handelt auch jetzt und richtet die Götzen der Welt von 2020. Ihm gehört unser ganzes Vertrauen!
>> (Zum Umgang mit der Corona-Krise ein Zwischenruf von Johann Matthies (Horn-Bad Meinberg). Er ist Missionsleiter der (mennonitischen) MB Mission, Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz und gehört zum Allianz-Arbeitskreis Politik. In: idea/15.05.2020)
Das Passwort für den Himmel
Im Neuen Testament stellt der „Herr der Kirche“, Jesus Christus, klipp und klar fest:
„Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich”.
>> (Die Bibel: Johannesevangelium 14,6)
Ich verlasse die politische Organisation EKD, nicht meinen Glauben an Jesus Christus
Die Austrittszahlen beider großer Kirchen zeigen: Eine Kirche der Beliebigkeit, der Belanglosigkeit und Bedeutungslosigkeit braucht keiner. Die Kirchenleitungen haben sich von den großen Themen biblischer Ethik verabschiedet. Die Mitglieder verabschieden sich nun von ihnen.
Jedes Unternehmen würde das Management feuern. Ein Bundesligaverein den Trainer. Oder gleich Insolvenz anmelden. Beide ehemals großen „Volkskirchen“ verloren 2019 ausgerechnet in Bayern dramatisch an Mitgliedern. Eine Massenflucht gerade dort, wo die „Chefs“ wohnen und wirken, in Bayern. Exodus bis zum Exitus – so auch die gesamtkirchliche Bilanz. Der Letzte macht das Licht aus. Eine Bankrotterklärung für die Kirchenführer.
Dieser Boykott zahlender Mitglieder ist der Bankrott des vom Zeitgeist bewegten Klerikalismus. Und zwar überall in deutschen Landen. Engagierte Pfarrer, die ihren Dienst mit Glauben und Freude tun, können einem nur leid tun bei dieser „Führung“. Warum wenden sich immer mehr von den Kirchen ab? Von den Kirchen, nicht vom Glauben! Eine bekannte Apothekerin schrieb: „Ich verlasse die politische Organisation EKD, nicht meinen Glauben an Jesus Christus.“ Für einen Paukenschlag sorgte WELT-Chefredakteur Ulf Poschardt, als er am Abend des 24. Dezember 2017 twitterte: „Wer soll eigentlich noch freiwillig in eine Christmette gehen, wenn er am Ende der Predigt denkt, er hat einen Abend bei den Jusos bzw. der Grünen Jugend verbracht.“ Ein allen bekannter TV-Kollege schickte mir folgende Kurznachricht: „Lieber Peter Hahne, ich bin ihretwegen nochmal in die Kirche gegangen. Was ich zu hören bekam, war nicht die von Ihnen vertretene Frohe Botschaft, sondern Drohungen mit erhobenem Zeigefinger eines Gender- und Flüchtlingsbeauftragten. Ich gehe nie wieder in eine Kirche.“ .... Und der liberale und alles andere als konservative Kollege fährt fort: „Dass mein Kirchgeld in Hetzkampagnen gegen die AfD und in Flüchtlingsschiffe gesteckt wird, da geht mir das Messer in der Tasche auf. Schluß damit!“
Was treibt den letzten Journalisten, Handwerker, Polizisten oder Frommen aus den Kirchen? Es ist die rot-grüne Ideologisierung, am besten zu besichtigen auf sogenannten Kirchentagen und Synoden. Das kommt davon, wenn Gremien wie das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken von Parteipolitikern besetzt und geleitet werden und nicht von gläubigen Familienfrauen. Die junge Kollegin Zara Riffler nennt die Kirchen in ihrer gründlichen TE-Analyse „Vorfeldorganisationen teils linksradikaler Parteien“.
Da ist auch das weichgespülte Wellness-„Evangelium“ einer unverbindlichen Gefühlsbotschaft. Kuscheltheologie nach dem Motto: Wir glauben doch alle an einen Gott, und jeder kann nach seiner Façon selig werden. Es ist die Infantilisierung einer feierlichen Liturgie, die zu Regenbogen-Events mit Feierabendmahlen und ein bisschen Händchenhalten verkommt. Wenn in einem TV-Gottesdienst gebetet wird: „Ich bitte dich, Gott, für meinen Hund, der heute 14 Jahre alt wird“ und danach das liturgische „Herr, erbarme dich!“ kommt, dann kann man nur flehentlich gen Himmel blicken: Herr, schick Hirn!
Der Mainzer Theologie-Professor Walter Dietz schrieb am 16. Juni 2020 in der FAZ: „Die EKD hat sich von Luther und von substantieller theologischer Argumentation verabschiedet.“ Es ist oft nicht die Glaubensarmut, es ist die intellektuelle Mittelmäßigkeit. Wobei das fast schon eine Beleidigung des Mittelmaßes ist. Wenn die lutherischen Kirchen „Corona“ eine „heilsame Unterbrechung unseres Lebens“ nennen, ist das blanker Zynismus einer weltfremden Parallelgesellschaft angesichts von verzweifelten Senioren, eingesperrten Kindern, Kurzarbeit und Jobverlust.
Die Protestantiserung des Katholizismus ist schon rein rechnerisch Selbstmord. Ganz zu schweigen von der halbherzig-herzlosen „Aufklärung“ der Missbrauchsskandale. Da beschäftigt man sich doch lieber mit der antichristlichen AfD. Kaum ein Wort mehr zu Ehe, Familie, Tötung ungeborener Kinder. Die Kirchenleitungen haben sich von den großen Themen biblischer Ethik verabschiedet. Die Mitglieder verabschieden sich nun von ihnen. Die Austrittszahlen sind unbestechlichen Fakten.
Was wir brauchen, ist eine Bekenntnis-Ökumene lebendiger Gemeinden und Bibel-orientierter Pfarrer, die wie überall auf der Welt von freiwilligen Mitgliedsbeiträgen und nicht steuer-satt leben. Sonst kann man sein Logo gleich aktualisieren: EKD gleich „Ehemalige Kirche Deutschlands.“
>> (von Peter Hahne. In: Tichys-Einblick vom 18. Juni 2020)
Die beste Rassismusprävention
Persönlich habe ich noch nie direkten Rassismus im Alltag erlebt. Natürlich nervt es, wenn man zum x-ten Mal gefragt wird, woher man kommt, oder gelobt wird, dass man ja so toll Deutsch spricht.
Aus meinem Bekanntenkreis weiß ich allerdings, dass sich Freunde mit ausländischem oder muslimischem Namen schwertun, eine Arbeitsstelle oder Wohnung zur Miete zu finden. Sie müssen erleben, dass ihnen mit oft fadenscheiniger Begründung abgesagt wird. Das gibt es also tatsächlich: Diskriminierung und auch Rassismus, der aber nicht immer sofort sichtbar wird.
Den Begriff „Rassismus“ vorsichtig verwenden
Meiner Meinung nach sollte man vorsichtig mit dem sehr starken Begriff „Rassismus“ umgehen. Wenn er für jede Kleinigkeit verwendet wird, dann wird er entwertet, bagatellisiert – und damit die tatsächlichen Opfer von Rassismus. Man sollte diesen Begriff weder verharmlosen noch für politische Zwecke instrumentalisieren.
Es stimmt auch nicht pauschal, dass jeder Weiße ein Rassist und jeder Schwarze ein Opfer ist. Das habe ich einem amerikanischen Bischof geschrieben: Rassismus ist nicht nur ein „Skin“-Problem, ein Hautproblem, sondern vor allem ein Problem, das in unserer sündigen Natur liegt, ein „Sin“-Problem. Jeder steht in der Gefahr, andere abzuwerten, und deshalb ist es entscheidend, dass wir in unseren Mitmenschen das Ebenbild Gottes sehen, und darum „all lives matter“ (alle Leben zählen) – das ist wohl die beste Rassismusprävention!
>> (Yassir Eric, Theologe und Leiter des Europäischen Instituts für Migration, Integration und Islamthemen (EIMI) in Korntal. In: idea/16.06.2020)
Scharfe Kritik an der CDU: Sie hat das „C“ im Parteinamen „verraten“ – Katholischer Kommunalpolitiker verlässt nach 43 Jahren die Partei
Bodnegg (idea) – Weil die CDU das „C“ im Namen „verraten“ habe, ist der Kommunalpolitiker Eugen Abler (Bodnegg bei Ravensburg) nach 43 Jahren aus der Partei ausgetreten. Der Katholik war unter anderem langjähriger Vorsitzender des örtlichen CDU-Gemeindeverbandes, Mitglied des Kreistages im Landkreis Ravensburg und Delegierter bei CDU-Bundesparteitagen. 2014 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Nach seinen Worten spielen christliche Werte in der Union keine Rolle mehr. In der Begründung seines Schritts schreibt Abler: „Die langjährige Bundesvorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die CDU im Kielwasser des Zeitgeistes nach links geführt“ sowie „zentrale programmatische Standpunkte einer ehemals werteorientierten CDU einfach über Bord geworfen und damit das Leuchten des ‚C‘ zum Erlöschen gebracht“. Als Beispiele nennt er unter anderem die Einführung der „Ehe für alle“, die Umsetzung der Genderideologie und die Frühsexualisierung der Kinder. Abler: „Wer die Positionen des linken Spektrums und besonders der Grünen in Wertefragen übernimmt, verrät das ‚C‘ und ist Steigbügelhalter für die Dekadenz.“
>> (Eugen Abler, Kommunalpolitiker aus Bodnegg bei Ravensburg. In: Idea vom 11. August 2020)
Verschieden getrauert
Kopfermann: Ja, der eine ist oft der Flüchter, der andere der Bewahrer. Der eine geht arbeiten, um sich einen verlustfreien Raum zu schaffen, der andere nimmt die Trauer mitten in seine Arbeit hinein. Der eine möchte es in die Welt hinausschreien – der andere macht das meiste mit sich selbst aus. Wenn man nicht aufpasst, gehen die Wege leicht auseinander. Das alles habe ich vorher nicht geahnt. Ich habe auch nicht gewusst, dass man nicht nur das Offensichtliche betrauert – die Erinnerungen an die gemeinsame Zeit in der Vergangenheit –, sondern auch all das, was man in der Zukunft nicht mehr miteinander erleben wird. Das merkt man immer besonders deutlich bei den großen Festen wie Weihnachten und Geburtstagen, oder wenn man wieder an Orten ist, mit denen so viele gemeinsame Erinnerungen verbunden sind. Solche Tage sind besonders schwer. Die Trauer kommt dann oft ganz unerwartet um die Ecke geschossen. Und man steht noch nach Jahren immer wieder vor denselben Türen der Trauer – nur auf einem anderen Stockwerk, oder ohne Bild gesprochen: auf einer anderen Verarbeitungsstufe.
idea: Welche Missstände sehen Sie?
Kopfermann: Da ist eine theologische Kultur, eine Überzeugung: Wenn du das und das tust, wirst du Segen erleben. Das ist eine unzulässige Vereinfachung. Sie bringt fatale Erklärungsmuster mit sich, wenn im Leben etwas schiefgeht. Ein Beispiel ist die Heilungstheologie mancher charismatischer Gruppen. Sie sagen: Gott möchte immer heilen. Wenn doch keine Heilung geschieht, gibt es dafür drei Gründe: 1. Du hast nicht genug geglaubt – oder du hast Sünde in deinem Leben, 2. Deine Gemeinde hat nicht genug geglaubt – wenn du in einer Gemeinde lebst, die nie für Heilung betet, musst du dich nicht wundern, dass du nicht gesund wirst, 3. Das Land, in dem du lebst, glaubt nicht genug.
idea: Die Last liegt damit immer beim Leidenden.
Kopfermann: Genau. Dem Leidenden wird eine doppelte Last aufgelegt: Er muss nicht nur lernen, sein schweres Los zu tragen, sondern er muss sich auch noch Kopf und Herz zermartern, warum die Zusagen, die Gott gibt, bei ihm nicht greifen. Häufig führt das in eine Isolation: Du bist selbst dran schuld, dass dir Schlimmes widerfährt. Das steht aber im Widerspruch zu allem, was ich in der Bibel lese. Wir müssen verstehen, dass wir in einer gefallenen Welt leben und dass das Leid auch vor Christen nicht haltmacht. Allerdings verstehe ich durchaus die Logik, die hinter einem solchen Heilungsverständnis steckt. Wenn man Psalm 91 liest, möchte man doch als jemand, der in unserer Situation steckt, wahnsinnig werden: „Es wird dir kein Übel begegnen, und keine Plage wird sich deinem Hause nahen. Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen“.
idea: Dagegen steht Psalm 88: „Meine Seele ist übervoll an Leiden, und mein Leben ist nahe dem Totenreich … Dein Grimm geht über mich, deine Schrecken vernichten mich. Sie umgeben mich täglich wie Fluten und umringen mich allzumal. Meine Freunde und Nächsten hast du mir
entfremdet, und mein Vertrauter ist die Finsternis.“
Kopfermann: Dieser Psalm hat 64 Freunde – denn 65 der 150 Psalmen sind Klagepsalmen. In der modernen Worship-Kultur kommen sie aber praktisch nicht vor. Dafür werden dann Gründe angeführt: dass wir das Alte Testament vom Neuen Testament her lesen müssen, oder dass das,
was damals noch bedrängend war, durch das Kommen Jesu überwunden ist. So werden die realen Bezüge zu Leid und Klage in der Bibel leider oft mundtot gemacht.
Kopfermann: Viele Christen wünschen sich einen Lobpreis, der ausschließlich positiv ist. Man kann dem Leben aber auf Dauer nicht so begegnen. Denn dann muss man die traurigen und zerbrechlichen Seiten völlig ausblenden und sieht das Leben nicht mehr so, wie es wirklich ist.
Für mich ist ein großer Kritikpunkt an der vorherrschenden Lobpreis-Kultur, dass sie oft von der eigenen Nachfolge in denselben Superlativen wie von Gott singt. Wenn wir von Gott als allgegenwärtig, allmächtig und allwissend singen, hält er diesen Superlativen stand – davon bin ich überzeugt. Aber unsere eigene Nachfolge muss an diesen Ansprüchen scheitern. Wenn ich singe: „Ich gebe dir alles und gehe mit dir, Jesus, bis an die Enden der Erde“, bete ich nicht wirklich in Wahrheit an. Ich kann Jesus nicht in Perfektion nachfolgen, sondern nur in bleibender Erlösungsbedürftigkeit.
idea: Was wäre angemessener?
Kopfermann: Zum Beispiel Psalm 139: Herr, du kennst meine Gedanken und Wege. Wenn ich untreu bin, bist du doch treu. Ich möchte Gott auf eine ehrlichere Weise betrachten, die den Brüchen und Kämpfen der eigenen Biografie standhält. Denn wir können uns kein ausgiebiges „Gloria“ leisten, ohne auch ein „Kyrie“ zu singen.
>> (Künstler und Theologe Arne Kopfermann. In idea/13.08.2020)
Genderdeutsch ist, linguistisch gesehen, eine Sondersprache, die unter staatlich kontrollierten Kommunikationsbedingungen verwendet wird; in freier Kommunikation würde es nicht überleben. Ein Paradebeispiel für diese Sprachkontrolle sind Stellenanzeigen: https://t.co/tOyqRooXW5
Interview Hans-Georg Maaßen: Der Staat soll destabilisiert werden
Tichy: Sie haben auf dem Podium gerade in Bezug auf Kommunisten gesagt: Wir spielen Fußball, die spielen American Football. Also die Kommunisten kämpfen mit anderen Mitteln als das bürgerliche Lager. Was folgt denn daraus? Wie sollte man denn Ihrer Meinung nach mit diesen Methoden umgehen?
Maaßen: Leute zu neutralisieren, indem man sie an den öffentlichen Pranger stellt, nicht mehr mit ihnen spricht oder sie einlädt, das sind Verfahren aus totalitären Staaten.
... das, was hier im Kleinen passiert, ist Ausgrenzung, das ist Stigmatisierung-
Tichy: Was denken Sie denn, warum sind hier so wenige junge Leute da? Warum wollen so wenige junge Leute heute konservativ sein, beziehungsweise interessieren sich für konservative Politik?
Maaßen: Ich glaube, das ist relativ einfach zu beantworten. Der erste Punkt ist: Junge Menschen haben kaum Lebenserfahrung. Das können sie natürlich auch nicht haben. Aber das bedeutet, dass sie das nicht reflektieren und einordnen können, was sie in der Schule, an der Universität oder in den Medien hören oder lesen. Und der zweite Punkt ist: Schulen, Universitäten und die Medien sind zu einem großen Teil links ausgerichtet. Man könnte soweit gehen, zu sagen, das ist politische Manipulation, was dort teilweise betrieben wird. Wenn junge Menschen in ihrem Elternhaus oder durch Freunde nicht eine andere Weltsicht vermittelt bekommen, laufen sie natürlich im Mainstream mit. Sie sind mangels politischer Reife auch nicht in der Lage, diesen Mainstream wirklich einordnen zu können. Bei denjenigen, die das Glück hatten, ein anderes Elternhaus zu haben oder andere Lehrer zu haben, anders sozialisiert zu sein, ist es anders. Aber ich habe den Eindruck, dass dies heutzutage die Allerwenigsten sind. Und dazu muss auch die Fähigkeit gehören, auch gegen den Mainstream zu schwimmen. Und das verlangt schon eine besondere Charakterfestigkeit. Die Kombination, Elternhaus oder Lehrer zu haben, die die jungen Menschen kritisch gegenüber dem Mainstream erziehen oder unterrichten, und zugleich über eine Charakterfestigkeit zu verfügen und sich zu sagen, ich gehe auch dahin, wo vielleicht andere sagen „Was machst du da? Gib dich nicht mit den Schmuddelkindern ab“ das gibt es selten.
>> (Hans-Georg Maaßen, früher Präsident des Bundesamts für Verfassungsschutz und mittlerweile Mitglied der WerteUnion als wohl prominentesten Gast der sogenannten „Vollversammlung der wahren Schwarmintelligenz“ in Erfurt. Er saß da auf einem Podium zum Thema „30 Jahre Wiedervereinigung“ unter anderem neben der früheren DDR-Bürgerrechtlerin und Bundestagsabgeordneten Vera Lengsfeld und der stellvertretenden Chefin der WerteUnion Simone Baum. Im Interview vom 8. September 2020: https://www.tichyseinblick.de/meinungen/hans-georg-maassen-der-stasi-wurde-schon-1988-klar-dass-die-ddr-kollabieren-wuerde/)
Theologieprofessor: Predigtnotstand in vielen Gemeinden
Gießen (idea) – In vielen Kirchengemeinden gibt es einen „großen Predigtnotstand“. Davon ist der Professor für Praktische Theologie an der Freien Theologischen Hochschule Gießen (FTH), Philipp Bartholomä, überzeugt. Vorherrschend seien „Appell-Predigten“, die auf menschliche Stärken setzten, sagte Bartholomä in einem Seminar „Evangeliumszentriertes Predigen“ im Rahmen des FTH-Kollegs. Wie der Theologe weiter ausführte, geht es in vielen Gemeinden in Predigten um Disziplin und Anstrengung, nicht aber um die Gnade Gottes. Biblische Gestalten würden als Vorbilder und Helden dargestellt, denen es nachzueifern gelte. Bartholomä: „Manche meinen, sie müssten selbst solche Helden werden.“ Die Folgen einer derartigen Verkündigung seien schwerwiegend: Wenn menschliches Tun der entscheidende Faktor für die Gottesbeziehung sei, fühlten sich viele ehrenamtliche Mitarbeiter erschöpft und ausgebrannt: „Sie sind am Ende ihrer Kraft.“
>> (Philipp Bartholomä, Professor für Praktische Theologie an der Freien Theologischen Hochschule Gießen (FTH). In: idea/23.10.2020)
Vertrauen in Götter?
Vor Kurzem las ich das Buch der Könige im Alten Testament und ertappte mich dabei, wie ich die einzelnen Könige verurteilte. Einer nach dem anderen baute sich nämlich Götzenbilder und betete diese an. ›Wie kann man nur so offensichtlich irgendwelche aus Holz geschnitzte Figuren anbeten und erwarten, dass diese einem Sieg, Ruhm und Frieden bringen?‹, so fragte ich mich.
König Ahas ging sogar so weit, sich den Göttern seiner Feinde anzubiedern, weil er seine eigenen kriegerischen Niederlagen den überlegenen Göttern der Feinde zuschrieb. Für ihn war der Sieg seiner Feinde ein klarer Beweis für die Macht dieser Götzenfiguren. Für uns in der westlichen Welt ist dies zunächst eine völlig naive Vorstellung.
Doch als ich weiter darüber nachdachte, musste ich erschrocken feststellen, dass ich oft ganz ähnlich denke. Auch wenn ich mir natürlich keinen inneren Frieden von hölzernen, steinernen oder metallenen Figuren erhoffe, so glaube ich doch oft, dass mir die Traumfigur, das eigene Haus oder der gut bezahlte Job Sieg über die Unruhe, die Sorgen und die Ängste in meinem Leben geben könnten. Dinge und Zustände werden meine selbst ernannten Götter, denen ich nachjage.
Dabei ist doch ganz klar, dass die Erfüllung dieser Sehnsüchte meine Seele immer nur für begrenzte Zeit befriedigen kann. Ich muss also immer wieder nach neuen Göttern, neuen Heilsbringern Ausschau halten. Lasse ich jedoch Jesus Christus mein Leben bestimmen, so darf ich gewiss sein, dass ich wahren Frieden und Freiheit erlange. Derjenige, der den Tod besiegte, ist mächtig genug, alle meine Probleme zu überwinden. Er wird mir auch helfen, die anderen Götter von mir zu weisen und mich schließlich in sein Himmelreich bringen.
>> (Kathrin Stöbener. In: Leben-ist-mehr)
Kirchliche Traditionen, menschliche Vernunft und Erfahrungen mit Gott haben ihre Berechtigung, müssen der Autorität der Bibel aber untergeordnet werden.
Schon der Reformator Martin Luther (1483–1546) habe verkündet: „sola scriptura regnare“ (die Schrift soll regieren). „Er stellte sich damit gegen eine Überbetonung von Tradition, wie sie in der katholischen Kirche praktiziert wurde, der Vernunft, wie es bei der Philosophie gemacht wird, und auch der persönlichen Erfahrung, wie es zu Luthers Zeiten von den Schwärmern und Täufern getan wurde.“ Auch Luther habe jedoch nicht geleugnet, dass es Vernunftgründe, Tradition und Erfahrung gebe, die ebenfalls ihre Bedeutung hätten und auch als „Offenbarungsquelle Gottes“ infrage kämen. Sie müssten aber der Schrift untergeordnet werden.
>> (Diese Ansicht vertrat der Gemeinschaftspastor des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes AB, Martin P. Grünholz (Steinen bei Lörrach), beim Regionaltreffen des „Netzwerks Bibel und Bekenntnis“ im pfälzischen Meckenheim. In: Idea vom 30. Oktober 2020)
Christliche Vordenker gesucht! Gegen die Lethargie der „Frommen“
... sie marschieren tapfer voran, aber sie denken nicht voran. Viele leben nach dem Motto: „Steht ja schon alles in der Bibel, brauchen wir doch nur umsetzen, ist eh alles Fügung." Oder? Tatsache ist: Es gibt keine christliche Avantgarde, zu deutsch: Vorhut oder Vorkämpfer. Die braucht man aber, um im vorpolitischen Raum die richtigen Weichen zu stellen. Die wichtigen Entscheidun-gen, so hat es mir ein US-Politiker erklärt, werden „stromaufwärts" getroffen. Viele Jahre, bevor die Gesetze zur Abtreibung oder Homo-Ehe in den Parlamenten landen, findet in den Feuilletons und Fernsehshows die „Wühlarbeit" statt (leider aber auch in manchen evangelischen Synoden). Die verantwortlichen Redakteure wiederum haben ihre gesellschaftspolitische Prägung meist an Universitäten bekommen - überwiegend ein Sperrgebiet für Fromme, was die Dozentenangeht. Nicht viel besser sieht es an den kirchlichen Akademien aus.
Derweil bewegen sich Freikirchen, Landeskirchliche Gemeinschaften und sonstige evangelikale Gemeinden irgendwo zwischen Fundamentalopposition und Duldungsstarre, zwischen „Es ist alles so schlimm" und „Es war schon immer so schlimm". Rhetorisch ringen sie um Einfluß, faktisch aber haben sie sich weitgehend in die Hauskreis-Katakomben zurückgezogen. Allenfalls die christliche Unternehmer-Elite ist gut vernetzt. Doch sind die tiefsten Gesellschaftsströme nicht die finanziellen, sondern die kulturellen. Wer „Macher" und „Entscheider" will, muß sich um „Entwickler" kümmern. Für Heinrich Heine ging „der Gedanke der Tat voraus wie der Blitz dem Donner". Die Materie folgt in der Regel dem Geist, nicht umgekehrt.
In Deutschland freuen sich Evangelikale, wenn Christen beim Grand Prix-Vorentscheid oder bei „Star Search" mit dabei sind, ärgern sich aber nicht, wenn keiner zu „Sabine Christiansen" eingeladen wird. Allenfalls ein Achselzucken, wenn kein bekennender Christ unter den „100 wichtigsten jungen Deutschen“ ist, die das Jugendmagazin „Neon“ aufgelistet hat. Das Schlimme daran: Mir wäre auch keiner eingefallen. Nicht was, sondern wer - das ist die Schlüsselfrage für alle, die sich um Führungskräfte kümmern. Personen sind wichtiger als Programme. Um eine Entwicklung in Gang zu setzen, benötigt man nicht viele, sondern die Richtigen (Richter 7,1-7). Wo sind heute die Mentoren, Bewußtseinsmacher, Glaubensoptiker, die auf intelligente Art dabei helfen, sich selbst und die Welt mit den Augen des Glaubens zu sehen, Berufungen zu entdecken, Talente zu entwickeln, Verantwortung zu übernehmen?
>> (Markus Spieker. Aus Idea-Spektrum Nr. 50/2004)
Die Gesellschaft ist ohne religiöse Bindung nicht menschlicher geworden
Gauck äußerte sich zur Frage, ob früher – etwa in den 50er oder 70er Jahren – die Religion in einer Pandemie eine wichtigere Rolle als heute gespielt hätte: „Das denke ich schon. Damals haben mehr Menschen Trost im religiösen Angebot gesucht.“ Das sei vielfach verloren gegangen. Die Menschen seien mehr und mehr stolz darauf, dass sie dieser religiösen Bindung nicht mehr bedürften. Aus diesem Stolz heraus sei aber nicht mehr Lebensfreude entstanden: „Eher ein hektisches Suchen nach dem schnellen Glück.“ Der Zugewinn, von Religion befreit zu sein, sei nicht so recht erkennbar. „Die Gesellschaft ist ohne die religiöse Bindung auch nicht menschlicher geworden.“
Gauck zufolge ist die Fähigkeit schwächer geworden, Stress zu bewältigen: „Das ist eine ganz merkwürdige Folge des langen krisenfreien Lebens, zu der auch gehört, dass die Gesellschaft insgesamt nicht wirklich glücklicher geworden ist.“
>> (Altbundespräsident Joachim Gauck. In: idea / 21.12.2020)
Religion ist mehr als ein Wellnessangebot für die Seele
Noch vor einem Jahr hätte ich behauptet, dass es egal ist, ob man sonntags in der Kirche oder dienstags im Fitnessstudio seinen Geist zur Ruhe kommen lässt. Mittlerweile glaube ich, dass Religion mehr ist als ein Wellnessangebot für die Seele. Sie erzeugt nicht nur Ruhe im Kopf, sondern kann helfen, die Stille auch auszuhalten.
>> (Spiegel-Kolumnistin Anna Clauß. In: ideaSpektrum 52/53.2020)